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Überarbeitung Fußballkonzept: Es bleibt beim Abriss der Paulshöhe

Schwerin, 07.07. 2017 (red/sr). Mit der Überarbeitung des Fußballkonzepts von 2010 hatten viele Schweriner gehofft, dass die Paulshöhe erhalten bleiben könnte. Die erste Informationsvorlage der Stadtverwaltung hält aber am Abriss

  • Veröffentlicht Juli 7, 2017

Schwerin, 07.07. 2017 (red/sr). Mit der Überarbeitung des Fußballkonzepts von 2010 hatten viele Schweriner gehofft, dass die Paulshöhe erhalten bleiben könnte. Die erste Informationsvorlage der Stadtverwaltung hält aber am Abriss fest. Die Abrissgegner geben deshalb aber noch lange nicht auf. 

Von Stefan Rochow

Paulshöhe soll spätestens 2018 abgerissen werden.

Im März diesen Jahres beauftragte die Stadtvertretung die Stadtverwaltung in einer Informationsvorlage über den Umsetzungsstand des „Fußballkonzeptes von 2010“ und über die Entwicklung der Zahl der Mannschaften und den aktiven Fußballerinnen und Fußballer zu berichten.

Hintergrund ist die Tatsache, dass man in der Stadt vor gut sieben Jahren von einer anderen Bevölkerungsentwicklung ausgegangen ist als diese sich heute abzeichnet. Die Annahmen damals rechneten mit einer Einwohnerzahl von deutlich unter 90.000. Stand heute hat Schwerin aber um die 99.000 Einwohner und die Zeichen stehen nicht schlecht, dass es die Landeshauptstadt in naher Zukunft wieder schaffen kann, die für sie wichtige Zahl 100.000 zu überschreiten und damit wieder eine „Großstadt“ sein zu können. Diese im Jahr 2010 nicht abzusehenden Entwicklungen müssen natürlich auch in die Fußballkonzeption der Stadt einfließen. Ging man damals von einer Konzentration des Fußballs im Sportpark Lankow aus, hofften nun vor allem die Abrissgegner der Paulshöhe, dass Schwerins älteste Sportstätte erhalten werden könnte. Das sieht allerdings im Moment nicht danach aus.

 

Görries bleibt – Paulshöhe soll weg

 

In der Informationsvorlage der Stadtverwaltung steht:

“ Der SP Paulshöhe soll nach Schaffung notwendiger Ersatzflächen geschlossen werden. Die Schließung und Veräußerung wurde 2014 vom Beratenden Beauftragten des Innenministeriums als Maßnahme zur Haushaltskonsolidierung gefordert und ist im Zuge der kürzlich durchgeführten Workshops zur Sportentwicklungsplanung auch so kommuniziert worden.“

Im Klartext heißt das: Auch durch die veränderten Entwicklungen in Schwerin ist nicht vorgesehen, die Paulshöhe als Sportplatz zu erhalten. Vielmehr möchte man den Sportplatz Großer Dreesch mit Kunstrasen aufwerten, da dieser – nach dem Abriss der Paulshöhe – dann der einzige Fußballplatz in Schwerins Süden wäre.

 

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Abweichungen zur bisherigen Konzeption wird es aber trotzdem geben. So sollen die Sportanlagen in Görries erhalten werden. Dazu heißt es in der Informationsvorlage:

Die bestehende Vertragslage mit dem FC Mecklenburg Schwerin e.V. müssten in diesem Zusammenhang überarbeitet werden, um auch anderen Schweriner Vereinen die Nutzung dieser Anlage zu ermöglichen. Durch den Erhalt dieser Sportanlagen könnte auf den Neubau weiterer Plätze verzichtet werden. Dieser Vorschlag weicht grundlegend von der bisherigen Konzeption ab und ist dem seit 2011 gestiegenen Bedarf geschuldet.

 

Abrissgegner prüfen Bürgerbegehren

 

Geschlagen geben möchten sich die Abrissgegner der Paulshöhe aber auch trotz der negativen Nachrichten aus der Stadtverwaltung nicht. Gerade erst haben sie die Bürgerinitiative „Erhalt der Paulshöhe und des Schloßgartens“ gegründet. Gut 30 Vertreter von Vereinen und Institutionen, aber auch Stadtvertreter und der Schweriner CDU-Bundestagsabgeordnete Dietrich Monstadt kamen auf der letzten Sitzung zusammen. Dabei wurde sowohl die Prüfung der Einleitung eines Bürgerbegehrens für den Erhalt der Traditionsstätte als auch die Ausweitung der Aktionen im Sommer beschlossen.

Unsere Umfrage zum Thema Paulshöhe

 

 

Paulshöhe ist mehr als nur ein Fußballplatz

 

Die Stadtvertreter Klaus Lemke (CDU), Karsten Jagau (ASK) und Lothar Gajek (Bündnis 90 / Die Grünen) kritisieren die aus ihrer Sicht Einseitigkeit der Debatte.

„Bisher lag die Wahrnehmung viel zu einseitig auf dem Thema Fussball. Wir haben in unserer Sitzung herausgearbeitet, welche Bedeutung die Paulshöhe auch als Logistikfläche für den Wassersport, für den Schulsport und für die Anwohner hat. Diese Argumente müssen stärker bei einer Entscheidung über das Areal berücksichtigt werden.“

 

Michael Nowack von der Kanurenngemeinschaft und Kay-Olaf Schuldt von der Schweriner Rudergesellschaft unterstützen diese Wahrnehmung.

„Beide Vereine nutzen die Regattastrecke auf dem Faulen See. Hier finden zahlreiche Kinder- und Jugendregatten und sogar Europa –und Weltmeisterschaften statt. Das wäre künftig nicht mehr möglich, weil auf dem Schweriner See wegen Wellenganges solche Wettkämpfe nicht ausgetragen werden können. Die Paulshöhe benötigen wir als Logistikfläche. Das Gelände der KRG selber kann die zahlreichen langen Bootstrailer und Boote bei so einer Veranstaltung nicht annähernd aufnehmen. Die von der Stadt angebotene Alternative (Wiese am Faulen See unterhalb der Sternwarte) ist leider nicht praktikabel.“

 

Aber auch der Aspekt des Schulsports war Thema auf der Sitzung. Frau Jäger, die Direktorin der Freien Waldorfschule Schwerin:

„Wir nutzen sowohl die Sporthallen als auch Freiflächen intensiv für den Sportunterricht. Eine gute Alternative gäbe es für uns im Schloßgartenviertel nicht. Andere Sportflächen würden für unsere Kinder die Wege enorm verlängern. Deshalb wollen auch wir die Paulshöhe unseren Kindern und der ganzen Stadt Schwerin erhalten. Wir als Schule sind an einer nachhaltigen Nutzung interessiert und wollen im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten auch weiter unseren Beitrag leisten.“

 

Auch Anwohner aus dem Schloßgarten sprachen sich für den Erhalt der Paulshöhe aus. So etwa Elfriede und Renate Voss:

„Wir sind unmittelbare Nachbarn und uns stört die Sportanlage nicht. Im Gegenteil, wir sehen, wie intensiv der Platz von Vereinen und Anwohnern, besonders Kindern genutzt wird. Eine Wohnbebauung würde dies zerstören, das Schloßgartenviertel ein ganzes Stück ärmer machen und Verkehr und Nutzungskonflikte erzeugen. Wir beteiligen uns an der Initiative, um dies zu verhindern.“

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dietrich Monstadt war sichtlich angetan von dem Engagement der Vielzahl der Menschen, die in der Initiative für den Erhalt der Paulshöhe kämpfen.

 „Mich haben das Engagement und die Argumente an diesem Abend beeindruckt. Die abschließende Entscheidung über die Nutzung der Paulshöhe hat die Stadtvertretung der Landeshauptstadt Schwerin zu treffen. Ich bin mir sicher, sie wird eine gründlich abgewogene Entscheidung treffen. Sollte sie dabei zum Ergebnis kommen, die Paulshöhe zu erhalten, werde ich mich für Bundesmittel für die denkmalgeschützten und denkmalwürdigen Teile des Areals einsetzen.“

 

Die Mitglieder der Bürgerinitiative haben die Arbeitsgruppen Konzept, Öffentlichkeitsarbeit und Aktionen eingerichtet. Sie planen weitere kreative Protestaktionen und Gespräche mit Stadtvertretern und Ortsteilbeirat. Abschließend Klaus Lemke, Stephan Martini und Lothar Gajek:

„Wir prüfen auch die Einleitung eines Bürgerentscheides. Nach § 20 unserer Kommunalverfassung ist dies grundsätzlich möglich. Wir wissen aus unserer Arbeit, dass die Mehrheit der Schweriner den Erhalt dieser Stadtkultur prägenden Fläche befürwortet. Für die rechtliche Aufbereitung hat bereits Innenminister a. D. Dr. Armin Jäger seine Unterstützung zugesagt. Unser Einsatz für die Paulshöhe und das Schloßgartenviertel geht weiter, künftig auch noch stärker parteiübergreifend.“

 

Hindernisse beim Erhalt der Paulshöhe bleiben

 

Bei allem Engagement für den Erhalt des Areals, bleibt im Moment allerdings nur der Weg über die Stadtvertretung, die den Beschluss des Abriss zurücknehmen müsste. Immer wieder wird dort allerdings betont, dass eine Veränderung dieses Beschluss die Zurückzahlung von Fördergeldern durch die Landeshauptstadt zur Folge haben könnte. Diese Befürchtung bezieht sich auf den Bau zweier Funktionsgebäude im Sportpark Lankow, die in diesem Monat bzw. im kommenden November fertig sein sollen. Dieser Bau ist nur mit erheblichen Fördermitteln seitens des Landes möglich geworden. Als Förderbedingung, so wird immer wieder von der Stadtverwaltung gesagt, sei hier die Verwertung der Paulshöhe benannt worden.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

0 Comment

  • Paulhöhe muß bleiben für immer und ewig.für jugend sport und heimat mehr geht nicht!

  • muss bleiben alleine für die kids und es ist da alles perfekt also für immer stehen lassen

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