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Corona in Schwerin: Infektionen werden zum Wahlkampfthema-in-Koalition

Morgen steht die nächste Bund-Länder-Konferenz in Sachen Corona-Pandemie auf dem Plan. Nachdem es zwischenzeitlich etwas unsicher schien, wie die Runde ausgehen könnte, zeichnete sich gestern doch eine grundsätzliche Einigkeit ab.

  • Veröffentlicht Februar 9, 2021
Die Coronazahlen für Schwerin und ganz MV vom 08. Februar 2021. | Abbildung: LAGUS MV

Morgen steht die nächste Bund-Länder-Konferenz in Sachen Corona-Pandemie auf dem Plan. Nachdem es zwischenzeitlich etwas unsicher schien, wie die Runde ausgehen könnte, zeichnete sich gestern doch eine grundsätzliche Einigkeit ab. Medienberichten zufolge soll es eine grundsätzliche Einigkeit geben, den Lockdown zumindest noch einmal bis Ende Februar zu verlängern. Damit würde zumindest der Abstand zwischen Beschluss und nächstem Zieldatum kleiner. Ein Grund für die noch fortgesetzte Lockdown-Situation dürften die noch mit den Zahlen vor Lockdown-Beginn im Dezember vergleichbaren Inzidenzwerte sein. Auch bereiten die inzwischen in Deutschland vorhandenen Virusmutationen Sorgen zu bereiten. Nicht ganz ohne Grund. So meldete ein Altenheim im Landkreis Osnabrück die Erkrankung and er britischen Variante bei an sich bereits zweimal geimpften Senioren. 

 

Süd-Nord-Gefälle und Ausreißerwerte im Osten sowie in Schwerin

Auch Mecklenburg-Vorpommern liegt mit einer aktuellen Inzidenz von 81,8 noch deutlich oberhalb der nachhaltig zu unterschreitenden 50er-Marke. Dabei aber zeichnet sich derzeit eine Teilung des Landes auf. So sind die nördlichen Landkreise und die Hansestadt Rostock Stand gestern unter den 50-er Wert gerutscht. Die südlicheren – der Landkreis Ludwigslust-Parchim und Mecklenburgische Seenplatte liegen zwischen 80 und 90 Fällen je 100.000 Einwohnern binnen 7 Tagen. Dabei steht der einstige Hochrisikobereich Seenplatte (83,8) aktuell sogar etwas besser als der westliche Nachbar-Landkreis (87,8) dar. Der an Polen grenzende Landkreis Vorpommern-Greifswald bleibt weiterhin mit einer 7-tage-Inzidenz von 207,1 Hochrisikogebiet.

 

Inzidenzen von über 200 in Vorpommern-Greifswald werden zum Wahlkampfthema in Koalition

Dieser hohe Wert scheint nun zu einem Wahlkampfthema innerhalb der Regierungskoalition in Schwerin zu werden. So hatte CDU-Spitzenkandidat Michael Sack kürzlich Lockerungen in der Lockdown-Situation gefordert. Diese Forderung allerdings kam bumerangähnlich von der SPD zurück. Da Sack derzeit Landrat in Vorpommern-Greifswald ist, zielte SPD-Landtagsabgeordnete Philipp da Cunha auf den Landrat, als er nach NDR-Informationen in Richtung des Hochrisiko-Landkreises fragte: „Was läuft da schief?“.  Auch Ministerpräsidentin Schwesig – Spitzenkandidatin der SD  in MV – hatte in die gleiche Richtung geschossen. In der vergangenen Woche hatte sie öffentlich erklärt, in Hotspots müsse „konsequent gehandelt werden, damit für das ganze Land mehr möglich ist“, wie sie der NDR zitiert. Nachdem Schwesig noch kurz zuvor die unmittelbare Lage am von Corona stark betroffenen Nachbarland Polen  als Erklärung herangezogen hatte, nahm sie nun die Landkreis-Politik unter Landrat Michael Sack ins Visier. 

 

Schwesig ändert Argumentation und zielt auf Landrat Michael Sack – CDU reagiert gereizt

Sebastian Ehlers, CDU-Gesundheitsexperte und Landtagsabgeordneter aus Schwerin

Während die CDU bei manch anderen durchaus diskussionswürdigen Entscheidungen in der zurückliegenden Legislaturperiode meist still blieb, reagiert sie nun im beginnenden Wahlkampf doch deutlicher. Die stellvertretende CDU-Landesvorsitzende Ann-Christin von Allwörden sprach, so der NDR, mit Blick auf da Cunha und Schwesig von „Wahlkampf der peinlichen Art“. Und auch Sebastian Ehlers, Landtagsabgeordneter aus Schwerin und Gesundheitsexperte der CDU, wurde deutlich. Er bezeichnete, wie der NDR berichtet, die Vorwürfe in Richtung des Landrats Michael Sack als „menschlich unanständig“. Alle grenznahen Bereiche hätten mit hohen Corona-Zahlen zu kämpfen. Zudem habe es auch in SPD-geführten Landkreisen lokale Ausbrüche in Pflegeheimen gegeben. „Das haben wir als CDU nicht thematisiert. Das muss die SPD wissen, ob sie mit solchen Sachen jetzt Wahlkampf machen will“, so Ehlers laut NDR.

 

Schwerin mit Inzidenz von knapp 111 weiter wie „Insel mit hohen Werten“

Während sich zumindest bis vor Kurzem noch alle einig darüber waren, dass die Grenzlage zu Polen ein entscheidender Faktor für die hohen Inzidenzwerte im Landkreis Vorpommern-Greifswald ist, erscheint die Situation in Schwerin derzeit ein wenig erstaunlicher. Denn mit einer Inzidenz von 110,8 Fällen je 100.000 Einwohnern binnen 7 Tagen liegt die Landeshauptstadt auf dem zweiten Platz im Land. Während die Stadt von 5 Neuinfektionen und leider auch vier weiteren Todesfällen spricht, weist das LAGUS MV sechs neue Fälle und fünf Todesfälle aus. Hier könnten Verschiebungen durch Meldezeitpunkte eine Rolle spielen. Zumindest aber ist gegenüber dem Montag der Vorwoche kein nennenswerter Anstieg in den Neuinfektionen zu verzeichnen. Dies dürfte der Annahme, dass sich in dieser Woche der unerwartete Anstieg der vergangenen Woche wieder in einen Rückgang der Zahlen wandelt, positiven Schwung geben. Hier gilt es nun, die kommenden Tage bis einschließlich Freitag abzuwarten. 

 

Helios Kliniken Schwerin verlängern Aufnahmestopp bis einschließlich Freitag

Schon seit inzwischen gut einer Woche hat das Infektionsgeschehen in und auch um Schwerin Auswirkungen auf die Helios Kliniken Schwerin. Von dort kommen nahezu täglich neue Informationen zu positiven Tests. Immer wieder sind auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darunter. In der Folge fehlen dann nicht nur diese Beschäftigten. Auch jene, die daraufhin in Quarantäne müssen, stehen der Klinik nicht zur Verfügung. Um diese insgesamt angespannte Situation für alle Beteiligten im Interesse von Patienten und Mitarbeitern zu entschärfen, hatte die Klinikleitung entschieden, einen grundsätzlichen Aufnahmestopp zu verhängen. Lediglich wirkliche Notfälle und dringliche Eingriffe, wie z.B. bei Krebspatienten, finden statt. Auch Geburten bleiben möglich.

Zwar sei die Lage inzwischen „stabil, aber noch nicht entspannt“, ließ Klinik-Geschäftsführer Daniel Dellmann nun gestern in Schwerin erklären. Daher verlängerten die Helios Kliniken die geltenden Maßnahmen bis einschließlich Freitag (12. Februar 2021). Ausgenommen bleiben dabei weiterhin die Ambulanzen sowie die Aufnahme der Carl-Friedrich-Flemming-Klinik.

 

Written By
Stephan Haring

Stephan Haring ist freier Mitarbeiter unserer digitalen Tageszeitung. Er hat ein Bachelor-Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Erfurt mit den Nebenfächern Sozialwissenschaften & Politik absolviert. Im Nachhinein arbeitete er in leitenden Funktionen der Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, im Leitungsbereich eines Unternehmens sowie als Rektor einer privat geführten Hochschule. Zudem entwickelte, organisierte und realisierte er mit der durch ihn entwickelten LOOK ein Fashionevent in Schwerin. Heute arbeitet er freiberuflich als Texter, Pressesprecher und Textkorrektor sowie als Berater in verschiedenen Projekten. In einem Schweriner Ortsbeirat ist er zudem ehrenamtlich als Vorsitzender kommunalpolitisch aktiv.

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