Di, 16. April 2024
Close

Caffier fassungslos über Einschätzung zur Schwimmhalle Lankow

(pm/red) Angesichts des Datums der Veröffentlichung (1. April) stritten sich die politischen Beobachter, ob es sich bei der Aussendung der Stadtverwaltung über eine Einschätzung des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege

  • Veröffentlicht April 3, 2015
Bild: schwimmhalle-lankow.de
Bild: schwimmhalle-lankow.de

(pm/red) Angesichts des Datums der Veröffentlichung (1. April) stritten sich die politischen Beobachter, ob es sich bei der Aussendung der Stadtverwaltung über eine Einschätzung des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege hinsichtlich der Schwimmhalle Lankow um einen Aprilscherz handelte oder nicht. Zu klar schien zu sein, wohin die Reise hinsichtlich der Schwimmhalle gehen würde.

Der Inhalt derselben gibt jedenfalls all jenen Bürgerinnen und Bürgern, die sich für einen Erhalt der Schwimmhalle Lankow als Baudenkmal einsetzen, Hoffnung – und Innen- und Kommunalminister Lorenz Caffier zeigte sich zumindest so weit alarmiert, dass er zu der Meldung umgehend namens seines Hauses Stellung nahm.

Am Mittwoch hat demnach das Amt die Landeshauptstadt über das Ergebnis der Überprüfung des Denkmalwertes der Schwimmhalle Lankow informiert. Demnach seien die Landesdenkmalschützer in ihrer Prüfung zum Ergebnis gekommen, dass es sich bei der 1976 fertig gestellten und erst kürzlich stillgelegten Schwimmhalle am Nordostufer des Lankower Sees um ein schutzwürdiges Baudenkmal handelt.

„Das öffentliche Interesse an der Erhaltung und der sinnvollen Nutzung der Schwimmhalle ist gegeben, da die bau- und lokalgeschichtlichen Qualitäten des Objekts bis in die Gegenwart fortwirken und zu großen Teilen unmittelbar wahrnehmbar sind“, heißt es in dem Gutachten. „Als historisch-sozialer Bezugsort prägte und prägt die Schwimmhalle das gemeinschaftliche Gedächtnis verschiedener Generationen in Schwerin.“

OB Gramkow wolle Thema im Hauptausschuss beraten

Die Konsequenz daraus könne nur lauten, die Halle als Baudenkmal zu erhalten. Die Landeshauptstadt wird deshalb aufgefordert, das Bauwerk in die Denkmalliste der Stadt aufzunehmen.

„Wir prüfen zurzeit Rechtsmittel und werden am kommenden Dienstag mit dem Hauptausschuss über diesen neuen Sachstand beraten“, reagierte Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow auf die Mitteilung. Den Antrag für die Unterschutzstellung der Schwimmhalle hatte ein Schweriner Architekt gestellt.

„Schwimmhalle vom Typ Bitterfeld mit erhaltener HP-Schale“

In der Begründung der Denkmalwürdigkeit führt das Landesamt an, dass es sich bei dieser Schwimmhalle vom Typ Bitterfeld um ein zu DDR-Zeiten zwar weit verbreitetes Typenprojekt handelt. Die in ihrer Zeit innovative, wellenförmige Dachkonstruktion habe zu DDR-Zeiten das Erscheinungsbild zahlreicher Bauten und Orte geprägt, sei aber nach heutigem Kenntnisstand in Mecklenburg-Vorpommern lediglich in einem Exemplar, demjenigen in Schwerin-Lankow, erhalten.

Aus der Begründung der Landesdenkmalpflege:

„Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Schwimmhalle Lankow aufgrund ihrer bau- und lokalgeschichtlichen Bedeutung ein Denkmal darstellt. Das Bauwerk dokumentiert die serielle Planung und Umsetzung von gesellschaftlichen Bauvorhaben in der Ära Honecker. Auf der Grundlage von Wiederverwendungsprojekten in Bezirks- und Kreisstädten sollte das Niveau der Versorgung mit Sportanlagen beträchtlich erweitert werden. Eines dieser Wiederverwendungsprojekte stellte der auf Grundlage des Typs Anklam modifizierte Typ Bitterfeld vor, der in Schwerin realisiert wurde. Zudem besitzt das Bauwerk nach dem Verlust anderer Schwimmhallen und gesellschaftlicher Bauten mit seiner erhaltenen HP-Schale ein Alleinstellungsmerkmal in Mecklenburg-Vorpommern.
Für Schwerin stellt das Bauwerk ein Dokument der Ortsgeschichte dar, in dem die verbesserte Ausstattung an Sport- und Gesundheitsstätten während der 1970er Jahre zum Ausdruck kommt. Zudem zeigt die eigene Produktion der ursprünglich für Halle-Neustadt entwickelten HP-Schalen im Plattenwerk in Lankow, die Leistungsfähigkeit der Bauproduktion in der Stadt.“

Caffier: „Eingriff in kommunale Selbstverwaltung“

Kommunal- und Innenminister Caffier reagierte auf die Mitteilung hingegen eher pikiert. Die erst kürzlich stillgelegte Schwimmhalle am Nordostufer des Lankower Sees in Schwerin als schutzwürdiges Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt aufzunehmen, sei für ihn in keiner Weise nachvollziehbar.

„Mehrere Millionen Euro Fördermittel von Bund und Land sowie städtisches Geld sind in den Neubau der Halle auf dem Großen Dreesch geflossen. Die Schweriner Stadtvertreter haben sich eindeutig für diesen einen neuen Schwimmhallen-Standort ausgesprochen. Deshalb ist das Ansinnen der Denkmalschützer für mich auch vor dem Hintergrund der notwendigen Haushaltskonsolidierung unvorstellbar und ein Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung“, so der Minister. „Sollte es soweit kommen, muss der Denkmalschutzbehörde klar sein, welche Kosten entstehen. Diese wird die Stadt nicht tragen können!“

ANZEIGE

Written By
Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

2 Comments

  • Wenn die Schwimmhalle als Denkmal schutzwürdig ist, so müsste der sich gern als „Kommunalminister“ bezeichnende Innenminister froh sein über den Antrag.
    Seine Erklärung lässt vermuten, das ihm bestehende Gesetze für Denkmalschutz kalt lassen und nur Geld und Kosten sein Handeln bestimmt. Für einen Minister ein Armutszeugnis. Für demokratische Prozesse ein Trauerspiel. Und für Schwerin eine interessante Diskussion aus dem der man sehen kann ob das Einhalten von Gesetzen und Verordnungen möglich ist wenn Minister nur in Euro statt in Rechtslagen denken.
    Karsten Jagau

  • Die Schweriner Stadtvertretung hat sich in ihrer damaligen Sitzung mit nur einer Gegenstimme der ASK für eine Schliessung der Schwimmhalle entschlossen. Die
    ASK ist mehr oder weniger als Spinner abgetan worden, aber nun erscheint dieEntscheidung der Wählergemeinschaft in einem anderen Licht. Schon damals war der ASK klar das ein Ende der Schwimmhalle nicht der richtige Weg sei…..
    Die ASK begrüsst die heutige Entscheidung und erwartet das der Erhalt der Halle wieder in der Stadtvertretung behandelt wird, dieses mal aber dann ohne das mal kurz abwinken…..jemand der nicht unbedingt die Meinung der grossen Parteien vertritt ist nicht unbedingt ein Spinner und hat Unrecht….

Kommentiere den Beitrag

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert