Kunststoff:
Das Material für die klimaneutrale Wirtschaft der Zukunft?
Der menschengemachte Klimawandel ist längst Realität, gleichzeitig werden fossile Rohstoffe immer knapper.

Die Hauptgründe für die dramatischen Veränderungen in der Industrieproduktion wie in der Energieerzeugung sind also keine willkürlichen Entscheidungen der Politik, sondern schlicht und ergreifend das Gebot der Stunde. Doch während die Medien täglich über klimaneutrale Formen der Energieerzeugung berichten, bleibt eine andere Frage oft unbeantwortet: Kann und darf ein Material wie Spritzguss Kunststoff in der Zukunft noch eine Rolle spielen?
Kunststoffe sind besser als ihr Ruf
Im Jahr 2021 lag die weltweite Kunststoffproduktion bei rund 400 Millionen Tonnen. Viele Fachleute gehen davon aus, dass sich dieser Wert bis 2050 verdoppeln wird. Wie passt das zusammen, wenn viele Länder bereits Jahre vorher eine klimaneutrale Wirtschaft erreichen wollen? Tatsächlich lohnt sich ein etwas genauerer Blick: Zwar handelt es sich um unvorstellbar große Zahlen, dennoch benötigt man für die Produktion des Kunststoffs deutlich weniger als 10 % des geförderten Erdöls. Zudem lassen sich gerade die vielseitigsten Kunststoffe wie Polypropylen prinzipiell hervorragend wiederverwerten – was sich positiv auf Umwelt und Klima auswirkt.
Und auch mit ihren technischen beziehungsweise materialspezifischen Eigenschaften sind Kunststoffe in einer sauberen Zukunft unverzichtbar. So besitzen sie oft ein exzellentes Verhältnis von Stabilität und Gewicht. Gerade in Fahr- und Flugzeugen sorgen sie deshalb für ein geringeres Gesamtgewicht und damit für eine Verbesserung der Energieeffizienz. An Gebäuden hingegen können sie in Form von Fenstern und Dämmstoffen wertvolle Heizenergie einsparen. Diese Liste ließe sich seitenlang fortsetzen, zumal Techniken wie der Spritzguss den Kunststoff so passgenau einsetzbar machen wie kaum ein anderes Material.
Ein paar Knackpunkte sind nicht nur beim Spritzguss Kunststoff noch zu überwinden
Die Deutschen bezeichnen sich gerne als Recycling-Weltmeister. Das bedeutet allerdings nicht, dass hierzulande alles aufbereitet und wiederverwertet wird, was im Gelben Sack beziehungsweise in der Wertstofftonne landet: Beim im Alltag geradezu omnipräsenten Kunststoff Polypropylen (PP) liegt die Recyclingquote aktuell bei nur 3 %. Gleichzeitig werden bis zu 0,5 % nicht adäquat entsorgt, sondern landen achtlos in der Natur, wo sich der Kunststoff im Laufe der Zeit in das potenziell schädliche Mikroplastik verwandelt.
Dass auch akkurat getrennter Plastikmüll meistens thermisch verwertet, also verbrannt wird, hat vor allem technische Ursachen. So ist die exakte stoffliche Trennung eine wichtige Grundvoraussetzung für das Recycling – doch viele Abfälle setzen sich bekanntlich aus mehreren Materialien zusammen. Hier war und ist der Sortiervorgang eine dementsprechend große technische Voraussetzung. Doch an Lösungen dieser Problematik wird fieberhaft gearbeitet – und erste KI-gesteuerte Sortieranlagen bewähren sich bereits in der alltäglichen Anwendung. Wenn ab dem Jahr 2030 EU-weit alle in Verkehr kommenden Verpackungen recyclingfähig sein sollen, könnten sich damit viele Entsorgungsunternehmen als wichtigste Rohstoffquellen für die künftige Kreislaufwirtschaft in Stellung bringen.
Zudem gilt es auch weiterhin, die Abfallmenge insgesamt zu reduzieren, was etwa durch hochwertige Konsumgüter mit langer Nutzungsdauer aus Spritzguss Kunststoff möglich wird: Dinge, die über lange Zeit tadellos funktionieren und ohne Einschränkung verwendbar sind, landen nicht so achtlos in der Tonne wie die sprichwörtlichen Wegwerfartikel.
Also ist die Zukunft auf Plastik gebaut?
Welche Werkstoffe das wichtigste Fundament für das Leben in einer klimaneutralen Zeit darstellen, ist noch nicht zu 100 % vorhersehbar. Mit Sicherheit wird man aber auch dann eine Vielzahl verschiedener Materialien benötigen, zu denen auch verschiedene Kunststoffe gehören werden. Gemeinsam mit vielen anderen Forschenden und Unternehmen rund um die Welt arbeitet auch das Schweriner Kunststoffkompetenzzentrum an Antworten auf die noch offenen Fragen der Zukunft.