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Fast vergessene Geschichten um den Schweriner See

Schwerin, 28.10.2016 (red). Die Wikinger, Carl Leopold und ein Ungeheuer – Legenden rund um den Schweriner See, die fast schon vergessen sind. Der Schweriner See ist nach der Müritz mit

  • Veröffentlicht Oktober 28, 2016

Schwerin, 28.10.2016 (red). Die Wikinger, Carl Leopold und ein Ungeheuer – Legenden rund um den Schweriner See, die fast schon vergessen sind.

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Der Schweriner See ist nach der Müritz mit einer Fläche von 65,5 Quadratkilometern der zweitgrößte See in Mecklenburg. Im beginnenden 19. Jahrhundert, veranlasste der Großherzog Paul Friedrich den Bau eines Dammes durch den See. Heute verbindet die Strasse auf dem Damm die Landeshauptstadt mit der alten Residenzstadt Güstrow. Durch den Paulsdamm ist der Schweriner See geteilt in einen Außen- und einen Innensee. Der gesamte Innensee gehört zum Stadtgebiet Schwerins, fast 20 Prozent der Stadtfläche nimmt er in Anspruch.

 

Viel Wasser – viele Geschichten

 

Viele Geschichten sind über den See geschrieben worden. Im Jahr 965 bereiste der jüdische Kaufmann Ibrahim Ibn Jacub das Land Mecklenburg. In alten Schriften, die sich noch heute in den Archiven befinden, sprach der Reisende von einem Wasserweg zwischen Prag und Mecklenburg. So soll eine Abzweigung des Weges östlich der Elbe über die Niederungen der Lewitz und durch den Schweriner See zum obotritischen Hauptort, der Mecklenburg, und von dort weiter an die Ostsee geführt haben. Jacub berichtete von Dämmen und Brücken über die Flüsse. Auch erwähnte er eine Burg auf einer Insel im See. Diese Burg kann nur auf der heutigen Schloßinsel gestanden haben. Somit ist dies die erste indirekte Erwähnung Schwerins.

 

Waren die Wikinger auf dem Schweriner See?

 

Schon 100 Jahre früher, könnte der See ungewöhnliche Besucher gehabt haben. Der Autor Hans Dietrich Kahl hat 1981 Interessantes über den See berichtet. In einer Veröffentlichung mit dem sperrigen Namen: „Wikingerkämpfe um Schwerin, Beiträge zur mittelalterlichen Stadtentwicklung“, erzählt der Autor über eine fast unglaubliche Begebenheit. Er kommt zu der Auffassung, dass nach der Zerstörung Hamburgs am 24. August 845 durch die Normannen, die Gefolgsleute Herricks stromaufwärts über die Elbe und deren Nebenflüsse auch nach Schwerin kamen. Ihr Weg soll dann weiter über den Schweriner See, den Lostener See nach Wismar verlaufen sein. Noch heute heißt eine Untiefe nahe dem Wallensteingraben „Wikingsstogg“. Von Historikern wird das nicht ausgeschlossen, dass Wikinger den See befuhren um die Bewohner der Ostsee vom Süden her anzugreifen.

 

Ein einsamer Streiter – der Rest floh über den See

 

Am 9. Februar 1735 flüchtete der regierende Herzog Carl Leopold vor den Truppen Holsteins über den See. Der Herzog hatte sich mit seinem Mitregenten und Bruder zerworfen. Dieser holte sich Hilfe und so belagerten Holsteinische und Schwarzburgische Truppen unter dem General von Plathen die Stadt Schwerin. Die Verteidiger Schwerins zeigten nicht großen Kampfesmut. Anstatt die Stadt zu verteidigen, zogen sie sich aufs Schloss zurück. Nur ein Leutnant bewies Courage. Der Mann mit dem Namen du Bois stellte sich todesmutig mit gezogenem Degen den Angreifern. Seinen Heroismus bezahlte der Leutnant mit dem Tod. Von Kugeln getroffen, blieb er das einzige Todesopfer der Belagerung. Carl Leopold und sein Gefolge, flohen noch in der Nacht in Ruderbooten über den See, um dann im damals schwedischen Wismar Asyl zu erhalten.

 

Hat Schwerin ein eigenes Seeungeheuer?

 

Die Arbeit auf dem See war von jeher mit Gefahren verbunden. Viele Fischerboote kenterten, ihre Besatzungen ertranken und wurden nie wieder gesehen. Das mag die Ursache für die Sage über das affenähnliche Ungeheuer im Schweriner See gewesen sein.

 

Grafik: Jacob Martini
Grafik: Jacob Martini

Vor 150 Jahren berichtete Dr. Niederhöfer in den Volkssagen Mecklenburgs über ein affenähnliches Untier, das den Fischern ihren Fang raubte und die Boote zum kentern brachte. Als vor vielen Jahren einmal ein Fischer auf dem See seine Netze auswarf, bemerkte er plötzlich ein großes affenähnliches Ungeheuer. Wie das Tier in sein Boot gelangt war, konnte sich der arme Mann nicht erklären. Der Fischer, starr vor Angst, setzte zitternd seine Arbeit fort. Bewegungslos und kaum ein Lebenszeichen von sich gebend hockte das affenähnliche Tier auf einer Bank im Kahn und mit feurigen Augen blickte es den zu Tode erschrockenen Mann an. Dieser wagte ab und an einen verstohlenen Blick in Richtung des unheimlichen Gastes.

 

Das Ungeheuer wollte nicht weichen. Unbeweglich schaute es auf den Fischer, machte aber keine Anstalten das Boot zu verlassen. Endlich fasste sich unser Fischer ein Herz ergriff ein Ruder und schlug auf seinen ungebetenen Gast ein.

 

Mit einem gellenden Schrei stürzte das Ungeheuer ins Wasser, riss aber im Fallen den Kahn um. Das Tier umschlang ihn, und soviel er auch versuchte, sich aus der unheimlichen Umklammerung zu befreien, es wollte nicht gelingen. Das Untier und der Fischer verschwanden in den Tiefen des Schweriner Sees. Der arme Mann wurde nie mehr gesehen und trotz allen Suchens wollte es nicht gelingen auch nur seine Leiche aufzufinden.

 

 Wenn das Schilff Geräusche macht

 

Bootsfahrer, die zu mitternächtlicher Stunde, den See befahren, erzählen von einem unheimlichen Geräusch im Schilf. Das sei, so das Gerücht, der unglückliche Fischer, dem es erlaubt wird, in Begleitung jenes affenähnlichen Ungetüms an die Oberfläche des Sees zu kommen. Auch soll an der Stelle des Sees, wo der unglückliche Fischer versunken ist, noch heute ein heftiger Strudel sein, der jedes Schiff umzustürzen droht und es unter Wasser zu ziehen versucht.

 

 

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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