Ungewöhnlicher Wahlkampf:
CDU-Politiker Monstadt wirbt um Leihstimmen gegen die AfD
CDU-Kandidat Dietrich Monstadt bittet SPD, Linke, FDP und Grüne um Unterstützung, um einen AfD-Sieg zu verhindern. Sein Vorstoß sorgt für Diskussionen.

Dietrich Monstadt, CDU-Direktkandidat für die Bundestagswahl im Wahlkreis Schwerin/Westmecklenburg, setzt auf eine ungewöhnliche Strategie: Trotz der anhaltenden Kritik seiner Partei an der rot-roten Landesregierung wirbt er bei SPD, Linken und Grünen um Unterstützung. In einem Brief an die Kreisverbände dieser Parteien, die der Redaktion vorliegt, appelliert er an die „demokratische Mitte”, ihn mit der Erststimme zu unterstützen, um einen Wahlerfolg des AfD-Kandidaten Leif-Erik Holm zu verhindern.
Erneut Allianz erforderlich
Monstadt erinnerte in dem Schreiben an die Oberbürgermeisterwahl 2023 in Schwerin, als die „demokratischen Parteien” gemeinsam den SPD-Kandidaten Rico Badenschier unterstützten und einen Sieg Holms verhinderten. Laut Monstadt sei nun eine erneute Allianz erforderlich. „Bewogen zu diesem Brief hat mich die Sorge um die Demokratie”, erklärte er gegenüber dem NDR. Es sei entscheidend, eine breite Front gegen die in Teilen als gesichert rechtsextrem eingestufte AfD zu bilden.
Monstadt verwies auf aktuelle Umfragen, nach denen es im Wahlkreis auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihm und Holm hinauslaufen werde. Den anderen Kandidaten räumt er kaum Chancen ein. In seinem Schreiben an die Haushalte warnt er ebenfalls vor einem AfD-Erfolg und ruft die Wähler auf: „Stärken Sie die Demokratie und wählen Sie mit ihrer Erststimme Dietrich Monstadt.”
Kritik von Mitbewerbern
Die Reaktionen auf Monstadts Vorstoß fallen jedoch kritisch aus. SPD-Generalsekretär Julian Barlen wies die Behauptung der Chancenlosigkeit anderer Kandidaten als „unlauter und falsch” gegenüber dem NDR zurück. Er erinnerte daran, dass SPD-Politikerin Reem Alabali-Radovan den Wahlkreis 2021 mit deutlichem Abstand gewonnen habe. „Daher ist unser erklärtes Ziel, den Wahlkreis als SPD mit Reem Alabali-Radovan wieder direkt zu gewinnen. Was denn sonst?”, so Barlen.
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Zudem zweifelte Barlen Monstadts Anti-AfD-Kurs an. „Die Merz-CDU und auch Herr Monstadt persönlich haben im Bundestag bewiesen, dass sie die AfD nicht verhindern, sondern im Gegenteil mit ihr zur Machtausübung zusammenarbeiten.” Er verwies darauf, dass Monstadt zuletzt gemeinsam mit der AfD für CDU-Initiativen zu einem schärferen Migrationskurs gestimmt habe.
Auch Linken-Landeschef Hennis Herbst zeigte sich im NDR wenig überzeugt und bezeichnete Monstadts Vorstoß als „unglaubwürdig”. Eine Wahlempfehlung für den CDU-Kandidaten schloss er kategorisch aus. Einzig der Grünen-Landesvorsitzende Ole Krüger zeigte sich offener, stellte jedoch eine Bedingung: „Eine Wahlempfehlung für die CDU käme nur in Betracht, wenn Herr Monstadt öffentlich ausschließt, im Bundestag für gemeinsame Mehrheiten mit der AfD zu stimmen.”
CDU-Parteizentrale zurückhaltend, FDP skeptisch
Monstadts Initiative scheint auch innerhalb der CDU nicht auf ungeteilte Zustimmung zu stoßen. Der Landesvorsitzende Daniel Peters stellte klar, dass die Kandidaten „eigenverantwortlich” wahlkämpften, jedoch im Rahmen der Parteilinie agieren sollten. Die FDP Schwerin wies Monstadts Vorstoß ebenfalls zurück. Kreisvorsitzender Paul Bressel sagte: „Die Wählerinnen und Wähler sind mündig genug, ihre Entscheidung eigenverantwortlich zu treffen.” Die FDP unterstütze ausschließlich ihren eigenen Kandidaten.
AfD-Kandidat Leif-Erik Holm nahm Monstadts Briefe mit Genugtuung zur Kenntnis. „Die Verzweiflung bei der CDU muss groß sein, wenn schon wieder nach der linken Einheitsfront gerufen wird. Die Union ist einfach völlig unglaubwürdig”, erklärte er.
Ob Monstadts Strategie Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass die Bundestagswahl im Wahlkreis Schwerin/Westmecklenburg eine der spannendsten Auseinandersetzungen in Mecklenburg-Vorpommern verspricht.