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Der weite Weg zum Feuerwehrfest

(am/sr). Wenn er sich heute Abend gemütlich auf dem Sessel ausstrecken wird, dann würde er sich das erste Mal seit Wochen wirklich entspannen können. Das sagt Nicolas Schlegel, den wir

  • Veröffentlicht August 30, 2013
Ohne Teamgeist löscht man kein Feuer
Ohne Teamgeist löscht man kein Feuer

(am/sr). Wenn er sich heute Abend gemütlich auf dem Sessel ausstrecken wird, dann würde er sich das erste Mal seit Wochen wirklich entspannen können. Das sagt Nicolas Schlegel, den wir in der Feuerwehrwache Schwerin-Mitte treffen. Während er uns freundlich, aber bestimmt die Plätze in einem Besprechungsraum mit einer Hand zuweist, löst er am Handy offenbar noch ein organisatorisches Problem und nickt gleichzeitig Feuerwehrkameraden zu. Die wissen, was gemeint ist. Auch hier wird gerade etwas geregelt.

Die Atmosphäre in der Wache geschäftig zu nennen, wäre untertrieben. Und wenn man Schlegel so betrachtet, ahnt man, was unter dem Begriff Multi-Tasking zu verstehen ist. Er legt das Handy weg. Wir wollen über das Fest reden. 150 Jahre Feuerwehr in Schwerin. Eine tolle Tradition und gleichzeitig eine große Verantwortung. Wie viele Menschenleben wurden in dieser langen Zeit gerettet? Wie viel Hab und Gut vor dem Feuer bewahrt? Aber das wäre ein anderes Thema.

Die Spitze des Eisbergs

SAMSUNG CSCDie Geschichte der 150-Jahrfeier, die morgen im großen Rahmen auf der Marstallhalbinsel starten wird, ist natürlich nicht so alt. Aber bewegt. Es war im November 2012. Da hat sich die Planungsgruppe das erste Mal getroffen – der Beginn von dem, was dann morgen ab 10 Uhr so leicht und unbeschwert aussehen wird. Alexander Pohl und Nicolas Schlegel,Thomas Zischke, Axel Behr, Ingo Sack, Fabian Röhn, Alexander Hirsch, Uwe Rosenfeld – das ist die Spitze des Eisberges. Zwei Drittel liegen bekanntlich immer unter Wasser. Und hier ist das wohl noch mehr.

Etwa 250 Personen seien in die Planung und Realisierung des Festes insgesamt eingebunden gewesen, so Schlegel im Gespräch. Hinter diesen 250, so ein Feuerwehrkamerad ergänzend, würden ja noch einmal gut 50 Helfer für den Gastrobereich und die Bühne stehen. Und hinter jedem dieser 300 Helfer steht eine Geschichte: Eine Familie, die nicht wenige Stunden auf Mutter oder Vater verzichten musste; ein Arbeitgeber, der großzügig Gleitzeit gewährt oder seine Leute gar freistellt; der gestresste Angestellte, der sich Urlaub nimmt, der Selbstständige, der sein Geschäft, Geschäft sein lässt. Feuerwehrmann sein heißt Opfer bringen können.

Ohne Teamgeist läuft nichts

Schließlich: Ohne Teamgeist löscht man kein Feuer und organisiert kein Fest dieser Größenordnung. Was es alles in der Planungsgruppe zu berücksichtigen gab: Da musste das Marketing vorbereitet werden, Behörden mussten angeschrieben und überzeugt oder Unterstützer gesucht werden. Und immer wieder Motivation. Die sei unglaublich, berichtet Schlegel: „Man konnte so viele Leute ansprechen. Wenn man gesagt hat: Kannst du Dich um das Catering kümmern? Organisierst Du die Einsatzübungen? Oder was auch immer. Ich habe selten erlebt, dass jemand sich gedrückt hätte.“ Freiwillige Feuerwehr scheint zu motivieren. Ob es Probleme gab. Natürlich hätte es die gegeben, so Schlegel. Aber am Ende stehe das Ergebnis. Natürlich, Motivation geht nur über positives Denken.

Wenn sich Nicolas Schlegel heute auf dem Sessel ausstrecken wird, dann wird dieser Zustand nicht lange anhalten. Das zu wissen, dazu muss man wohl kein großer Prophet sein. Schon wieder klingelt das Telefon, denn es gibt wieder etwas zu regeln für den Feuerwehrmann aus Leidenschaft. Was er sich durch das Fest erhoffe, fragen wir in der kurzen Handypause danach. Schlegel überlegt nur einen kurzen Augenblick: „150 Jahre Feuerwehrgeschichte. Das war gestern. Morgen müssen wir die Feuerwehr zukunftsfähig machen. Mit neuen Leuten. Ich wünsche mir ein hohes Maß an Akzeptanz in der Gesellschaft für unsere Arbeit.“ Tatsächlich: Ein Dankeschön ist das Wenigste, was man sich vorstellen mag. Und während man sich als Normal-Schweriner auf das Fest morgen freut, ahnt man: Nicolas Schlegel und seine Kameraden haben bestimmt schon wieder die nächste Aktion im Kopf.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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