Close

Corona in Schwerin & MV: Beide kreisfreien Städte mit deutlichem Inzidenzanstieg

Um es gleich vorweg zu nehmen: Noch muss man die täglichen Meldungen zum Infektionsgeschehen in Mecklenburg-Vorpommern mit Vorsicht genießen. Nicht nur, weil in mindestens zwei Landkreisen zuletzt die gemeldeten Neuinfektionen

  • Veröffentlicht April 13, 2021
Die Coronazahlen für Schwerin und ganz MV vom 12. April 2021. | Abbildung: LAGuS MV

Um es gleich vorweg zu nehmen: Noch muss man die täglichen Meldungen zum Infektionsgeschehen in Mecklenburg-Vorpommern mit Vorsicht genießen. Nicht nur, weil in mindestens zwei Landkreisen zuletzt die gemeldeten Neuinfektionen durch deutlich verspätete Nachmeldungen künstlich niedrig gehalten wurden. An dieser Realität ändern auch plötzliche Erkenntnisse über angeblich nicht gekannte Abläufe nichts. Und auch schlichtweg gar nicht zu reagieren sorgt weder für mehr Klarheit noch für mehr Vertrauen. Beide Strategien ließen und lassen sich in den Landkreisen Vorpommern-Greifswald und Ludwigslust-Parchim erkennen, nachdem in beiden unterschiedlich deutliche aber letztlich relevante Abweichungen der gemeldeten Zahlen von den des RKI errechneten beziehungsweise auch recherchierten Zahlen bekannt wurden.

 

Höchster Inzidenzwert im Land in Vorpommern-Greifswald mit offiziell 169,8 

Den höchsten Inzidenzwert meldete am gestrigen Montag erneut der stark in die Kritik gekommene Landkreis Vorpommern-Greifswald. Hier hatten die Grünen vor gut einer Woche eine Art systematischer Meldeverzögerung festgestellt. Der Effekt: Durch einige Tage später erfolgende Fall-Meldungen verbleiben diese deutlich kürzer in der 7-Tage-Inzidenz, wodurch diese spürbar unterhalb des eigentlichen Wertes liegt. Wie dargestellt, hatte Landrat Michael Sack daraufhin erklärt, man habe über gewisse Verfahrensschritte nicht entsprechend Bescheid gewusst. Man habe sehr umfangreiche Daten in Gänze gemeldet, und dafür habe man länger gebraucht. Dies sei so nicht erforderlich. Das wisse man nun, und wolle die Abläufe entsprechend anpassen. Eine durchaus erstaunliche Antwort, wenn man bedenkt, dass die Nachforschungen der Grünen die doch systematisch erscheinenden Verzögerungen erst seit etwa einem halben Jahr sehen.

 

Trotz angeblicher Klärung der Zahlendifferenz: NDR sieht Landkreis bei über 250

Zudem würde das, wenn es so sein sollte, ja auch bedeuten, dass die Zahlen des Landkreises seit einem Jahr falsch sind. Hannes Damm, Landtagskandidat der Grünen dazu auf seiner Facebook-Seite: „Moment! Wir machen den Spaß seit über einem Jahr?! Ist denn Keiner in einer Leitungsposition in der Behörde in der Zwischenzeit Mal auf die Idee gekommen, einen Blick ins Infektionsschutzgesetz zu werfen? Da stehen die Meldeanforderungen alle drin“. Und noch eine Frage dürfte sich Landrat Michael Sack gefallen lassen müssen: Stimmen die Zahlen denn jetzt? Müssten sie ja eigentlich, nachdem man schon nach wenigen Stunden mit dem LAGuS MV eine „Lösung“ der Situation gefunden hatte. Wie der NDR aber im gestrigen „nordmagazin“ berichtet, scheint die Situation allerdings anders. Denn nach Recherchen von NDR-Datenexperten soll der Inzidenzwert gestern nicht wie gemeldet bei 169,8 sondern bei über 250 gelegen haben. Offenbar war die gefundene Lösung doch nicht die Lösung.

 

Weiter Fragezeichen in LUP – Extremer Anstieg in Hansestadt Rostock

Auch in Ludwigslust-Parchim (LUP) hat sich nach unserer Veröffentlichung auch dortiger Abweichungen der Landkreis- und LAGuS-Zahlen von nachgerechneten Zahlen sowie auch RKI-Werten nicht wirklich etwas verändert. Bis gestern differierten die Angaben weiter. Vom Landkreis selbst gab es nach den Veröffentlichungen keinerlei Reaktionen. Wir erfuhren allerdings, dass es an durchaus zentraler Stelle manch Unruhe noch am Samstag unserer Veröffentlichung gab. Ebenso wie verschiedene Personen im Landkreis wird aber auch die Redaktion von schwerin-lokal die Zahlen weiter sehr genau verfolgen und vorliegende Detailinformationen weiter analysieren.

Sicherlich die Überraschung des gestrigen Montags war allerdings die Entwicklung in der Hansestadt Rostock. Dort, wo manch einer vom „Wunder von Rostock“ und manch anderen Superlativen sprach, andere hingegen durchaus sehr kritisch so manche Entwicklung betrachteten, ist die 7-Tage-Inzidenz nun auch auf über 100 gestiegen. Mit dem höchsten Tagesanstieg aller Regionen im Land (+ 78 Fälle) schoss der Inzidenzwert um 29,6 Punkte auf 108,0 in die Höhe. Durchaus möglich, dass dies ein deutlich verzögerter Ostereffekt ist, denn einen solchen Tagesanstieg hatte Rostock bislang nicht einmal ansatzweise zu verzeichnen. Die einzige Region im Land mit einer Inzidenz unter 100 war gestern übrigens Vorpommern Rügen (73,0). 

 

Verwaltung bereitet Maßnahmen für die Landeshauptstadt vor

Den mit Abstand zweithöchsten Anstieg des Inzidenzwertes verzeichnete gestern die andere kreisfreie Stadt im Land – Schwerin. Mit 16 Neuinfektionen am Montag stiegt die Inzidenz in der Landeshauptstadt um 15,7 auf nun 124,4 Fälle je 100.000 Einwohner. Mehr als die Hälfte der Corona-Fälle betreffen dabei Kontaktpersonen, die sich bereits in Quarantäne befanden. Einzelfälle meldeten jeweils die Notaufnahme der Helios Kliniken Schwerin, sowie die Kita „Nidulus“ und ein auswärtiges Gesundheitsamt. Mit doch spürbarer Anspannung erwartet der Corona-Krisenstab nun die Infektionszahlen vom Mittwoch. Denn noch bis Dienstag werden die statistischen Effekte der Osterfeiertage die Inzidenz deutlich beeinflussen – nimmt man an. Der Verwaltungsstab bereitet derzeit Maßnahmen für den Fall vor, dass die Inzidenz am Mittwoch weiterhin bei einem diffusen Geschehen über dem Inzidenzwert 100 liegt. Diese Maßnahmen sind in der entsprechenden Landesverordnung festgelegt. Vorgesehen sind insbesondere nächtliche Ausgangsbeschränkungen.

Written By
Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

Kommentiere den Beitrag

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert