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Bundeskanzler Merz zu Besuch in Schwerin:
Politik-Gespräche am Vormittag, Unternehmensbesuch am Nachmittag

Bundeskanzler Friedrich Merz besuchte Schwerin: Teilnahme an der Kabinettssitzung, Gespräche mit Ministerpräsidentin Schwesig und Besuch beim Medizintechnik-Hersteller Ypsomed standen auf dem Programm.

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  • Veröffentlicht November 4, 2025
Bundeskanzler Merz in Schwerin
In der Staatskan­zlei trug sich Kan­zler Merz in das Gold­ene Buch des Lan­des ein. Foto: Jens Ger­ling

 

Bun­deskan­zler Friedrich Merz (CDU) hat Dien­stag Schw­erin besucht. Sein Besuch find­et im Rah­men sein­er laufend­en Län­der­reise statt, bei der er bis zum Jahre­sende alle Bun­deslän­der besuchen möchte. Ziel ist nach Angaben der Bun­desregierung, sich vor Ort über wirtschaftliche Entwick­lun­gen, regionale Her­aus­forderun­gen und poli­tis­che Schw­er­punk­t­set­zun­gen auszu­tauschen.

Vor der Staatskan­zlei wurde Merz am Vor­mit­tag von Min­is­ter­präsi­dentin Manuela Schwe­sig (SPD) emp­fan­gen. In der Staatskan­zlei trug sich der Kan­zler zunächst in das Gold­ene Buch des Lan­des ein. Anschließend nahm er an der reg­ulären Kabi­nettssitzung der Lan­desregierung teil. The­men waren nach Angaben der Lan­desregierung Wirtschaft­sen­twick­lung, Energiekosten, Arbeits­mark­t­fra­gen und zen­trale Infra­struk­tur­pro­jek­te.

Bun­deskan­zler Friedrich Merz nahm an der Kabi­nettssitzung in Schw­erin teil. Foto: Jens Ger­ling

 


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Schwe­sig erk­lärte im Vor­feld, Meck­len­burg-Vor­pom­mern habe in den ver­gan­genen Jahren wirtschaftliche Verän­derun­gen erlebt, unter anderem mit ein­er stärk­eren Entwick­lung im Bere­ich Gesund­heitswirtschaft und Medi­z­in­tech­nik. Dies solle auch dem Kan­zler im weit­eren Besuchsver­lauf vorgestellt wer­den.

Besuch bei Ypsomed folgte

Im Anschluss besuchte Friedrich Merz das Medi­z­in­tech­nik-Unternehmens Ypsomed . Das Unternehmen pro­duziert unter anderem Injek­tion­spens und Autoin­jek­toren, die zur Medika­menten­verabre­ichung bei chro­nis­chen Erkrankun­gen einge­set­zt wer­den. Der Kan­zler wurde bei seinem Rundgang von Min­is­ter­präsi­dentin Schwe­sig begleit­et.

Beim Rundgang bei Ypsomed informierten sich Friedrich Merz und Manuela Schwe­sig über das Schweiz­er Unternehmen. Foto: Jens Ger­ling

Ypsomed plant derzeit die Erweiterung sein­er Pro­duk­tion­ska­paz­itäten durch den Bau eines zweit­en Werkes. Die Geschäfts­führung gab während des Besuchs Infor­ma­tio­nen zu Investi­tion­srah­men und Beschäf­ti­gungsen­twick­lung.

Bun­deskan­zler Merz betonte in seinem Schlussstate­ment, dass Medi­z­in­tech­nik in Deutsch­land oft­mals nur als Kosten­fak­tor gese­hen werde. Medi­zin- und Phar­masek­tor, das ver­liere man dabei oft aus dem Blick, sei aber inzwis­chen der am „schnell­sten wach­sende Wirtschafts­fak­tor” in Deutsch­land. Dieses Zweig sei daher „Teil unser­er Lan­des im Sinne der volk­swirtschaftlichen Wertschöp­fung”. Deshalb, so der Kan­zler, sei er froh, dass sich Ypsomed nicht nur in Schw­erin ange­siedelt habe, son­dern sich auch weit­er­en­twick­eln wolle. Das gebe nicht nur der Region Hoff­nung, son­dern sei ein „wichtiger Beitrag” zur volk­swirtschaftlichen Entwick­lung der ganzen Bun­desre­pub­lik.

Hafeninfrastruktur und Usedom-Brücke Thema in der Staatskanzlei

Ein Schw­er­punkt des Gesprächs zwis­chen Lan­desregierung und Kan­zler war die Infra­struk­tur. Merz sprach über die geplante Unter­stützung des Bun­des beim Aus­bau der Hafen­stan­dorte in Meck­len­burg-Vor­pom­mern. Dafür ste­hen laut bish­eri­gen Pla­nun­gen rund 38 Mil­lio­nen Euro aus Bun­desmit­teln zur Ver­fü­gung. Weit­ere finanzielle Zusagen wur­den am Dien­stag nicht angekündigt.

Auch die geplante neue Brücke zur Insel Use­dom wurde the­ma­tisiert. Das Pro­jekt war zuvor auf­grund gestiegen­er Kosten erneut disku­tiert wor­den. Merz erk­lärte, dass die Pla­nun­gen weit­erge­führt wer­den sollen. Konkrete Angaben zu Umset­zungss­chrit­ten wur­den im Rah­men des Besuchs nicht gemacht.

Vorabgespräche mit Landes-CDU

Vor dem Emp­fang in der Staatskan­zlei traf Merz Vertreter der CDU Meck­len­burg-Vor­pom­mern. An dem Tre­f­fen nah­men unter anderem der CDU-Lan­des- und Frak­tionsvor­sitzende Daniel Peters sowie der Schw­er­iner Abge­ord­nete und Par­la­men­tarische Geschäfts­führer Sebas­t­ian Ehlers teil. Dabei ging es nach Angaben der CDU um wirtschaftliche Stan­dortbe­din­gun­gen, Struk­turfra­gen im ländlichen Raum und den Aus­tausch zwis­chen Bund, Land und Kom­munen.

Vor dem Tre­f­fen mit der Lan­desregierung traf sich der CDU-Land­tagsab­ge­ord­nete Sebas­t­ian Ehlers mit Kol­le­gen sein­er Frak­tion mit Friedrich Merz. Foto: Stef­fen Holz/maxpress

„Wir wer­den die großen Her­aus­forderun­gen, vor denen unser Land ste­ht, nur lösen kön­nen, wenn Bund, Län­der und Kom­munen gemein­sam und parteiüber­greifend an einem Strang ziehen. Es ist deshalb wichtig, dass sich der Kan­zler die Zeit nimmt, um mit Lan­des- und Kom­mu­nalpoli­tik­ern zu sprechen. Schw­erin braucht die Unter­stützung des Bun­des und des Lan­des”, sagte Ehlers nach dem Tre­f­fen.

Merz nimmt Sorgen der Kommunen „sehr ernst”

Gegenüber der Presse äußerte sich der Kan­zler dann im Anschluss auch zum The­ma Finanzierung der Kom­munen. Anlass war ein Brand­brief der Ober­bürg­er­meis­ter der Haupt­städte aller 13 Flächen­län­der an Bund und Län­der. Auch Schw­erins Ober­bürg­er­meis­ter Rico Baden­schi­er gehört zu den Unterze­ich­n­ern des Briefes.

„Schw­erin ist seit über 30 Jahren Haushaltssicherungskom­mune. Wenn in der Kom­mu­nalpoli­tik über mehrere Jahrzehnte nur der Man­gel ver­wal­tet wird, gibt es nur wenige Gestal­tungsspiel­räume. Die Poli­tik wird dadurch sowohl von den Bürg­erin­nen und Bürg­er der Stadt, als auch durch ihre Man­dat­strägerin­nen und Man­dat­sträger zunehmend als hand­lung­sun­fähig erlebt und das Ver­trauen in unsere demokratis­chen Struk­turen erodiert“, begrün­dete Baden­schi­er damals seine Unter­schrift unter den Brief.

Er nehme die kom­mu­nalen Sor­gen „sehr ernst”, sagte Merz heute in Schw­erin. „Wir müssen den Kom­munen helfen“, so der Kan­zler. Die Gemein­den müssten die „geset­zlichen Verpflich­tun­gen, die wir ihnen aufer­legen, erfüllen kön­nen“, betonte er mit Blick auf Bun­des- und Lan­desvor­gaben.

Die Städte und Gemein­den hät­ten in ihren Schreiben „mit­tler­weile wirk­lich Hil­fer­ufe“ for­muliert. Als zen­trale Belas­tun­gen nan­nte er steigende Aus­gaben in der Jugend­hil­fe, der Eingliederung­shil­fe, der Sozial­hil­fe für Pflege sowie beim Unter­haltsvorschuss. Zugle­ich machte Merz deut­lich, dass die Lösung nicht allein in höheren Finanz­zuweisun­gen liege: „Die Lösun­gen liegen eher auf der Kor­rek­tur der Aus­gaben­seite.“ Wed­er der Bund noch die Län­der kön­nten steigende Kosten voll­ständig aus­gle­ichen. „Wir stellen die Leis­tungs­fähigkeit unseres Sozial­staates nicht infrage“, erk­lärte Merz weit­er, betonte jedoch, es müsse „sorgfältiger mit dem Geld umge­gan­gen wer­den“.

AfD forderte Schwesig-Aussagen zu Syrien

Die AfD-Land­tags­frak­tion veröf­fentlichte anlässlich des Besuchs eine Pressemit­teilung zur migra­tionspoli­tis­chen Debat­te. Hin­ter­grund sind  Äußerun­gen des Kan­zlers  bei seinem gestri­gen Besuch in Schleswig-Hol­stein, wonach mit der syrischen Regierung über mögliche Rück­kehrpro­gramme gesprochen wer­den soll. „Der Bürg­erkrieg in Syrien ist been­det. Es gibt jet­zt kein­er­lei Gründe mehr für Asyl in Deutsch­land und deswe­gen kön­nen wir auch mit Rück­führun­gen begin­nen”, hat­te Merz bei seinem Besuch gesagt.

„Deutsch­land disku­tiert sich heiß, wie es mit der Zukun­ft Syriens ausse­hen kann. In Meck­len­burg-Vor­pom­mern dage­gen ste­ht die Zeit still. Aus der Staatskan­zlei kommt nichts – keine Ansage, keine Rich­tung, kein Konzept“, warf der migra­tionspoli­tis­che Sprech­er der AfD-Frak­tion, Jan-Phillip Tad­sen der Lan­desregierung unter Manuela Schwe­sig vor. „Jet­zt – nicht irgend­wann – brauchen wir den Willen für Wider­rufs- und Rück­nah­mev­er­fahren von Syr­ern, die vorüberge­hend in Deutsch­land Auf­nahme fan­den“, so der AfD-Land­tagsab­ge­ord­nete weit­er.

Die Lan­desregierung äußerte sich zu migra­tionspoli­tis­chen Detail­fra­gen im Rah­men des Besuchs nicht. In früheren Erk­lärun­gen hat­te sie betont, dass Entschei­dun­gen zu Aufen­thalt und Rück­kehr im Ein­klang mit bun­des- und euro­parechtlichen Vor­gaben erfol­gen.

Energiepreise und Wettbewerbsfähigkeit

Schwe­sig sprach im Gespräch mit dem Kan­zler zudem die Strompreis-Sit­u­a­tion an. Meck­len­burg-Vor­pom­mern pro­duziert große Men­gen erneuer­bar­er Energie. Die Lan­desregierung set­zt sich dafür ein, dass Ver­braucherin­nen, Ver­brauch­er und Unternehmen vor Ort stärk­er von regionalen Erzeu­gungskosten prof­i­tieren. Konkrete Vere­in­barun­gen wur­den am Dien­stag nicht angekündigt.