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Stadtvertretung beschließt: Grunthalplatz soll Gedenkplatz werden

Schwerin, 01.03.2016 (stm). Der Platz vor dem Hauptbahnhof Schwerin soll zum Gedenkplatz werden. Darauf einigten sich gestern die gewählten Stadtpolitiker in großer Mehrheit. Der Status eines Gedenkplatzes würde die Ehre

  • Veröffentlicht März 1, 2016

Schwerin, 01.03.2016 (stm). Der Platz vor dem Hauptbahnhof Schwerin soll zum Gedenkplatz werden. Darauf einigten sich gestern die gewählten Stadtpolitiker in großer Mehrheit. Der Status eines Gedenkplatzes würde die Ehre und das Gedenken an Marianne Grunthal schützen, und beispielsweise das Demonstrationsrecht auf dem Platz einschränken. Das letzte Wort hat aber das Land.

Bild: Elisabeth S. Meyer-Lassahn/ Wikimedia Commons, the free media repository
Bild: Elisabeth S. Meyer-Lassahn/ Wikimedia Commons, the free media repository

Die Intention des Antrages kam von der ASK, und wurde dann durch die Fraktion der Linken unterstützt, die dann einen Ersetzungsantrag stellten, um der Wählergemeinschaft Rückenwind zu geben. Am Ende gab es einen gemeinsamen Antrag, der bei 5 Enthaltungen und einer Gegenstimme beschlossen wurde.

Gedenkplatz soll die Ehre der Marianne Grunthal schützen

 

Diese Orte können nur durch Landrecht bestimmt werden. Laut Empfehlung der Verwaltung ist es allerdings möglich, das Land um die Anerkennung des Grunthalplatzes als Ort des Gedenkens anzufragen. Der Status eines Gedenkplatzes, nach dem Gräberstättengesetz MV würde zukünftig den Platz vor Demonstrationen schützen, um an die Gewalt-, und Willkürherrschaft im dritten Reich zu erinnern.

Marianne Grunthal – Die Geschichte hinter dem Namen

 

Es war der 2. Mai 1945, in einem Augenzeugenbericht heißt es: „Einer der Soldaten ging zum Motorrad, nahm aus der Tasche ein Band. Er machte eine Schlinge, legte sie der Frau um den Hals und stellte sie auf den Absatz des Laternenpfahls. Der zweite Soldat stieg auf seinen Motorradsattel und machte die Schlinge oben fest. Er stieg herunter, dann stießen beide die Frau vom Sockel des Mastes. Es herrschte eisiges Schweigen. Meine Mutter und ich weinten – viele andere Menschen um uns herum ebenso. Doch plötzlich gab es am Laternenpfahl einen Ruck, die Frau fiel zu Boden – die Schnur war gerissen. Erschreckt darüber diskutierten die Soldaten. Die Frau wollte aufstehen, doch die Knie versagten ihr den Dienst. Da entdeckte einer der Soldaten am Bahnübergang eine Fernmeldeeinheit, die dort stationiert war. Er lief quer über den Platz und kam noch kurzer Zeit mit einem Fernmeldekabel zurück. Daraus machte er wieder eine Schlinge, legte sie der Frau erneut um den Hals, stellte sie wieder auf den Absatz des Laternenpfahls…“

Den ganzen Augenzeugenbericht gibt es hier in einem SVZ Artikel aus dem Jahr 2013.

Der Weg zum demonstrationsfreien Gedenkplatz ist weit

 

Bevor der Grunthalplatz den Status eines Gedenkplatzes erhält muss noch einiges passieren. Hier die Herleitung.

Erster Schritt: In § 2 des Gesetz zur Sicherung des öffentlichen Friedens auf Gräberstätten in Mecklenburg-Vorpommern heißt es, „Die Gräberstätten sind als Orte der stillen Einkehr und des ungestörten Gedenkens der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gewidmet. Sie werden dazu erhalten, auch für künftige Generationen die Erinnerung an die schrecklichen Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft zu bewahren.“

Zweiter Schritt: Sollte das Land den Grunthalplatz entsprechend definieren, würde dadurch § 15 des Gesetz über Versammlungen uns Aufzüge greifen, dort heißt es;

(1) Die zuständige Behörde kann die Versammlung oder den Aufzug verbieten oder von bestimmten Auflagen abhängig machen, wenn nach den zur Zeit des Erlasses der Verfügung erkennbaren Umständen die öffentliche Sicherheit oder Ordnung bei Durchführung der Versammlung oder des Aufzuges unmittelbar gefährdet ist.

(2) Eine Versammlung oder ein Aufzug kann insbesondere verboten oder von bestimmten Auflagen abhängig gemacht werden, wenn 1. die Versammlung oder der Aufzug an einem Ort stattfindet, der als Gedenkstätte von historisch herausragender, überregionaler Bedeutung an die Opfer der menschenunwürdigen Behandlung unter der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft erinnert […]

Wird der 2. Mai zum regionalen Gedenktag?

 

Die ASK regt nicht nur deswegen an, im Jahr 2017 einen regionalen Gedenktag für Marianne Grunthal rund um die Geschehnisse am 2. Mai 1945 zu veranstalten. Wie und in welcher Form, stehe derzeit noch nicht fest.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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