Sa, 24. Mai 2025
Close

Junge Union setzt sich auf Kreisparteitag durch:
Mehr Mitbestimmung für unter 36-Jährige

Die CDU Schwerin geht neue Wege: Als erster Kreisverband der Partei hat sie ein Generationen-Quorum in ihre Satzung aufgenommen, um jüngere Mitglieder stärker in Entscheidungsprozesse einzubinden.

  • Veröffentlicht April 28, 2025
Die CDU Schwerin beschließt als erste Partei ein Generationen-Quorum zur stärkeren Beteiligung junger Mitglieder. Foto: Jan Reißig
Die CDU Schw­erin beschließt als erste Partei in der Stadt ein Gen­er­a­tio­nen-Quo­rum zur stärk­eren Beteili­gung junger Mit­glieder. Foto: Jan Reißig

Der Kreis­parteitag der Schw­er­iner CDU hat am Fre­itag eine neue Satzung beschlossen, die bun­desweit ein Novum darstellt: Erst­mals wird ein soge­nan­ntes Gen­er­a­tio­nen-Quo­rum in die partei­in­terne Wahlord­nung aufgenom­men. Ziel ist es, jün­gere Mit­glieder stärk­er an poli­tis­chen Entschei­dung­sprozessen zu beteili­gen und so der demografis­chen Über­al­terung ent­ge­gen­zuwirken.

Parteibasis offen für Hinterfragen alter Denkmuster

Philipp Geib auf dem Deutsch­landrat der Jun­gen Union. Foto: JU Deutsch­land

Neben weit­eren Beschlüssen, wie Min­dest­stan­dards für die beru­fliche Qual­i­fika­tion von Min­is­tern und Par­la­men­tarischen Staatssekretären, sowie neue Hand­lungspflicht­en des Kreisvor­standes bei Pflichtver­let­zun­gen, war die Ein­führung des Quo­rums das zen­trale Reform­pro­jekt. „Wir haben viele wichtige Beschlüsse gefasst. Die wahrschein­lich wichtig­ste Erneuerung ist die Auf­nahme der Gen­er­a­tio­nen­gerechtigkeit in die Satzung mit­samt eines Jugend-Quo­rums bei Delegierten­wahlen“, sagt der Schw­er­iner CDU-Mit­glieder­beauf­tragte Philipp Geib, der auch Beisitzer im Bun­desvor­stand der Jun­gen Union und Mit­glied der JU Schw­erin ist; auf SNO-Anfrage.

Das neue Ver­fahren sieht vor: Sollte nach dem ersten Wahl­gang bei Delegierten­wahlen keine Per­son unter 36 Jahren unter den Gewählten sein, wird der Wahl­gang für ungültig erk­lärt. Anschließend wird ein zweit­er Wahl­gang durchge­führt, dessen Ergeb­nis dann unab­hängig vom Alter gültig ist.
„Unser Quo­rum kommt bei Delegierten­wahlen zur Anwen­dung. Ist nach dem ersten Wahl­gang keine Per­son unter 36 Jahren unter den Gewählten, so ist dieser Wahl­gang ungültig. Jed­er weit­ere Wahl­gang ist dann unab­hängig vom Alter gültig“, ergänzte Jan Reißig, Kreisvor­sitzen­der der Jun­gen Union Schw­erin.

Antwort auf die Frauenquote

Die Junge Union Schw­erin betont, dass es sich bewusst nicht um eine starre Quote han­delt. Während etwa die bun­desweite Frauen­quote der CDU seit 2022 feste Vor­gaben für Wahlergeb­nisse macht, bleibt beim Gen­er­a­tio­nen-Quo­rum die Entschei­dungs­frei­heit der Mit­glieder grund­sät­zlich erhal­ten.
„Eine Quote greift in alle Wahlgänge ein. Ein Quo­rum tut das nicht. Es ist ein Sicherungsin­stru­ment, das ver­hin­dert, dass ein Ergeb­nis, das eigentlich von den Mit­gliedern nicht gewollt ist, fest­geschrieben wird“, stellt Geib klar.

Gle­ichzeit­ig räumt die Junge Union ein, dass sich durch die Ein­führung der Frauen­quote die Chan­cen­ver­hält­nisse ver­schoben hät­ten, was eine Reak­tion notwendig gemacht habe. „Wir reagieren lediglich auf die Frauen­quote, mit der sich die Chan­cen­ver­hält­nisse deut­lich ver­schoben haben“, so Jan Reißig. Er ver­weist auf Erfahrun­gen aus dem eige­nen Kreisver­band. So wur­den bei der vor­let­zten Wahl für Delegierte zum Lan­desparteitag keine Delegierten unter 36 Jahren gewählt. Für Reißig ein Umstand der auch unter dem Aspekt ärg­er­lich ist, da es auch viele jun­gen Men­schen der Jun­gen Union in den let­zten Wahlkämpfen waren, die die CDU an den Wahlkampf­stän­den und bei Plakatierun­gen unter­stützen. Wer mitar­beit­et, soll auch mitbes­tim­men, so Reißig bei der Ein­bringung des Antrags am let­zten Fre­itag auf dem Parteitag.

CDU glaubwürdiger machen

JU-Kreisvor­sitzen­der Jan Reißig fordert von sein­er Partei alte Denkmuster zu hin­ter­fra­gen. Foto: pri­vat

Bei­de Vertreter der Jun­gen Union machen deut­lich, dass die Förderung der jün­geren Gen­er­a­tio­nen nicht Selb­stzweck sei, son­dern einen „drin­gend notwendi­gen poli­tis­chen Wan­del anstoßen” soll. „Für die Zukun­ft unser­er Stadt und unseres Lan­des braucht es die jun­gen Gen­er­a­tio­nen“, so Geib. Jan Reißig weit­er: „Wir sind Ideenge­ber, hin­ter­fra­gen alte Denkmuster und betra­cht­en viele The­men grund­sät­zlich neu. Erst dann schaf­fen wir es als CDU glaub­würdi­ger zu wer­den.“

Ein zen­traler Gedanke ist dabei, dass junge Vertreter nicht allein auf­grund ihres Alters, son­dern weit­er­hin nach Engage­ment, Fleiß und Kom­pe­tenz gewählt wer­den sollen. „Wenn das Ange­bot seit­ens der jun­gen Gen­er­a­tio­nen nicht passt, wird auch nie­mand gewählt wer­den. Das ist der entschei­dende Unter­schied zur Quote“, betont Philipp Geib.

Entscheidungsgewalt der Mitglieder bleibt erhalten

Bemerkenswert ist die Tat­sache, dass die Junge Union, die sich stets gegen klas­sis­che Quoten aus­ge­sprochen hat, nun selb­st einen Schritt in eine zumin­d­est ähn­liche Rich­tung geht. Das sehen Geib und Reißig anders.  „Quoten waren und sind die falsche Lösung. Sie erfüllen ihr Ziel nicht und behin­dern Demokratie. Ein Quo­rum macht auf beste­hende Rück­stände aufmerk­sam“, stellte Geib klar. Auch Jan Reißig unter­strich: „Durch unser Quo­rum bleibt den Mit­gliedern die volle Entschei­dungs­ge­walt erhal­ten.“

Das Gen­er­a­tio­nen-Quo­rum dürfte auch über die Stadt hin­aus Beach­tung find­en, da so eine Regelung parteiüb­ver­greifend eine ziem­lich einzi­gar­tige Regelung in ganz Deutsch­land sein dürfte. „Die Mit­glieder der CDU Schw­erin haben mit der Annahme des Antrages zur Gen­er­a­tio­nen­gerechtigkeit ein wichtiges Zeichen geset­zt, das uns für die Zukun­ft pos­i­tiv stimmt“, so Reißig als Resümee.