Di, 13. Mai 2025
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Konzept von Sternentaler e.V.:
Betreutes Einzelwohnen für Jugendliche

Wohngruppen sind eine bekannte Alternative für Jugendliche, die nicht bei ihren Eltern bleiben können. Doch das ist nicht für jeden geeignet. Sternentaler e.V. hat deshalb das Konzept des betreuten Einzelwohnens

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  • Veröffentlicht Mai 8, 2025
Geschäfts­führer Heiko Höck­er (Foto, l.) und Sören Klaus (r.) Kun­den­be­treuer der WGS arbeit­en seit 2018 zusam­men am Konzept des betreuten Einzel­wohnens. Foto: WGS

Seit rund sieben Jahren bietet der Vere­in für Kinder‑, Jugend- und Fam­i­lien­hil­fe Ster­nen­taler e.V. diese beson­dere Wohn­form an. Geschäfts­führer Heiko Höck­er wen­det sich regelmäßig an die WGS, wenn ein Jugendlich­er im betreuten Einzel­wohnen unterkom­men soll. Sein regelmäßiger Ansprech­part­ner ist Kun­den­be­treuer Sören Klaus.

Redak­tion: Wie sind Sie auf die Idee des betreuten Einzel­wohnens gekom­men?
Heiko Höck­er: Manche Jugendliche sind nicht grup­pen­fähig und haben zum Beispiel Bindungsstörun­gen. 2018 haben wir dann das Konzept entwick­elt, um jun­gen Men­schen die Chance zu geben, mith­il­fe von Betreuern in ein­er eige­nen kleinen Woh­nung selb­st­ständig zu wer­den und auf eige­nen Beinen zu ste­hen.

Redak­tion: Welche Voraus­set­zun­gen gel­ten für diese Wohn­form und wie wer­den die Jugendlichen unter­stützt?
Heiko Höck­er: Die Jugendlichen müssen zwis­chen 16 und 18 Jahre alt sein, dür­fen keine Alko­hol- oder Dro­gen­prob­leme haben und müssen etwas tun – also entwed­er gehen sie noch zur Schule, sind in ein­er berufsvor­bere­i­t­en­den Maß­nahme oder bere­its in Aus­bil­dung. Unsere Betreuer helfen bei allen All­t­ags­din­gen – sie teilen wöchentlich 100 Euro für den Leben­sun­ter­halt zu, zeigen, wie man gesund kocht und auch wie man putzt und wäscht. Was monatlich von der Grund­sicherung übrig bleibt, fließt zum einen in Kosten für Inter­net oder Handy und wird für Klei­dung anges­part. So ler­nen sie, mit Geld umzuge­hen.

Redak­tion: Wann kam die WGS ins Spiel?
Heiko Höck­er: 2018 haben wir den ersten Jugendlichen bei der WGS unterge­bracht und in Sören Klaus einen sehr guten Ansprech­part­ner mit einem hohen Maß an sozialem Ver­ständ­nis gefun­den. Er inter­essiert sich für die Geschicht­en der einzel­nen Jugendlichen.

Redak­tion: Herr Klaus – wie gehen Sie vor, wenn Heiko Höck­er mit ein­er Anfrage auf Sie zukommt?
Sören Klaus: Ich bin im Stadt­teil Lankow tätig und muss vor allem schauen, ob wir ger­ade etwas Passendes frei haben. Dann verabre­den wir eine klas­sis­che Besich­ti­gung, sodass ich auch immer die Gele­gen­heit habe, die Jugendlichen ken­nen­zuler­nen. Wir sprechen dann auch über Rück­sicht­nahme gegenüber Nach­barn und vieles mehr. Heiko Höck­er und ich ste­hen zu jedem Zeit­punkt im Aus­tausch.

Redak­tion: Waren Sie von Anfang an so aufgeschlossen?
Sören Klaus: Ich war zuerst vor­sichtig, weil ich mit Jugendlichen aus prob­lema­tis­chen Fam­i­lien­si­t­u­a­tio­nen noch keine Berührungspunk­te hat­te, aber ich muss sagen, dass nur sehr sel­ten eine Maß­nahme abge­brochen wor­den ist. In der Regel funk­tion­iert das betreute Einzel­wohnen sehr gut! Die Erfolge zeigen, dass es sich lohnt, den Jugendlichen diese Chance zu bieten.

Redak­tion: Welche Erfol­gs­geschicht­en gibt es zum Beispiel?
Heiko Höck­er: Da ist eine junge Frau mit Migra­tionsh­in­ter­grund, die ein Gym­na­si­um besucht, ehre­namtlich bei UNICEF arbeit­et und bald studieren möchte. Oder ein junger Schw­er­iner, der sich selb­st ans Jugen­damt gewandt hat , weil seine Eltern ihn raus­ge­wor­fen haben. Er hat­te eine Lehre im Sinn, sie woll­ten unbe­d­ingt, dass er studiert – das war der Grund. Jet­zt ist er in der Bewer­bungsphase für eine Aus­bil­dung. Sein Fall zeigt: Es sind oft­mals intel­li­gente Jugendliche, die ein­fach in schwierige Umstände ger­at­en sind. Wer­den sie volljährig, müssen sie übri­gens nicht ausziehen, son­dern haben die Möglichkeit, weit­er­hin in der WGS-Woh­nung zu bleiben. Der Mietver­trag wird dann von uns auf sie umgeschrieben.