Do, 10. Juli 2025
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Kunststoff:
Das Material für die klimaneutrale Wirtschaft der Zukunft?

Der menschengemachte Klimawandel ist längst Realität, gleichzeitig werden fossile Rohstoffe immer knapper.

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  • Veröffentlicht Juli 3, 2025
Foto: Mar­co Wolff auf Pix­abay

Die Haupt­gründe für die drama­tis­chen Verän­derun­gen in der Indus­triepro­duk­tion wie in der Energieerzeu­gung sind also keine willkür­lichen Entschei­dun­gen der Poli­tik, son­dern schlicht und ergreifend das Gebot der Stunde. Doch während die Medi­en täglich über kli­ma­neu­trale For­men der Energieerzeu­gung bericht­en, bleibt eine andere Frage oft unbeant­wortet: Kann und darf ein Mate­r­i­al wie Spritz­guss Kun­st­stoff in der Zukun­ft noch eine Rolle spie­len?

Kunststoffe sind besser als ihr Ruf

Im Jahr 2021 lag die weltweite Kun­st­stoff­pro­duk­tion bei rund 400 Mil­lio­nen Ton­nen. Viele Fach­leute gehen davon aus, dass sich dieser Wert bis 2050 ver­dop­peln wird. Wie passt das zusam­men, wenn viele Län­der bere­its Jahre vorher eine kli­ma­neu­trale Wirtschaft erre­ichen wollen? Tat­säch­lich lohnt sich ein etwas genauer­er Blick: Zwar han­delt es sich um unvorstell­bar große Zahlen, den­noch benötigt man für die Pro­duk­tion des Kun­st­stoffs deut­lich weniger als 10 % des geförderten Erdöls. Zudem lassen sich ger­ade die viel­seit­ig­sten Kun­st­stoffe wie Polypropy­len prinzip­iell her­vor­ra­gend wiederver­w­erten – was sich pos­i­tiv auf Umwelt und Kli­ma auswirkt.

Und auch mit ihren tech­nis­chen beziehungsweise mate­ri­al­spez­i­fis­chen Eigen­schaften sind Kun­st­stoffe in ein­er sauberen Zukun­ft unverzicht­bar. So besitzen sie oft ein exzel­lentes Ver­hält­nis von Sta­bil­ität und Gewicht. Ger­ade in Fahr- und Flugzeu­gen sor­gen sie deshalb für ein gerin­geres Gesamt­gewicht und damit für eine Verbesserung der Energieef­fizienz. An Gebäu­den hinge­gen kön­nen sie in Form von Fen­stern und Dämm­stof­fen wertvolle Heizen­ergie eins­paren. Diese Liste ließe sich seit­en­lang fort­set­zen, zumal Tech­niken wie der Spritz­guss den Kun­st­stoff so pass­ge­nau ein­set­zbar machen wie kaum ein anderes Mate­r­i­al.

 Ein paar Knackpunkte sind nicht nur beim Spritzguss Kunststoff noch zu überwinden

Die Deutschen beze­ich­nen sich gerne als Recy­cling-Welt­meis­ter. Das bedeutet allerd­ings nicht, dass hierzu­lande alles auf­bere­it­et und wiederver­w­ertet wird, was im Gel­ben Sack beziehungsweise in der Wert­stofftonne lan­det: Beim im All­t­ag ger­adezu omnipräsen­ten Kun­st­stoff Polypropy­len (PP) liegt die Recy­clingquote aktuell bei nur 3 %. Gle­ichzeit­ig wer­den bis zu 0,5 % nicht adäquat entsorgt, son­dern lan­den acht­los in der Natur, wo sich der Kun­st­stoff im Laufe der Zeit in das poten­ziell schädliche Mikro­plas­tik ver­wan­delt.

Dass auch akku­rat getren­nter Plas­tik­müll meis­tens ther­misch ver­w­ertet, also ver­bran­nt wird, hat vor allem tech­nis­che Ursachen. So ist die exak­te stof­fliche Tren­nung eine wichtige Grund­vo­raus­set­zung für das Recy­cling – doch viele Abfälle set­zen sich bekan­ntlich aus mehreren Mate­ri­alien zusam­men. Hier war und ist der Sortier­vor­gang eine dementsprechend große tech­nis­che Voraus­set­zung. Doch an Lösun­gen dieser Prob­lematik wird fieber­haft gear­beit­et – und erste KI-ges­teuerte Sortier­an­la­gen bewähren sich bere­its in der alltäglichen Anwen­dung. Wenn ab dem Jahr 2030 EU-weit alle in Verkehr kom­menden Ver­pack­un­gen recy­clingfähig sein sollen, kön­nten sich damit viele Entsorgung­sun­ternehmen als wichtig­ste Rohstof­fquellen für die kün­ftige Kreis­laufwirtschaft in Stel­lung brin­gen.

Zudem gilt es auch weit­er­hin, die Abfall­menge ins­ge­samt zu reduzieren, was etwa durch hochw­er­tige Kon­sumgüter mit langer Nutzungs­dauer aus Spritz­guss Kun­st­stoff möglich wird: Dinge, die über lange Zeit tadel­los funk­tion­ieren und ohne Ein­schränkung ver­wend­bar sind, lan­den nicht so acht­los in der Tonne wie die sprich­wörtlichen Weg­w­er­far­tikel.

Also ist die Zukunft auf Plastik gebaut?

Welche Werk­stoffe das wichtig­ste Fun­da­ment für das Leben in ein­er kli­ma­neu­tralen Zeit darstellen, ist noch nicht zu 100 % vorherse­hbar. Mit Sicher­heit wird man aber auch dann eine Vielzahl ver­schieden­er Mate­ri­alien benöti­gen, zu denen auch ver­schiedene Kun­st­stoffe gehören wer­den. Gemein­sam mit vie­len anderen Forschen­den und Unternehmen rund um die Welt arbeit­et auch das Schw­er­iner Kun­st­stof­fkom­pe­tenzzen­trum an Antworten auf die noch offe­nen Fra­gen der Zukun­ft.