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Die Top 5 der Kreditmythen

Wenn es um das Thema Kredit geht, sind auch heute noch, im Internetzeitalter, viele Verbraucher schlecht informiert.

  • Veröffentlicht November 10, 2021
Ein Dispo-Kredit ist schnell beantragt. Banken gewähren diese sehr großzügig, meist bis zur Höhe von ein oder zwei Monatsgehältern. Dabei übersehen viele Verbraucher, dass die Zinsen dafür enorm hoch sind und dabei eine weitere Gefahr lauert: Die fehlende Rückzahlungsvereinbarung lässt viele in die Schuldenfalle laufen. Das Konto ist ständig überzogen und nähert sich dabei mehr und mehr dem Limit.

Überall ist zu lesen, dass die Zinsen günstig sind wie nie zuvor, dass es einfach ist, einen Kredit aufzunehmen. Meist kommen diese Aussagen von Banken und Kreditvermittlern, die Verbraucher zu einem Kredit verführen möchten. Dabei treffen viele Verbraucher eine so weitreichende Entscheidung wie die Aufnahme eines Kredits, ohne sich vorher richtig zu informieren. Sie glauben die Werbeaussagen und sitzen einigen Kredit-Irrtümern auf. Oft treffen sie aufgrund der fehlerhaften Informationen falsche Kreditentscheidungen. Im schlimmsten Fall kosten diese Fehler richtig viel Geld. Nachfolgend die fünf häufigsten Kredit-Mythen, damit die Fehler sich nicht weiter wiederholen.

Erster großer Irrtum – Der Dispo-Kredit ist viel günstiger als ein Ratenkredit

Ein Ratenkredit ist zwar eine langfristige Zahlungsverpflichtung, aber wesentlich günstiger, übersichtlicher und besser zu handhaben als ein Dispo-Kredit.

Zu denken, der Dispo-Kredit sei eine günstige Alternative zum Ratenkredit, ist einer der teuersten Kredit-Mythen überhaupt. Wer sein Konto überzieht, anstatt eine Anschaffung über einen Ratenkredit zu finanzieren, könnte das Geld auch gleich verbrennen. Im Bundesdurchschnitt liegen die Sollzinsen für einen Dispo-Kredit bei knapp zehn Prozent. Das ist mehr als doppelt so viel wie die Zinsen für einen Ratenkredit. Ein Dispo-Kredit, einmal eingeräumt, ist sehr bequem. Ohne viel Papierkram ist es damit möglich, kurzfristig einen finanziellen Engpass zu überbrücken. Doch der Preis dafür ist hoch, viel höher als der für einen Ratenkredit. Zudem hat der Dispo-Kredit noch einen weiteren großen Nachteil. Die Tilgung des Kredits ist nicht reguliert. Dort lauert die Gefahr, die Tilgung immer weiter aufzuschieben. Durch die Nicht-Tilgung kommt es zu einem Zinseszins-Effekt, und das Konto rutscht immer weiter in die Miesen. Auf Dauer droht hier eine enorme Schuldenfalle.

Ein genehmigter Dispo-Kredit ist eine feine Sache. Bis zu einem festgelegten Limit können Bankkunden über mehr Geld verfügen, als sie eigentlich haben. Geldeingänge reduzieren den Kredit, neue Ausgaben erhöhen ihn wieder. Zinsen sind nur auf das tatsächlich in Anspruch genommene Geld zu zahlen. Viele Geldbewegungen auf dem Konto machen das Ganze schnell sehr unübersichtlich, hinzu kommt, dass es keine fest Rückzahlungsvereinbarung gibt. Das macht es vielen Nutzern der Kontoüberziehung so schwer, das Konto wieder in den Plusbereich zu wirtschaften. Um langfristig den Dispo nicht mehr zu brauchen, ist das Doppelte des überzogenen Betrags notwendig, so besagt eine Faustregel. Wer also sein Konto um 1000 Euro überzogen hat, braucht 2000 Euro, um langfristig wieder in den grünen Bereich zu gelangen.

Doch das lassen viele außer Acht und gelangen in eine gefährliche Abwärtsspirale, fallen immer wieder zurück in den Dispo-Kredit, oft sogar bis ans Limit. Das Geld bleibt am Monatsende knapp. Wer merkt, dass die Dispo-Falle zugeschnappt ist und keine Möglichkeit sieht, kurzfristig da wieder rauszukommen, sollte sich unbedingt mit seiner Bank in Verbindung setzen. Sie findet sicher eine Lösung, um die finanzielle Situation zu retten, beispielsweise mit einem Ratenkredit und kleinen Raten.

Ein kleiner Dispokredit kann durchaus sinnvoll sein, wenn sich beispielsweise Gehaltseingang und die Abbuchung von Versicherungsprämien oder anderen Zahlungsverpflichtungen ungünstig überschneiden. Der Dispo ist dann eine kurzfristige Lösung, um teure Rücklastschriften zu vermeiden. Er darf niemals zur Dauerlösung werden.

Zweiter großer Irrtum – die besten Kredite hat immer die Hausbank

Viele Bankkunden schätzen ihre Hausbank sehr, was die Wahrnehmung etwas verzerren kann. Über Jahre war das Bankkonto immer im Plus, zum Kundenberater besteht ein sehr gutes Verhältnis. Es gab niemals irgendwelche größeren Probleme. Viele schließen daraus, dass die Hausbank für ein Kreditvorhaben die besten Zinsen bietet. Doch das ist leider ganz falsch. Die Hausbank agiert wie alle anderen Banken auch. Erstes Interesse ist Geld zu verdienen, und zwar mit den eigenen Produkten oder mit Produkten, die gute Provisionen versprechen. Das heißt nicht, dass die Hausbank ihren guten Kunden immer die besten Angebote unterbreitet. Denn eine neutrale und unabhängige Beratung gibt es dadurch nicht. Viel besser ist es, verschiedene Angebote von mehrere Banken einzuholen und diese richtig miteinander zu vergleichen. Kreditrechner und Kreditvergleichsportale sind dabei eine große Hilfe und erleichtern die normalerweise zeitaufwendige Arbeit.

Dritter großer Irrtum – die Schaufensterzinsen gelten für alle

Im Schaufenster der Banken prangen immer supergünstige Kreditangebote, teilweise mit null Prozent Zinsen. Dass diese Zinsen allerdings nur unter ganz besonderen Bedingungen gelten, steht nicht so groß im Schaufenster. Dabei handelt es sich nicht um Betrug oder Irreführung. Doch viele Verbraucher wissen nicht, dass es einen Unterschied gibt zwischen den Schaufensterzinsen, die die Banken ausstellen, und den Zinsen, die für jeden Kreditnehmer individuell festgelegt werden. Die Zinsen im Schaufenster sind meistens effektive Zinsen für Kunden mit erstklassiger Bonität und festem, gesichertem Einkommen. Die meisten Verbraucher erfüllen allerdings die Bedingungen für den idealen Kunden gar nicht. Jeder Kunde bekommt bei der Beantragung eines Kredits einen Individual-Zins. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle, wie die persönliche Lebenssituation oder die Einkommens- und Vermögensverhältnisse. Daraus erst berechnen sich die echten Kreditangebote.

Das große Problem ist die individuelle Kreditprüfung. Die meisten Banken nehmen dabei Scoring-Modelle zu Hilfe. Die persönlichen Kundendaten, wie Alter, Beruf, Einkommen, Wohnort, Familienstand und Geschlecht sind einer statistischen Ausfallwahrscheinlichkeit zugeordnet. Ist eine Berufsgruppe als wenig kreditwürdig eingestuft, spielt es keine Rolle, wie gut jemand in seinem Beruf verdient. Beim Wohnort ist es ähnlich. Wer in einem Viertel lebt, in dem die Zahlungsmoral der meisten Nachbarn sehr schlecht ist, bekommt häufig aufgrund dessen keinen Kreditvertragt. Die Banken sagen das allerdings nicht so offen, sodass die wenigsten etwas dagegen tun können.

Vierter großer Irrtum: Die Schufa sind alles Betrüger

Viele Verbraucher denken, dass es keine Kredite ohne Schufa gibt oder dass es sich dabei um Betrugsmodelle handelt. Doch das ist so nicht korrekt. Korrekt ist, dass es viele Geldinstitute gibt, die Kreditnehmer aufgrund einer negativen Schufa-Information ablehnen. Doch es gibt auch seriöse Vermittler, die ihren Kunden aufgrund persönlicher Kontakte und einer tiefgehenden Kenntnis der Thematik einen Kredit vermitteln können, auch wenn die Schufa-Auskunft negativ ausfällt. Dass das nicht mit allen Banken einfach so geht, dürfte klar sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass es nicht möglich ist.

Ein weiterer Irrtum in Zusammenhang mit der Schufa liegt darin, dass viele denken, dass ein Kredit ohne Schufa zwangsläufig in die Schuldenfalle führt. Leider nähren auch viele vermeintliche Finanzexperten diesen Irrtum. Doch auch das ist nicht korrekt. Die häufigsten Gründe für die Schuldenfalls sind Scheidung, Arbeitslosigkeit, Berufsunfähigkeit und unkontrollierter Konsum. Kredite ohne Schufa tauchen in diesen Statistiken für einen hohen Verschuldungsgrad eher nicht auf. Rein statistisch gesehen ist es eher der Dispokredit, der die Verbraucher in die Schuldenfalle lockt.

Für die meisten Verbraucher ist ihr eigener Schufa-Score ein großes Geheimnis. Die Schufa ermittelt den individuellen Bonitätsscore auf zwei Werten: Basis-Score und Branchen-Score. Wie die Berechnung genau erfolgt, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Jeder kann seinen Schufa-Score positiv beeinflussen, und beispielsweise offene Rechnungen immer schnell und pünktlich bezahlen. Einmal im Jahr haben Verbraucher das Recht, aufgrund von Artikel 15 der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) eine kostenlose Selbstauskunft bei der Schufa zu erhalten. Darin sind alle gespeicherten Daten enthalten, beispielsweise zu Verträgen, Krediten und zum Zahlungsverhalten. Denn die Schufa sammelt viele verschiedene Daten über die Verbraucher, beispielsweise Informationen zu Bank- und Girokonten, zu Kreditkarten, Ratenzahlungs- und Kreditverpflichtungen, zu Leasing-, Handy- und Mietverträgen und auch zu Bürgschaften oder Zahlungsausfällen.

Was Verbraucher tun können, ist ihre Selbstauskunft genau zu prüfen. Nicht immer sind alle Daten korrekt oder aktuell. Liegen falsche Einträge vor, ist die Schufa dazu verpflichtet, die Einträge zu ändern. Dazu ist es notwendig, entsprechende Nachweise einzusenden und die Löschung der unkorrekten Angaben zu beantragen. Bis sich der Score verbessert, kann das bis zu drei Monate dauern.

Wenn eine Forderung verjährt oder beglichen ist, verschwinden die Einträge aus dem Schufa-Score, allerdings nicht sofort. Sie bleiben dort noch bis zum Ablauf der sogenannten Löschfrist stehen, was bei einem zurückgezahlten Kredit bis zu drei Jahre dauern kann.

Fünfter großer Irrtum – einmal unterschrieben gibt es kein Zurück mehr.

Die Datenschutzgrundverordnung schützt Verbraucher vor unüberlegten Entscheidungen. Wer seine Unterschrift unter dem Kreditvertrag bereut, hat 14 Tage Zeit, den Vertrag zu widerrufen.

Wer einen Kreditvertrag vorschnell unterschreibt, steckt dadurch nicht sofort in der Falle. Das Gegenteil ist der Fall und ist sogar gesetzlich geregelt. Verbraucher haben nach Vertragsabschluss 14 Tage Zeit, den Vertrag zu widerrufen. Auch danach sitzen Verbraucher nicht in der Kreditfalle. Seit 2010 gilt ein neues Verbraucherschutzgesetz, wonach Verbrauchern einen Ratenkredit jederzeit stornieren dürfen. Allerdings darf die Bank dafür eine Entschädigung von ihren Kunden verlangen. Diese Gebühr ist vom Gesetzgeber auf maximal ein Prozent der noch zu zahlenden Kreditsumme limitiert. Kündigt der Kunde schon im ersten Jahr, verringert sich der Prozentsatz auf 0,5. Wer also noch 5000 Euro Restdarlehen zurückzuzahlen hat und vorzeitig nach Ablauf des ersten Jahres kündigt, muss 50 Euro Gebühren zahlen.

Verbraucher sollten nicht unüberlegt und vorschnell einen Kredit abschließen. Dann ist ein Widerruf gar nicht notwendig. Ein Kreditvertrag ist eine langfristige finanzielle Bindung. Die Entscheidung einen Kredit aufzunehmen, sollten Verbraucher gründlich überdenken. Ist die Anschaffung wirklich so wichtig, dass dafür Schulden notwendig sind? Oder wäre es eine denkbare Lösung, lieber die nächsten Monate das Geld für die Kreditrate auf die Seite zu legen und so das Geld für die Anschaffung aus dem Onlineshop anzusparen? Wichtig ist, dass die finanzielle Situation durch den Ratenkredit nicht zu angespannt wird, sodass es immer noch möglich ist, kurzfristig auf eine unerwartetes Ereignis zu reagieren. Wer schon Ratenverpflichtungen hat, hat meistens eh ein knapp kalkuliertes Budget. Die Verschuldung kann sich mit einem weiteren Kredit sehr schnell in Überschuldung verwandeln.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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