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Corona in Schwerin: Kontakte weiter beschränken

„Wir sind in den schwierig­sten, härtesten Monat­en dieser Pan­demie”, so der säch­sis­che Min­is­ter­präsi­dent Kretschmer gestern. Am gestri­gen Dien­stag fand der bere­its im Novem­ber auf den 5. Jan­u­ar fest­gelegte Bund-Län­der-Gipfel zur

  • Veröffentlicht Januar 6, 2021
Erneut zwei Todes­fälle in Schw­erin in Zusam­men­hang mit dem Coro­na-Virus. | Foto: Sym­bol­bild

„Wir sind in den schwierig­sten, härtesten Monat­en dieser Pan­demie”, so der säch­sis­che Min­is­ter­präsi­dent Kretschmer gestern. Am gestri­gen Dien­stag fand der bere­its im Novem­ber auf den 5. Jan­u­ar fest­gelegte Bund-Län­der-Gipfel zur Frage der weit­eren Coro­na-Maß­nah­men statt. Schon in den Tagen zuvor hat­ten die meis­ten Beteiligten bekun­det, man sei sich in den wesentlichen Punk­ten bere­its einig. Auch die Chefs der Staatskan­zleien hat­ten bere­its am Sam­stag die wesentlichen Eck­punk­te abges­timmt. Wer da nun dachte, es würde wieder so schnell gehen wie im Dezem­ber – da tagte man nicht ein­mal eine Stunde, sah sich aber getäuscht. Wieder sprachen alle Beteiligten mehrere Stun­den.

Schon vor Bund-Länder-Runde wieder öffentliche Diskussionen

Allerd­ings zeich­neten sich auch bere­its im Vor­feld wieder erste Kon­flik­tlin­ien ab. Schulen und Kitas standen dabei ganz oben auf der Liste. Auch kam eine neue Diskus­sion­slin­ie hinzu. Denn ver­schärfte Kon­tak­tbeschränkun­gen kamen zusät­zlich auf den Diskus­sion­s­plan. Unter anderem drehte sich einiges um einen beschränk­ten Bewe­gungsra­dius von 15 Kilo­me­tern um den Wohn­stan­dort. Allerd­ings nicht wirk­lich so hart wie bere­its in zahlre­ichen anderen europäis­chen Staat­en. Son­dern auf tat­säch­lich eher freizeit­mäßge Bewe­gun­gen fokussiert. Das Kan­zler­amt wollte, so hörte man, diese Ein­schränkun­gen ab einem Inzi­den­zw­ert von 100 Fällen je 100.000 Ein­wohn­ern bin­nen 7 Tagen. Offen­bar aber waren die Län­derchefs und ‑chefinnen da ander­er Mei­n­ung. Das erschien ihnen wohl zu hart. Wie schon so häu­fig. Daher kam es zu ein­er dann doch län­geren Runde.

 

Länderspitzen stellten sich schon vorab wieder gegen Kanzleramts-Vorschlag

Allerd­ings, daran sei hier erin­nert, bish­er fuhren die Lan­desspitzen nicht wirk­lich gut mit ihren vom Kan­z­lerin­nen-Kurs abge­wandten Entschei­dun­gen. Schon wieder­holt hat­ten sie sich gegen die Forderun­gen von Angela Merkel gestellt. Nahezu jedes Mal mussten sie inzwis­chen (wenn auch nicht abschließend deut­lich) eingeste­hen, dass sie bess­er gle­ich dem Kurs aus dem Kan­zler­amt hät­ten fol­gen sollen. Ein „taz”-Kommentar sprach daher Ende Dezem­ber gar von einem „Grund zum kol­le­gialen Rück­tritt”, da die Min­is­ter­präsi­dentin­nen und Min­is­ter­präsi­den­ten noch im Novem­ber eben diesen härteren Kurs ablehn­ten. In den Fol­ge­wochen dieser Ablehnung kam es zu einem deut­lichen Anstieg der Infek­tion­szahlen und auch zu ein­er deut­lich steigen­den Ster­ber­ate.

„Schuld daran ist”, so der Kom­men­tar, „das muss man so klar und deut­lich for­mulieren, das Kollek­tiv der Min­is­ter­präsi­dentIn­nen, die während des „Lock­down light“ im Novem­ber wochen­lang schär­fere Maß­nah­men ablehn­ten (Manuela Schwe­sig). Lieber erst mal abwarten woll­ten (Michael Kretschmer). Vor Aktion­is­mus warn­ten (Armin Laschet). Oder davor, die Infra­struk­tur unnötig zu belas­ten (Malu Drey­er). Und dabei stets für ein Recht auf Wei­h­nacht­en zusam­men mit der Fam­i­lie plädierten (alle).” Man muss dies in der Härte der abschließen­den Schlussfol­gerung sicher­lich nicht zwin­gend teilen. Weil es eben auch einzelne Per­so­n­en trifft, die dur­chaus den harten Kurs ver­trat­en, aber keine Mehrheit fan­den. Aber der Kom­men­tar zeich­net zumin­d­est ein wieder­holt erleb­bares Bild.

Der Regierende Bürg­er­meis­ter von Berlin, Michael Müller (SPD), bestätigte zudem let­ztlich gestern Abend – ver­mut­lich unge­wollt – dass offen­bar in den Rei­hen der Län­der­spitzen nicht alle ihr teil­weis­es Ver­sagen ver­standen haben, als er von Erfol­gen der Novem­ber-Beschlüsse sprach. Der Beschlüsse also, die, wie der taz-Kom­men­tar scharf umreißt, zu einem let­ztlich erneuten Anstieg der Neuin­fek­tio­nen führten. Da ver­wun­dert es kaum, dass eben dieses „Schachern um lieber weniger harte Maß­nah­men” nun weit­erge­ht. Das ger­ade begonnene Super­wahl­jahr mit mehreren Land­tagswahlen und der Bun­destagswahl dürfte dabei hier und da dur­chaus bere­its eine Rolle spie­len.

 

Ergebnis: Lockdown bis 31.1. verlängert – Kontakte deutlich eingeschränkt

Aber sei es, wie es sei. Let­ztlich ste­hen nun die Ergeb­nisse des gestri­gen Gipfels fest. Und diese bedeuten allem voran eine Ver­längerung des beste­hen­den Lock­downs bis zum 31. Jan­u­ar 2021. Und dass der besagte max­i­male Bewe­gungsra­dius von 15 Kilo­me­tern gilt – ab ein­er 7‑Tage-Inzi­denz von 200 Fällen je 100.00 Ein­wohn­er. Hier gilt es für die Län­der, entsprechend lokale Maß­nah­men zu ergreifen. Tat­säch­lich also erneut ein Weich­wisch-Beschluss auf Druck der Min­is­ter­präsi­dentin­nen und Min­is­ter­präsi­den­ten. An sich möchte man damit u.a. der­art extreme Szenen wie am ver­gan­genen Woch­enende in deutschen Skige­bi­eten ver­mei­den. Allerd­ings, das ist nun die schmerzhafte Wahrheit, zeigt ein genauer Blick, dass mit der neuen Regelung über­wiegend Bere­iche in Sach­sen und Thürin­gen betrof­fen sind. Die Rodler und Ski­fahrer aber kamen sog­ar aus Ham­burg und anderen nun (derzeit noch) gar nicht von der Regelung erfassten Bere­ichen Deutsch­lands. Das Ziel wäre hinge­gen mit dem von Kan­z­lerin Merkel vorgeschla­ge­nen Wert von 100 erre­ich­bar.

Was nun allerd­ings alle bet­rifft: Ab sofort darf sich ein Haus­stand innen wie auch außen nur noch mit ein­er weit­eren Per­son tre­f­fen. Damit sind selb­st Zusam­menkün­fte zweier Ehep­aare nicht mehr ges­tat­tet. Außer, alle vier wohnen gemein­sam in einem Haus­stand. Damit erfol­gt eine nochma­lige Reduzierung der möglichen Kon­tak­te auf ein Niveau ähn­lich des Lock­downs im Früh­jahr.  „Wir fordern alle Bürg­erin­nen und Bürg­er auf, die Kon­tak­te auf das max­i­mal Min­i­mum zu reduzieren”, so die Bun­deskan­z­lerin gestern.

 

Regelungen zu Schulen und Kitas

Schulen und Kitas sollen in Deutsch­land weitest­ge­hend geschlossen bleiben. Für MV gilt dabei, dass, so Min­is­ter­präsi­dentin Manuela Schwe­sig, die Kitas geöffnet bleiben. Eltern sind allerd­ings aufge­fordert, so irgend möglich, die Kinder zu Hause zu betreuen. Die gle­iche Regelung gilt für Grund­schulkinder sowie die Klassen 5 und 6. Die Präsen­zpflicht ist dort aufge­hoben. Ab Klasse 7 gilt Dis­tanzun­ter­richt. Alle Abschlussklassen (10, 12 bzw. 13 und die Abschlussklassen der Beruf­ss­chulen) ist ab kom­mender Woche wieder Präsen­zun­ter­richt an den Schulen. Damit geht das nordöstliche Bun­des­land let­ztlich doch einen erneut eige­nen Weg – abwe­ichend von der vere­in­barten Regelung, dass Schulen und Kitas weitest­ge­hend geschlossen bleiben sollen.

Eltern, die auf­grund geschlossen­er Schulen oder Kitas zu Hause bleiben müssen, kön­nen die son­st nur bei Krankheit der Kinder möglichen zehn freien Tage auch für diesen Zweck nutzen. Die zehn Tage wer­den zudem auf 20 ver­dop­pelt. Darauf wiesen Bun­deskan­z­lerin Angela Merkel und auch Min­is­ter­präsi­dentin Schwe­sig hin.

 

Eine landesspezifische Entscheidung mit Beigeschmack

Ger­ade vor dem Hin­ter­grund neuester Stu­di­en, dass Kinder ent­ge­gen früher­er Ver­mu­tun­gen eben­so wie Erwach­sene an Covid-19 erkranken und min­destens eben­so ansteck­end sind, allerd­ings sehr viel häu­figer keine Symp­tome zeigen, hat die Entschei­dung von Min­is­ter­präsi­dentin Schwe­sig zu Schulen und Kitas dur­chaus einen Beigeschmack. Schwe­sig bestätigte gestern zudem auch, dass in einem Expertenge­spräch am Mon­tag im Kan­zler­amt ver­schiedene Experten dur­chaus unter­strichen hät­ten, dass ger­ade Schulen und Kitas auch Treiber der Pan­demie seien. „Es war aber auch ein Kinder­arzt dabei, der das Gegen­teilige gesagt hat”, so Schwe­sig.

Zudem wür­den die Experten im Land, Prof. Reisinger und Prof. Hoff­mann, bestäti­gen, dass von den Kitas und Schulen in MV „keine große Gefahr aus­ge­ht, weil wir auch noch vertret­bare Infek­tion­szahlen haben”, so die Min­is­ter­präsi­dentin weit­er. Eine Argu­men­ta­tion, die jed­er für sich würdi­gen sollte. „Keine große Gefahr” bedeutet allerd­ings let­ztlich nicht, dass keine Gefahr beste­ht. Und ein Blick auf die Real­itäten in der Zeit vor Wei­h­nacht­en u.a. in Schw­erin ließe einen solchen Schluss wohl auch kaum zu. Man darf ges­pan­nt sein auf die Reak­tion der Lehrergew­erkschaft und auch ander­er direkt betrof­fen­er Bere­iche.

Am Fre­itag soll die entsprechende Verord­nung in Meck­len­burg-Vor­pom­mern abschließend erstellt und veröf­fentlicht wer­den. Im Vor­feld find­et am Don­ner­stag eine Son­der­sitzung des Land­tags statt.

 

Betriebskantinen schließen – Erneut Aufforderung zum Home-Office

Eben­falls neu beschlossen: Betrieb­skan­ti­nen wer­den nun auch geschlossen, wo es die Arbeitsabläufe zulassen. Abhol­ung von Speisen ist dort ges­tat­tet. Das Essen vor Ort aber ist dann – mit weni­gen Aus­nah­men – nicht mehr ges­tat­tet. Auch aus diesem Grund sind Arbeit­ge­ber nochmals aufge­fordert, Home-Office-Lösun­gen zu ermöglichen.

 

Die aktuelle Lage in Schwerin: 7‑Tage-Inzidenz bei 168,3

Nach nun eini­gen eher ruhi­gen Tagen, was die Neuin­fek­tion­szahlen für die Lan­deshaupt­stadt Schw­erin bet­rifft, kamen nun am gestri­gen Dien­stag 35 neue Fälle bin­nen 24 Stun­den hinzu. Damit liegt der Wert wieder in einem der Zeit vor Wei­h­nacht­en ähnel­nden Bere­ich. In Meck­len­burg-Vor­pom­mern kam es dabei mit 491 neuen Fällen zum höch­sten 24-Stun­den-Anstieg seit Aus­bruch der Pan­demie. Allerd­ings, darauf muss man in diesen Tagen hin­weisen, derzeit und noch für einige Tage dürften die Werte durch die zurück­liegende Zeit von Wei­h­nacht­en bis Anfang 2021 bee­in­flusst sein. In dieser Zeit erfol­gten ins­ge­samt erkennbar weniger Tests. Auch wurde nicht jed­er Wert zwin­gend sofort gemeldet. Erst ab dem 17. Jan­u­ar ist laut RKI wieder eine klare Daten­lage zu benen­nen.

19 der gestern bekan­nt gewor­de­nen Neuin­fek­tio­nen melde­ten Hausarzt-Prax­en, bei denen sich Patien­ten mit entsprechen­den Symp­tomen ein­fan­den. Wieder betrof­fen sind auch die HELIOS Kliniken Schw­erin. Hier kamen drei Pos­i­tiv-Ergeb­nisse für Mitar­beit­er sowie zwei für Patien­ten aus den Laboren. 1 Beschäftigter und zwei Bewohn­er von Pflege­heimen erkrank­ten eben­falls nach­weis­lich am Coro­na-Virus. Lei­der ver­star­ben am gestri­gen Tag auch wieder zwei Per­so­n­en am bzw. in Verbindung mit dem Virus.

Die Maskenpflicht in der Innen­stadt von Schw­erin ver­längert sich bis vor­erst 31. Jan­u­ar 2021. Eben­so das Ver­bot des Auss­chanks von Alko­hol und alko­hol­halti­gen Getränken.

 

 

  • Stephan Haring

    Stephan Har­ing ist freier Mitar­beit­er unser­er dig­i­tal­en Tageszeitung. Er hat ein Bach­e­lor-Studi­um der Kom­mu­nika­tion­swis­senschaften an der Uni­ver­sität Erfurt mit den Neben­fäch­ern Sozial­wis­senschaften & Poli­tik absolviert. Im Nach­hinein arbeit­ete er in lei­t­en­den Funk­tio­nen der Presse- & Öffentlichkeit­sar­beit, im Leitungs­bere­ich eines Unternehmens sowie als Rek­tor ein­er pri­vat geführten Hochschule. Zudem entwick­elte, organ­isierte und real­isierte er mit der durch ihn entwick­el­ten LOOK ein Fash­ion­event in Schw­erin. Heute arbeit­et er freiberu­flich als Tex­ter, Press­esprech­er und Tex­tko­r­rek­tor sowie als Berater in ver­schiede­nen Pro­jek­ten. In einem Schw­er­iner Orts­beirat ist er zudem ehre­namtlich als Vor­sitzen­der kom­mu­nalpoli­tisch aktiv.

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