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Die Mecklenburgische Staatskapelle braucht unsere Solidarität

(am). Die Mecklenburgische Staatskapelle ist in Not und erfährt ein ungewöhnliches Maß an Solidarität. Im und um das Schweriner Theater droht sich eine Tragödie abzuspielen. Auf den Brettern der Bühne

  • Veröffentlicht November 21, 2013
Solidarität für die Mecklenburgische Staatskapelle. Bild: Silke Winkler
Solidarität für die Mecklenburgische Staatskapelle. Bild: Silke Winkler

(am). Die Mecklenburgische Staatskapelle ist in Not und erfährt ein ungewöhnliches Maß an Solidarität. Im und um das Schweriner Theater droht sich eine Tragödie abzuspielen. Auf den Brettern der Bühne wäre das unproblematisch. Als Protagonist einer gesamtstädtischen Inszenierung des wirklichen Lebens, möchte man das Schicksal jedoch gern abwenden. Die Darsteller – Politik, das Theater selbst und die Bürger – kommen so recht aus dem Strudel der Ereignisse nicht heraus. Es fehlt Geld, in Schwerin allzumal. Und wo der Rotstift diktiert, da geht es erfahrungsgemäß Kultur und Kreativität zuerst an den Kragen.

Allein das ist schon tragisch: Denn diese Kreativität ist auf nicht materieller Ebene eine der wesentlichen Voraussetzungen, damit überhaupt wieder Dynamik in das gesellschaftliche Leben kommt. Oder anders ausgedrückt: Man kann sich auch zu Tode sparen. Für die Mitglieder des Orchesters wird das allmählich bittere Realität. Denn sie stehen auf der Sparabschussliste. Dagegen regt sich nun Protest und siehe da: In der Not steht das traditionsreiche Orchester aus der Landeshauptstadt mit seinem Chor nicht allein. Am Samstag solidarisieren sich die Staatskapelle Berlin und das Philharmonische Staatsorchester Hamburg mit einem gemeinsamen Konzert im Schweriner Marstall.

Streichungsorgie droht

Die Staatskapelle rief und die renommierten Orchester kommen und werden Werke von Verdi, Wagner und Brahms unter der Leitung des amtierenden Generalmusikdirektor der Mecklenburgischen Staatskapelle, Daniel Huppert, bringen. Der Eintritt ist frei. Für die Schwerinerinnen und Schweriner kann dieser Samstag um 17 Uhr ein Bekenntnis zu unserem Theater sein. Dem Orchester droht nämlich nach mehreren Kürzungen in den vergangenen Jahren ein weiterer Stellenabbau um 12% oder acht Stellen. Der Opernchor soll mit vier Stellen betroffen sein, was 14% entspricht. Zusätzlich sollen die verbliebenen Musiker nur noch zu 90% angestellt sein und das 13. Monatsgehalt wegfallen.

Thomas Probst aus dem Orchestervorstand macht darauf aufmerksam, dass diese Maßnahmen nicht nur die Existenz der Musiker bedrohten, sondern auch den kulturellen

Foto: Schwerin Lokal
Foto: Schwerin Lokal

Abstieg in die unteren Ligen der musikalischen Welt bedeuten würden: „Diese Kürzungen im 450. Jubiläumsjahr des drittältesten deutschen Orchesters bedeuten den schleichenden Tod dieses traditionsreichen Klangkörpers: Werke der Spätromantik (auch von Richard Wagner) werden im Bayreuth des Nordens dann nicht mehr aufgeführt werden können.“

Die Spar-Rechnung geht nicht auf

Im Übrigen gehe die Rechnung nicht auf: „Wenn Stellenabbau und Gehaltsverzicht in Chor und Orchester das Theater und die Stadt aus der Finanznot retten könnten, hätte sich

dieser Effekt seit langem einstellen müssen, denn Chor und Orchester verzichten bereits seit fast 20 Jahren auf Lohn und Stellen – allein die Mecklenburgische Staatskapelle ist von 108 auf 66 Musiker geschrumpft.“

Probst erinnert daran, dass die Parteien, insbesondere SPD und Linke, erst kürzlich mit dem Versprechen der Stärkung von Arbeitnehmerrechten und Trafiftreue geworben hätten und nun ganz offen eine Entwertung der Arbeit der Musiker forderten. Tatsächlich sollte man sich sehr gut überlegen, was die kulturelle Deklassierung etwa auch für den ohnehin schon nicht blühenden Tourismus in Schwerin bedeuten würde. Die Schlossfestspiele etwa haben sich längst zum überregionalen Magnet für die sonst so gebeutelte Region entwickelt.

Da möchte man am Ende hoffen, dass die Tragödien in Schwerin zukünftig auf der Bühne bleiben. Die Bedeutung von Kultur für die Gesellschaft sollte in der Landeshauptstadt jedenfalls einmal gründlich diskutiert werden.

 

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