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Altstadtfest steht nach Kündigung der Veranstalter auf der Kippe

Die Veranstalter des Altstadtfestes haben sich wegen steigender Kosten von der Organisation des Events zurückgezogen. Die Stadt möchte nun einen neuen Veranstalter finden.

  • Veröffentlicht Januar 17, 2018

Das war ein Paukenschlag: Vor wenigen Tagen haben Arno Teegen und Matthias Wölk den Verantwortlichen in der Stadt mitgeteilt, dass sie in Zukunft das Altstadtfest nicht mehr ausrichten werden. Die Unternehmer, die ich auch alljährlich für die Organisation des Weihnachtsmarkt verantwortlich zeichnen, habe in den letzten Jahren mit dem Altststadtfest ein Publikumsmagnet geschaffen, dass am zweiten September-Wochenende stets um die 100.000 Besucher anlockte. Damit ist nun Schluss und eine Weiterführung durch einen anderen Anbieter ist im Moment nicht in Sicht. Teegen und Wölk begründen den Schritt mit gestiegenen Kosten und das es immer schwieriger werden würde, für das Format Sponsoren zu finden. So wären beispielsweise die Gema-Gebühren ein größer gewordener Kostenblock und auch die Ausgaben für Sicherheitsmaßnahmen seien in den letzten Jahren angestiegen. Alles in allem, können die Unternehmer die Ausrichtung „wirtschaftlich nicht mehr verantworten“. Das haben sie auch Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) mitgeteilt. 

 

Neues Konzept und Ausschreibung

 

Die Reaktion aus der Stadtpolitik kommt nun prompt. CDU-Fraktionsvorsitzender Sebastian Ehlers kündigt für seine Fraktion einen Antrag zur kommenden Stadtvertretersitzung an, der den Oberbürgermeister beauftragen soll, gemeinsam mit der Stadtmarketing Gesellschaft, der Privaten Marketing Initiative und der Werbegemeinschaft Altstadt, Kriterien für das Altstadtfest aufzustellen und eine Ausschreibung für eine mehrjährige Vergabe zu initiieren. Dabei soll auch eine kritische Betrachtung sämtlicher Kosten vorgenommen werden.

„Das Altstadtfest ist schon seit Jahrzehnten ein beliebtes Freizeitvergnügen für Jung und Alt. Es bringt Gäste in die Stadt, davon profitieren insbesondere der Einzelhandel und die Gastronomie.“, so Sebastian Ehlers. In der jetzt entstandenen Situation sieht Ehlers die Chance, das Altstadtfest „konzeptionell weiterzuentwickeln.“

Für SPD-Fraktionschef, Christian Masch steht fest, dass es auch in diesem Jahr wieder ein Altstadtfest geben muss. „Seit vielen Jahren bereichert das Altstadtfest unser Stadtleben.“, so Masch. 

Auch die Stadtverwaltung möchte an dem Altstadtfest festhalten. Deshalb begibt man sich nun auf die Suche nach Multiplikatoren. Wie man es schon vorher beim Weihnachtsmarkt gemacht hat, plant die Stadt nun eine Ausschreibung zu initiieren und dann mit einem neuen Veranstalter einen langjährigen Vertrag abzuschließen. Zuvor sollen aber Stadtmarketing-Gesellschaft, die privaten Marketing-Initiativen, die Innenstadt-Gastronomen und die Werbegemeinschaft Altstadt gemeinsam ein Anforderungsprofil für den neuen Veranstalter erarbeiten, das dann Bestandteil der Ausschreibung werden soll. „Auf eine so besucherstarke Veranstaltung möchte die Stadt nicht verzichten. Wir wissen, dass es auch andere Veranstalter gibt, die sich dafür interessieren, wollen die Absage aber gleichzeitig für eine Qualitätssteigerung des Altstadtfestes nutzen. Jetzt geht Qualität vor Schnelligkeit“, so Wirtschaftsdezernent Bernd Nottebaum. Für dieses Jahr könne er sich aber als Übergang eine kleinere Variante vorstellen. Ob es aber tatsächlich in diesem Jahr noch etwas wird, das steht in den Sternen. 

Für die Landtagsfraktion der AfD im Schweriner Schloss sind die Schuldigen für den Rückzug des Veranstalters schnell festgemacht. „An den GEMA-Gebühren wird das kaum liegen – schließlich ist es völlig normal, dass die Gebühren angepasst werden. Das war auch in der Vergangenheit immer so. Hauptgrund dürften die umfangreichen und teuren Sicherheitsmaßnahmen sein, die durch die Politik der Regierung leider nötig geworden sind.“, so AfD-Fraktions-Chef, Nicolaus Kramer. Für den AfD-Politiker steht daher fest, dass sich das Land an den Kosten für das Altstadtfest beteiligen muss. „Durch die Migrationskrise leben in Mecklenburg-Vorpommern tausende Menschen, die ohne jegliche Kontrolle in unser Land gelassen wurden. Jeder weiß, was das für unsere gegenwärtige Sicherheitslage bedeutet. Da kann sich die Landesregierung ruhig auch mal an den gestiegenen Sicherheitskosten des Altstadtfestes beteiligen.“, so Kramer.

 

Auch Public Viewing-Veranstalter bei Fußballereignissen steht nicht mehr zur Verfügung

 

 

Der Rückzug des Veranstalters vom Altstadtfest ist aber nicht das einzige Problem der Stadtverwaltung. So ist bekannt geworden, dass auch der bisherige Public Viewing-Veranstalter bei Fußballereignissen nicht mehr zur Verfügung steht. Für Fußballfans, die sich  bei der diesjährigen WM im Juni und Juli auf ein Public Viewing gefreut haben, ist das keine gute Nachricht. „Auch hier bitten wir den Oberbürgermeister, mit potenziellen Veranstalter für ein Public Viewing das Gespräch zu suchen, so dass für alle Fußballfans im Juni und Juli die Teilnahme an einem Public-Viewing in Schwerin möglich ist.“, so SPD-Fraktionschef, Christian Masch. 

Ob sich für das Altstadtfest oder das Publik Viewing noch in diesem Jahr noch eine Lösung finden lässt, ist aber ungewiss. So lobenswert eine neue Konzipierung auch erscheint, bleibt nach wie vor fraglich, ob man die Veranstaltung wieder auf wirtschaftlich sichere Füsse stellen kann. Das ist und bleibt die Hauptherausforderung für Stadtverwaltung und Politik.

 

 

Written By
Stefan Rochow

ist Journalist, Unternehmer und Gründer der digitalen Tageszeitung "Schwerin-Lokal". Mail: redaktion@schwerin-lokal.de

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