Steuern, Wettbewerb und Marktmechanik:
Warum Tanken in Schwerin so teuer bleibt
Trotz sinkender Ölpreise bleibt Tanken in Schwerin teuer. Steuern, internationale Märkte und lokale Wettbewerbsmuster bestimmen den Preis – Entlastung für Autofahrer ist kaum in Sicht.

Wer derzeit in Schwerin an die Zapfsäule fährt, wundert sich. Ein Liter Super E10 kostet im Stadtgebiet aktuell zwischen 1,66 und 1,75 Euro, je nach Tankstelle und Tageszeit. Diesel ist nur geringfügig günstiger. Viele Autofahrer fragen sich: Wieso schwanken die Preise so stark? Und warum bleiben sie trotz gesunkenem Ölpreis im internationalen Markt auf einem vergleichsweise hohen Niveau? Ein genauer Blick auf die Zusammensetzung des Benzinpreises, die Mechanismen des Wettbewerbs und Stimmen aus der Branche gibt Antworten.
Steuern als größter Kostentreiber
Der wichtigste Faktor für die hohen Spritpreise in Schwerin, wie auch im Rest der Republik, sind die staatlichen Abgaben. Nach Berechnungen des ADAC entfallen rund 61 Prozent des Endpreises auf Steuern. Dazu gehören die Energiesteuer von 65,45 Cent pro Liter Benzin, die CO₂-Abgabe, die 2025 bei 45 Euro pro Tonne liegt und etwa 1,5 Cent pro Liter ausmacht, sowie die Mehrwertsteuer von 19 Prozent.

Der Bundesverband freier Tankstellen (bft) rechnet dies konkret vor: Bei einem Verkaufspreis von 1,76 Euro pro Liter Super E10 entfallen 1,02 Euro auf Abgaben, während der reine Warenwert für Rohöl, Raffinierung, Transport und Vertrieb lediglich 74 Cent beträgt. Auch wenn der Ölpreis also am Weltmarkt fällt, bleibt ein Sockelbetrag bestehen, den der Staat durch Steuern vorgibt. Für Verbraucher in Schwerin bedeutet das: Der Spielraum für Preissenkungen ist begrenzt.
Marktmechanik: Rotterdam wichtiger als Rohöl
Ein weiterer Grund, warum die Preise in Schwerin relativ hoch bleiben, liegt in den internationalen Marktmechanismen. Der Preis an den Tankstellen folgt nicht direkt dem Rohölpreis, sondern dem Großhandelspreis in Rotterdam, wo Benzin und Diesel für den europäischen Markt gehandelt werden. Dieser Preis wird nicht nur durch das Rohöl bestimmt, sondern auch durch Raffineriekapazitäten, Transportkosten und internationale Nachfrage.
Hinzu kommt der Wechselkurs: Da Öl in US-Dollar gehandelt wird, verteuert ein schwacher Euro die Kraftstoffimporte nach Europa. So erklärt sich, warum sinkende Ölpreise nicht automatisch in Schwerin ankommen. Auch Verzögerungseffekte spielen eine Rolle: Tankstellenbetreiber kaufen Kraftstoff oft über längerfristige Verträge ein, sodass Preissenkungen erst Wochen später durchschlagen.
Wettbewerb in Schwerin: teuer am Morgen, günstiger am Abend

Ein Blick auf die Preisdiagramme für Schwerin zeigt ein klares Muster. Frühmorgens zwischen 5 und 7 Uhr liegen die Preise fast immer am höchsten. Im Laufe des Tages sinken sie schrittweise und erreichen meist zwischen 18 und 20 Uhr ihr Tagestief. Der Unterschied kann bis zu zehn bis zwölf Cent pro Liter betragen, bei einer 50-Liter-Tankfüllung also bis zu sechs Euro.
Die Erklärung dafür ist einfach: Morgens, wenn Pendler zur Arbeit fahren, ist die Nachfrage hoch. Autofahrer achten weniger auf Preise, weil sie tanken müssen. Tankstellen nutzen das, um höhere Preise durchzusetzen. Abends hingegen ist die Nachfrage niedriger, der Wettbewerb zwischen den Anbietern intensiver und die Preise sinken.
Das Bundeskartellamt überwacht diesen Prozess seit Jahren über die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe (MTS‑K). Jede Tankstelle in Schwerin muss Preisänderungen in Echtzeit melden. Die Behörde hat in mehreren Berichten bestätigt, dass es sich dabei nicht um illegale Absprachen handelt, sondern um ein typisches Muster des Wettbewerbs.
Stimmen aus der Branche
Auch die Mineralölkonzerne selbst äußern sich zu den Preisdebatten. Aral-Chef Achim Bothe sagte im Sommer 2025 in einem Interview mit der „Auto-Zeitung”, dass alternative Kraftstoffe stärker unterstützt werden müssten:
„Wir brauchen politische Steueranreize für emissionsärmere Kraftstoffe. HVO und unsere Futura-Produkte sparen bis zu 85 Prozent CO₂ im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen. Das könnte schon heute ein wichtiger Hebel für mehr Klimaschutz im Straßenverkehr sein.“
Gleichzeitig kritisierte Bothe das abrupte Ende der staatlichen Förderung für Elektroautos als „falsches Signal“, weil es die Investitionsbereitschaft schwäche.
Shell hingegen geriet 2024 in die Schlagzeilen, als das Landgericht Hamburg dem Konzern untersagte, mit „CO₂-neutralem Fahren“ zu werben. Die Begründung: Die zugrunde liegenden Kompensationsprojekte seien nicht ausreichend überprüfbar. Umweltverbände warfen Shell zudem vor, fragwürdige Klimagutschriften in seine Strategie einzubauen.
Diese Stimmen zeigen: Während Aral den Fokus auf klimafreundlichere Produkte legt, steht Shell stärker in der Kritik, was Transparenz und Glaubwürdigkeit betrifft.
Fazit: Schweriner Autofahrer bleiben belastet
Für Autofahrer in Schwerin bedeutet all das: Billig wird das Tanken auch künftig nicht. Der Großteil des Preises geht auf staatliche Abgaben zurück, der Rest hängt von internationalen Märkten und tageszeitlichen Schwankungen ab. Zwar können Verbraucher durch geschicktes Tanken, am besten abends, etwas sparen, doch die generelle Belastung bleibt.
Wer am Morgen auf dem Weg zur Arbeit tankt, zahlt fast immer drauf. Wer abends tankt, kann immerhin ein paar Cent sparen. Doch am Grundproblem ändern auch diese Tipps nichts: Der Benzinpreis in Schwerin bleibt hoch und er ist ein Spiegelbild aus Steuerpolitik, internationalen Märkten und lokalem Wettbewerb. Wer derzeit in Schwerin an die Zapfsäule fährt, muss tief in die Tasche greifen. Ein Liter Super E10 kostet im Stadtgebiet aktuell zwischen 1,66 und 1,70 Euro, je nach Tankstelle und Tageszeit. Diesel ist nur geringfügig günstiger.



