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Nach Bundestagsabstimmung:
„Wir sind die Brandmauer!“ – Schweriner demonstrieren vor CDU-Büro

Die CDU gerät auch in Schwerin in die Kritik, nachdem die AfD ihrem Antrag im Bundestag zugestimmt hat. Die Teilnehmer einer Kundgebung forderten gestern eine Brandmauer für Toleranz und Vielfalt.

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  • Veröffentlicht Februar 3, 2025
Demonstartion gegen die CDU in Schwerin
Gut 100 Men­schen demon­stri­erten am Son­ntag vor der Lan­des­geschäft­stelle in Schw­erin. Foto: Marc Eis­ing

 

Nach dem Anschlag in Aschaf­fen­burg platzte Friedrich Merz (CDU) der Kra­gen. Die Union set­zte einen Entschließungsantrag auf die Tage­sor­d­nung des deutschen Bun­destags, um eine Kehrtwende in der Migra­tionspoli­tik einzuläuten. Der Antrag wurde am Mittwoch mit knap­per Mehrheit durch die Stim­men der AfD ver­ab­schiedet. Das am Fre­itag disku­tierte “Zus­trombe­gren­zungs­ge­setz” wurde im Bun­destag abgelehnt. Die gemein­same Abstim­mung der CDU und FDP mit der AfD sorgt im gesamten Bun­des­ge­bi­et für Proteste.

100 Menschen versammeln sich am Nordufer des Pfaffenteichs

Der Ver­anstal­ter der Mah­nwache, Sebas­t­ian Hüller, zeigte sich über die rege Teil­nehmerzahl erfreut. “Ich dachte, ich ste­he hier mit fünf Leuten, aber Schw­erin kann doch was.” Laut Angaben des Ver­anstal­ters ver­sam­melten sich 100 Schw­er­iner­in­nen und Schw­er­iner an der Nord­seite des Pfaf­fen­te­ichs, um für die Brand­mauer zu demon­stri­eren. Hüller ist Bun­destagskan­di­dat für die Grü­nen und kan­di­diert für den Wahlkreis 13.

 

Foto: Marc Eis­ing

 

In sein­er Rede kri­tisierte der Bun­destagskan­di­dat das Abstim­mungsver­hal­ten der CDU und FDP, die erst­mals im deutschen Bun­destag einen Entschließungsantrag mit Stim­men der AfD ver­ab­schiedet hat­ten. Schnell kam Hüller von der Bun­de­spoli­tik auf seine Mah­nwache zu sprechen: “Es geht nicht darum, heute Hass zu ver­bre­it­en, oder die CDU als “Nazis” zu beze­ich­nen, son­dern ein Zeichen für Tol­er­anz zu set­zen und dafür zu sor­gen, dass es nicht mehr dazu kommt”, so Hüller.

Schweriner ziehen vor das CDU-Büro

Mit selb­st­ge­baut­en Trans­par­enten und einem großen Ban­ner zogen die Demon­stran­ten vor das CDU-Büro in der Wis­marschen Straße. “Wir sind die Brand­mauer” und “Wir haben genug Platz”, riefen vere­inzelt ein paar junge Män­ner. Etwas abgeschla­gen erin­nerte sich ein Jugendlich­er noch an die Ober­bürg­er­meis­ter­wahl, wo die Schw­er­iner FDP vor der Stich­wahl keine Wahlempfehlung für den amtieren­den Ober­bürg­er­meis­ter Rico Baden­schi­er aus­ge­sprochen hat­te. Die Stim­mung bei den Teil­nehmern ist anges­pan­nt. Die meis­ten Schw­er­iner blick­en mit Sorge auf die aktuelle Sit­u­a­tion. Kurz bevor sich die Demon­stran­ten in Rich­tung der Wis­marschen Straße bewegten, ergriff ein Frei­williger das Wort. Ihn stört, dass Men­schen nur auf­grund ihrer Ein­wan­derungs­geschichte “aktuell so angearscht wer­den.” Besorgt zeigte sich auch die 17-jährige Annelie Schwarz: “Ich bin von der CDU ent­täuscht. Ziel muss es sein, sich demokratis­che Mehrheit­en in der Mitte des Par­la­ments zu organ­isieren und nicht auf Teufel komm raus am recht­en Rand nach anti­demokratis­chen Mehrheit­en zu fis­chen.” Sie befürchtet, dass die AfD durch solche Aktio­nen “mehr und mehr rel­a­tiviert” wird. Vor der Ein­gangstür des CDU-Büros zün­de­ten die Schw­er­iner Kerzen an, um der Brand­mauer zu gedenken und sie wieder aufzubauen.

»Lies auch: Diet­rich Mon­stadt im Inter­view über CDU-Migra­tionsanträge: „Emo­tion­al­ität entste­ht vor allem, wenn Prob­leme nicht ange­gan­gen wer­den”

Kollegen mit Migrationshintergrund haben Angst

Unter dem Balkon des CDU-Büros kam ein frei­williger Sprech­er auf die Sit­u­a­tion in den Betrieben zu sprechen. Viele Kol­le­gen mit Migra­tionsh­in­ter­grund bere­it­et die aktuelle Diskus­sion zur Ver­schär­fung der Migra­tionspoli­tik Sorge. Vor allem, dass die CDU die Stim­men der AfD, die in mehreren Bun­deslän­dern als gesichert recht­sex­trem eingestuft wird, in Kauf genom­men hat, sorgt bei Kol­le­gen mit Ein­wan­derungs­geschichte für Unver­ständ­nis.
Beson­ders per­fide find­et er den Zeit­punkt des Entschließungsantrags.

Foto: Marc Eis­ing

 

Wenige Stun­den vor der Abstim­mung des Entschließungsantrags hat der Bun­destag den Opfern des Nation­al­sozial­is­mus gedacht. “Der Zeit­punkt ist Men­schen­ver­ach­t­end”, warf der Sprech­er der Union vor. Er zeigte sich auch schock­iert darüber, dass Men­schen gestern noch gegen die „Rem­i­gra­tions-Pläne” der AfD demon­stri­ert haben und heute Kerzen vor dem CDU-Büro anzün­den müssen.

“Kälte mit Wärme begegnen”

Nach ein­er Stunde ver­sam­melten sich die Schw­er­iner wieder am Nor­dufer des Pfaf­fen­te­ichs. “Ich habe das Ver­trauen in die Führungsper­so­n­en der CDU ver­loren”, so Hüller. Er appel­lierte aber an die Parteim­it­glieder der CDU, die Mitte ihrer Partei zu motivieren, zukün­ftig die Brand­mauer zur AFD einzuhal­ten und keine “gemein­samen Sachen im Bun­destag zu beschließen.” Die Abstim­mung über den Entschließungsantrag ist nicht nur ein poli­tis­ches The­ma, son­dern führt auch unter den Schw­er­inern zu Kon­flik­ten. Der Ver­ant­wortliche rief dazu auf der “Kälte mit Wärme zu begeg­nen”, mit seinen Nach­barn ins Gespräch zu kom­men und auch nach rechts und links zu guck­en. Hüller ermutigte die Teil­nehmer, dem Wahllokal am 23. Feb­ru­ar einen Besuch abzus­tat­ten und Demon­stra­tio­nen zu organ­isieren, um die Brand­mauer gegen die AfD wieder aufzubauen.

Nach gut zwei Stun­den löste sich die Demon­stra­tion am Nor­dufer des Pfaf­fen­te­ich­es auf. Die Ver­anstal­tung ver­lief friedlich ohne Gegen­proteste. Weit­ere Demon­stra­tio­nen sind in Schw­erin bere­its geplant. Schon mor­gen kom­men Schw­er­iner um 17:00Uhr auf dem Mark­t­platz zusam­men, um gegen den Recht­sruck zu demon­stri­eren.

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