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Ungewöhnlicher Wahlkampf:
CDU-Politiker Monstadt wirbt um Leihstimmen gegen die AfD

CDU-Kandidat Dietrich Monstadt bittet SPD, Linke, FDP und Grüne um Unterstützung, um einen AfD-Sieg zu verhindern. Sein Vorstoß sorgt für Diskussionen.

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  • Veröffentlicht Februar 8, 2025
Dietrich Monstadt
CDU-Bun­destagsab­ge­ord­neter Diet­rich Mon­stadt möchte mit Leih­stim­men gegen AfD-Mann Holm gewin­nen. Foto: Bun­destag

Diet­rich Mon­stadt, CDU-Direk­tkan­di­dat für die Bun­destagswahl im Wahlkreis Schwerin/Westmecklenburg, set­zt auf eine ungewöhn­liche Strate­gie: Trotz der anhal­tenden Kri­tik sein­er Partei an der rot-roten Lan­desregierung wirbt er bei SPD, Linken und Grü­nen um Unter­stützung. In einem Brief an die Kreisver­bände dieser Parteien, die der Redak­tion vor­liegt, appel­liert er an die „demokratis­che Mitte”, ihn mit der Erst­stimme zu unter­stützen, um einen Wahler­folg des AfD-Kan­di­dat­en Leif-Erik Holm zu ver­hin­dern.

Erneut Allianz erforderlich

Mon­stadt erin­nerte in dem Schreiben an die Ober­bürg­er­meis­ter­wahl 2023 in Schw­erin, als die „demokratis­chen Parteien” gemein­sam den SPD-Kan­di­dat­en Rico Baden­schi­er unter­stützten und einen Sieg Holms ver­hin­derten. Laut Mon­stadt sei nun eine erneute Allianz erforder­lich. „Bewogen zu diesem Brief hat mich die Sorge um die Demokratie”, erk­lärte er gegenüber dem NDR. Es sei entschei­dend, eine bre­ite Front gegen die in Teilen als gesichert recht­sex­trem eingestufte AfD zu bilden.

Mon­stadt ver­wies auf aktuelle Umfra­gen, nach denen es im Wahlkreis auf ein Kopf-an-Kopf-Ren­nen zwis­chen ihm und Holm hin­aus­laufen werde. Den anderen Kan­di­dat­en räumt er kaum Chan­cen ein. In seinem Schreiben an die Haushalte warnt er eben­falls vor einem AfD-Erfolg und ruft die Wäh­ler auf: „Stärken Sie die Demokratie und wählen Sie mit ihrer Erst­stimme Diet­rich Mon­stadt.”

Kritik von Mitbewerbern

Die Reak­tio­nen auf Mon­stadts Vorstoß fall­en jedoch kri­tisch aus. SPD-Gen­er­alsekretär Julian Barlen wies die Behaup­tung der Chan­cen­losigkeit ander­er Kan­di­dat­en als „unlauter und falsch” gegenüber dem NDR zurück. Er erin­nerte daran, dass SPD-Poli­tik­erin Reem Ala­bali-Radovan den Wahlkreis 2021 mit deut­lichem Abstand gewon­nen habe. „Daher ist unser erk­lärtes Ziel, den Wahlkreis als SPD mit Reem Ala­bali-Radovan wieder direkt zu gewin­nen. Was denn son­st?”, so Barlen.

»Lies mehr: Diet­rich Mon­stadt im Inter­view über CDU-Migra­tionsanträge

Zudem zweifelte Barlen Mon­stadts Anti-AfD-Kurs an. „Die Merz-CDU und auch Herr Mon­stadt per­sön­lich haben im Bun­destag bewiesen, dass sie die AfD nicht ver­hin­dern, son­dern im Gegen­teil mit ihr zur Mach­tausübung zusam­me­nar­beit­en.” Er ver­wies darauf, dass Mon­stadt zulet­zt gemein­sam mit der AfD für CDU-Ini­tia­tiv­en zu einem schär­fer­en Migra­tionskurs ges­timmt habe.

Auch Linken-Lan­deschef Hen­nis Herb­st zeigte sich im NDR wenig überzeugt und beze­ich­nete Mon­stadts Vorstoß als „unglaub­würdig”. Eine Wahlempfehlung für den CDU-Kan­di­dat­en schloss er kat­e­gorisch aus. Einzig der Grü­nen-Lan­desvor­sitzende Ole Krüger zeigte sich offen­er, stellte jedoch eine Bedin­gung: „Eine Wahlempfehlung für die CDU käme nur in Betra­cht, wenn Herr Mon­stadt öffentlich auss­chließt, im Bun­destag für gemein­same Mehrheit­en mit der AfD zu stim­men.”

CDU-Parteizentrale zurückhaltend, FDP skeptisch

Mon­stadts Ini­tia­tive scheint auch inner­halb der CDU nicht auf ungeteilte Zus­tim­mung zu stoßen. Der Lan­desvor­sitzende Daniel Peters stellte klar, dass die Kan­di­dat­en „eigen­ver­ant­wortlich” wahlkämpften, jedoch im Rah­men der Parteilin­ie agieren soll­ten. Die FDP Schw­erin wies Mon­stadts Vorstoß eben­falls zurück. Kreisvor­sitzen­der Paul Bres­sel sagte: „Die Wäh­lerin­nen und Wäh­ler sind mündig genug, ihre Entschei­dung eigen­ver­ant­wortlich zu tre­f­fen.” Die FDP unter­stütze auss­chließlich ihren eige­nen Kan­di­dat­en.

AfD-Kan­di­dat Leif-Erik Holm nahm Mon­stadts Briefe mit Genug­tu­ung zur Ken­nt­nis. „Die Verzwei­flung bei der CDU muss groß sein, wenn schon wieder nach der linken Ein­heits­front gerufen wird. Die Union ist ein­fach völ­lig unglaub­würdig”, erk­lärte er.

Ob Mon­stadts Strate­gie Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Sich­er ist jedoch, dass die Bun­destagswahl im Wahlkreis Schwerin/Westmecklenburg eine der span­nend­sten Auseinan­der­set­zun­gen in Meck­len­burg-Vor­pom­mern ver­spricht.

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