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Der Umgang zwischen Jung und Alt

  Zu Beginn des Jahres waren sie ein Themenschwerpunkt in der medialen Berichterstattung – feiernde Jugendliche. Anwohner beklagten sich oft über Ruhestörung, wie z.B. am Ziegelsee oder an der Burgseepromenade.

  • Veröffentlicht Dezember 6, 2022
Foto: Symbolbild

 

Zu Beginn des Jahres waren sie ein Themenschwerpunkt in der medialen Berichterstattung – feiernde Jugendliche. Anwohner beklagten sich oft über Ruhestörung, wie z.B. am Ziegelsee oder an der Burgseepromenade. Die Erwachsenenwelt reagierte mit den ihr eigenen Mitteln, die Polizei wurde gerufen, die Jugendlichen mussten den Platz verlassen, das Problem war nicht gelöst. Es gab dann einen Antrag in der Stadtvertretung, der den stärkeren Einsatz der Polizei präferierte. „Aus der Erfahrung heraus kann ich sagen, dass dies keine Lösung für das Problem darstellt.“, sagt Peter Brill, sozialpolitischer Sprecher der Linksfraktion. „Der Antrag hatte aber auch etwas Gutes, er hat mich motiviert.“, so Peter Brill augenzwinkernd. Gemeinsam mit Jugendsozialarbeitern lud er Jugendliche zu Gesprächsrunden ein, war dabei als der Film zum Thema Lebenswelten von Jugendlichen in Schwerin im Theater aufgeführt wurde und sprach mit dem Kinder- und Jugendrat. „Im direkten Kontakt habe ich so recht viel von den Jugendlichen erfahren, deren Probleme weit mehr und manchmal deutlich größer sind als das thematisierte Freizeitverhalten selbst. Deutlich wurde in diesem Prozess: Die Jugend in Schwerin ist bunt und vielfältig. Plötzlich kamen Fragen zur Nahverkehrsanbindung, zur geschlechtlichen Identität oder zum Bedarf an Wohngruppen für junge Erwachsene aufs Tapet. Natürlich spielten auch Fragen nach Plätzen für Jugendliche eine Rolle, dies war ja auch das Ausgangsthema. Während die einen Steintische und -bänke haben wollen, um daran in der Freizeit an der frischen Luft Hausaufgaben zu erledigen, suchen andere genauso berechtigt nach Flächen zum Chillen und Party machen.“, erinnert sich Peter Brill.

„Erwachsene sind verpflichtet mit der Jugend respektvoll umzugehen.“

 

Daraus entstanden ist ein Antrag mit 20 Punkten, die die Ideen der Jugendlichen aufgreifen. Dieser wurde in der Novembersitzung der Stadtvertretung beraten und in die Ausschüsse verwiesen. Besonders freut sich Peter Brill, dass eine weitere Idee aufzugehen scheint. „Ich wollte den Jugendlichen zeigen, dass Demokratie alles andere als einfach ist. So hat es mehrere Jahre gedauert, bis nach einem Prüfantrag für die Beleuchtungsanlage auf der Lankower Skaterbahn nun die Haushaltsentscheidung steht, dass die Beleuchtungsanlage auch gebaut werden kann. Das Ergebnis stimmt mich froh, auch wenn dieser Prozess mehrere Jahre gedauert hat.“ Um zu zeigen, wie sich ein Antrag verändert und entwickelt, habe ich die Jugendlichen eingeladen, in den Ausschüssen und der Stadtvertretung selbst dabei zu sein. „Dass diese Einladung zur letzten Sitzung des Sozialausschusses angenommen wurde, ist Verdienst von Jugendsozialarbeiter unserer Stadt. Allein hätte sich die jungen Menschen wohl nicht zu dieser Sitzung getraut. Dass sie dann aber sogar Rederecht in Anspruch nahmen und sich äußerten, zeigte mir, dass sich Jugendliche einmischen und engagieren möchten.“, so Peter Brill. So erlebten Jugendliche Demokratie und gestalteten sie unmittelbar mit. „Ich würde mich sehr freuen, wenn auch in den nächsten Ausschüssen interessierte Jugendliche dabei wären.“

Die Erwachsenenwelt ist aus Peter Brills Sicht verpflichtet respektvoll mit der Jugend umzugehen. Denn ob sie jedem Erwachsenen gefällt ist letztendlich egal. Sie wird die Rente der älteren Generation mit sichern müssen, sie wird die weitere gesellschaftliche Entwicklung prägen. Darum ist ein achtungsvoller Umgang mit der Jugend notwendig und sollte gesellschaftlicher Konsens sein. Ob der Ruf nach der Polizei dabei immer hilfreich ist, wagt Peter Brill zu bezweifeln. Denn manchmal fällt auch ihm ein, dass er einmal jung war und da müsste er manche Sünde beichten, gesteht Peter Brill.

Die nächsten Beratungen in den Ausschüssen finden am 07. Dezember im Jugendhilfeausschuss und am 08. Dezember im Ausschuss Umwelt, Gefahrenabwehr und Ordnung statt. Auch auf der Sitzung des Sozialausschusses am 15. Dezember wird das Thema wieder auf der Tagesordnung stehen. Die abschließende Beratung ist für die Stadtvertretung am 30. Januar nächsten Jahres vorgesehen.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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