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Podcast Schwerin:
Carmela Daza und Maik Gleitsmann-Frohriep

Wie bewahrt das indigene kolumbianische Volk der Wayuu seine uralte Verbindung zum Wasser in der Wüste von La Guajira?

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  • Veröffentlicht Januar 6, 2025

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Und warum drehen Carmela Daza und Maik Gleits­mann-Frohriep im äußer­sten Nor­den Kolumbi­ens, in ein­er extrem trock­e­nen Gegend, die im West­en, Nor­den und Osten an den Atlantik und im Südosten an Venezuela gren­zt einen Doku­men­tarfilm?

„Mein Vater kommt von dort“, erzählt Carmela Daza. Die Kolumbianer­in lebt seit 2019 in Schw­erin. „Er hat zuhause in Bogo­ta, wo ich aufgewach­sen bin, immer Geschicht­en von dort erzählt, aber ich war niemals dort.“ Ihr Vater war Geologe, Inge­nieur. Als junger Mann lehnte er das Ange­bot, im Steinkohle­berg­w­erk „El Cer­re­jón“ zu arbeit­en, ab. „Er wusste, welche Fol­gen der Berg­bau in der Region La Gua­jiara für die Umwelt und die Men­schen dort haben würde und wollte das nicht mit­machen. Darum hat der La Gua­ji­ra ver­lassen und zog nach Bogotá“, ergänzt sie.

„El Cer­re­jón“ ist eine der größten Steinkohleab­bauge­bi­ete der Welt. 700 km2 groß. Das entspricht der Fläche des Stadt­staates Ham­burg oder einem Gebi­et von etwa 15 km um die Lan­deshaupt­stadt Schw­erin herum. Ein tiefes Loch von Gade­busch bis Crivitz, von Bad Kleinen bis War­sow. – 30 Mil­lio­nen Ton­nen Kohle gehen von dort jährlich in alle Welt. Auch nach Deutsch­land, das seine Kohleim­porte aus Kolumbi­en seit dem Kohleem­bar­go 2022 gegen Rus­s­land kräftig gesteigert hat. Eigen­tümer der Mine ist der Schweiz­er Konz­ern Glen­core.

Die Mine ist ein bedeu­ten­der Arbeit­ge­ber in der Region. Und der Kohleab­bau ist eine Bedro­hung für die Umwelt, die Gesund­heit der Bewohn­er und die Men­schen­rechte. Men­schen­recht­sor­gan­i­sa­tio­nen sprechen von „Blutkohle“.

 

Fakt ist: der Leben­sraum der indi­ge­nen Volks­gruppe Wayuu, die knapp die Hälfte der Bevölkerung der Region aus­macht, ist bedro­ht. Ihnen fehlt das Wass­er zum Leben.

„Wir sind ja Filmemach­er und hat­ten auf ver­schiede­nen Reisen bere­its kürzere Filme in Kolumbi­en pro­duziert“, sagt der gebür­tige Schw­er­iner Maik Gleits­mann-Frohriep. „Die Idee, in die Heimat von Carme­las Vater zu reisen, hat­ten wir schon in der Coro­n­azeit. Damals haben wir bere­its mit dem Recher­chieren begonnen. Dabei haben wir ent­deckt, dass die Geschichte der spir­ituellen und kul­turellen Tra­di­tio­nen der Wayuu und ihr Kampf um Wass­er, um ihren Leben­sraum exem­plar­isch für die Kom­plex­ität glob­aler Ver­flech­tun­gen und die Dringlichkeit eines Umdenkens jedes Einzel­nen ste­ht.“

Ein gutes Jahr Pla­nung und inten­sive Recherche, die Suche nach Gesprächspart­nern vor Ort, die Suche nach Geld, das Zusam­men­stellen des Equip­ments gehen der Reise voraus. „Und, ja man hat eine Sto­ry im Kopf, die man drehen will, aber was dann vor Ort passiert, kann das auch auf den Kopf stellen.“, sagen die Zwei übere­in­stim­mend.

So erzählt der Film „Ter­ri­to­rio Poloui – Im Land des heili­gen Wassers“ die Geschichte des Wider­stands der Gemein­schaft der Wayuu gegen die ver­heeren­den Fol­gen des Kohleab­baus und des Kli­mawan­dels, die zu einem gravieren­den, zu einem lebens­bedrohlichen Wasser­man­gel geführt haben. Der Film zeigt beein­druck­ende Bilder aus der Region. In berühren­den Gesprächen kom­men Vertreterin­nen und Vertreter der Wayuu zu Wort. Mit einzi­gar­ti­gen Ani­ma­tio­nen wird das mündlich über­lieferte tiefe, spir­ituellen Wis­sen der Wayu­uim Film lebendig und bietet den Zuschauern auf beson­dere Weise einen Ein­blick in die Vorstel­lungswelt und Tra­di­tio­nen des indi­ge­nen Volkes.

 

Carmela Daza erk­lärt: „Ter­ri­to­rio Puloui ist ein Zeug­nis von Wider­stand­skraft, Iden­tität und Hoff­nung. Mit diesem Film möchte ich nicht nur eine Geschichte über Über­leben und Würde erzählen, son­dern auch über die Kraft unser­er Stim­men nach­denken, die in ein­er Welt, die his­torisch die Exis­tenz und das Wis­sen von Min­der­heit­en unsicht­bar gemacht hat, umso lauter wer­den muss.“

Und Co-Regis­seur und Pro­duzent Maik Gleits­mann-Frohriep ergänzt: „In unserem Film stellen wir die indi­gene Wayuu-Gemein­schaft in den Mit­telpunkt, nicht nur als Opfer eines ungerecht­en Sys­tems, son­dern als Träger ein­er tiefen Weisheit und Kraft, die uns allen den Weg zu einem har­monis­cheren Zusam­men­leben mit unser­er Umwelt weisen kann.“

Beim 9. Patag­o­nia Envi­ron­men­tal Film Fes­ti­val wurde „“Ter­ri­to­rio Pouloi“ als Bester Doku­men­tarfilm aus­geze­ich­net. Der Film war im Okto­ber mit dem Fes­ti­val de Cine Colom­bia Migrante in 14 Städte weltweit unter­wegs, so auch in Cal­li bei der diesjähri­gen COP16, der UN Bio­di­ver­sität­skon­ferenz. Auch die Deutsch­land­premiere beim 39. Film­Fest Osnabrück kam beim Pub­likum gut an.

„Unser Ziel ist es, den Film auf Fes­ti­vals, auf Men­schen­rechts- Und Umweltkon­feren­zen zu zeigen. Über Bil­dungsplat­tfor­men für Uni­ver­sitäten und Schulen möcht­en wir ihn weltweit zur Ver­fü­gung zu stellen.“, sagen die bei­den Filmemach­er.

Wer aus erster Hand mehr über die Hin­ter­gründe und Geschichte des Films erfahren möchte, hört ein­fach mal rein … in den Pod­cast „Man müsste mal …“ Carmela Daza, Maik Gleits­man-Frohriep und ihren Gast­ge­bern Andreas Lußky und Claus Oellerk­ing.