1,1 Millionen unbezahlte Überstunden in Schwerin
Einem „Überstunden-Monitoring“ des Pestel-Instituts zufolge haben die Beschäftigten in Schwerin im vergangenen Jahr rund 2 Millionen Überstunden geleistet. Davon blieben 1,1 Millionen der Studie zufolge unbezahlt. Auftraggeber des Monitorings war
Einem „Überstunden-Monitoring“ des Pestel-Instituts zufolge haben die Beschäftigten in Schwerin im vergangenen Jahr rund 2 Millionen Überstunden geleistet. Davon blieben 1,1 Millionen der Studie zufolge unbezahlt. Auftraggeber des Monitorings war die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).
Allein im Gastgewerbe etwa 45.000 Überstunden
Die NGG interessierte dabei zusätzlich, wie sich diese Statistik im Bereich der ca. 2300 Beschäftigten in Schweriner Hotels, Restaurants und Gaststätten darstellt. Hier waren es insgesamt etwa 45.000 Überstunden. Davon blieben 44 Prozent unbezahlt. „Von der Küchenhilfe im Hotel bis zum Kellner im Biergarten: Wer im Gastgewerbe arbeitet, ist auf jeden Euro angewiesen. Dabei sind 33 Prozent dieser Arbeitsplätze in Schwerin Minijobs“, sagt NGG-Geschäftsführer Jörg Dahms.
Damit spricht Dahms gleich ein zusätzliches Problem an, denn Minijobber dürfen keinen Cent mehr verdienen. „Also werden die Überstunden entweder gar nicht oder schwarz bezahlt – bar auf die Hand. Statt Minijobber mit 450 Euro abzuspeisen, sollte das Gastgewerbe endlich mehr Menschen regulär beschäftigen und ordentlich bezahlen“, fordert der Gewerkschafter.
Kampagne für faire Arbeitsbedingungen
Da diese Entwicklungen nicht im Sinne der Beschäftigten sein können, und gerade im Gastgewerbe ohnehin überdurchschnittlich häufig an Wochenenden, Feiertagen, spätabends und auf Abruf zu arbeiten, geht die Gewerkschaft nun in die Offensive. „#fairdient“ heißt eine neue Kampagne, mit der man sich hinter die Beschäftigten in Schwerin stellt. Denn neben all den genannten Problemen, die man ebenfalls damit angehen will, steht noch ein weiteres ins Haus. Die DEHOGA, der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband, in dem zahlreiche Arbeitgeber der Branche organisiert sind, drängt die Politik derzeit zu weiteren Flexibilisierungen. „Es geht darum, das Arbeitszeitgesetz zu durchlöchern. Ziel der Arbeitgeber ist es, die Höchstarbeitszeit auf bis zu 13 Stunden pro Tag auszuweiten“, erläutert Dahms.
Damit würde das Image der Branche weiter verschlechtert. Schon heute lernen im Hotel- und Gaststättengewerbe unterdurchschnittlich viele Auszubildende. Und schon heute verlassen viele langjährige Arbeitnehmer ihre Unternehmen und wechseln in andere Branchen. Diese Trends werden sich dann eher verstärken.