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Digitalisierungsumfrage der IHKs in MV: „Forderungen der Wirtschaft nicht ansatzweise erfüllt“

Es gehört inzwischen zur guten Tradition, dass die drei Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern Anfang eines Jahres ihre Digitalisierungsumfrage auswerten. Grund zur Freude geben die Umfrageergebnisse allerdings kaum. „Nicht einmal

  • Veröffentlicht Februar 3, 2023

Es gehört inzwischen zur guten Tradition, dass die drei Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern Anfang eines Jahres ihre Digitalisierungsumfrage auswerten. Grund zur Freude geben die Umfrageergebnisse allerdings kaum. „Nicht einmal ansatzweise wurden die Forderungen der IHKs in MV im Hinblick auf die Grundlagen für eine bessere Digitalisierung erfüllt“, sagt Klaus Jürgen Strupp, Präsident der geschäftsführenden Industrie- und Handelskammer zu Rostock für die drei IHKs in Mecklenburg-Vorpommern.

Vor dem Ludwig-Bölkow-Haus in Schwerin findet der Nachmittag zur Berufsorientierung morgen statt.| Foto: IHK zu Schwerin | Schwerin-Lokal.de

Und verweist auf eines der Umfrageergebnisse: „Beim Thema Breitband sind wir aus Sicht der meisten befragten Unternehmen allenfalls im Schneckentempo vorangekommen.“ Hatten im Jahr 2021 73 Prozent der an der Umfrage beteiligten Unternehmen es als vordringliche Aufgabe der Bundes- und Landesregierung angesehen, eine leistungsfähige Breitbandinfrastruktur zu schaffen, waren es im Jahr 2022 immer noch 65 Prozent der Umfrageteilnehmer.

37 Prozent der Unternehmen beklagen, dass die Verfügbarkeit eines schnellen Internets an ihrem Unternehmensstandort nicht dem tatsächlichen Bedarf entspricht. Das beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit hiesiger Unternehmen gegenüber Firmen aus (Bundes-)Ländern mit einer besseren Internetverfügbarkeit. Das bestätigt auch Torsten Gebert aus dem Vorstand der IT Initiative MV und Vorsitzender des Digitalisierungsausschusses bei der IHK zu Rostock: „Die Kunden erwarten zum Beispiel die Möglichkeit der Kartenzahlung beim Einkauf, das Begleichen von Rechnungen online, die Unternehmer aller Branchen möchten ihre Unternehmensabläufe digital optimieren und online ihre interne Lager- und Buchhaltung sowie die Bestellkoordinierung effizienter gestalten. Die Mitarbeiter erwarten zunehmend mobiles Arbeiten, was ebenfalls eine gute digitale Anbindung ans Unternehmen voraussetzt.“ Lahme dann das Internet, bringe dies Sand ins Getriebe, was sich nachteilig auf die Existenz der Unternehmen auswirken könne: Sie sind weniger flexibel, die Kundenbindung leidet, Kostensenkungspotenziale können nicht genutzt und Online-Weiterbildungsmöglichkeiten nicht geboten, Fachkräfte im schlimmsten Fall ohne Mobiles Arbeiten nicht ans Unternehmen gebunden werden. New Work und die Attraktivität der Arbeitgeber rückt zunehmend in den Vordergrund.

 

25% der Unternehmer sieht die Digitalisierung der Verwaltungen bei unternehmensbezogenen Verfahren als Beschleunigung

Dies wiegt umso schwerer als die Unternehmen seit drei Jahren mit weiteren, massiven Herausforderungen konfrontiert sind, deren Bewältigung ihnen kaum Luft zum Atmen lässt: Erst die Corona-Situation, die den Fachkräftemangel nochmals beschleunigt hat, dann die hohen Energiepreise infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Klaus Jürgen Strupp: „Gerade diese Gemengelage lässt in den Unternehmen auch die Sorge vor Cyberattacken steigen. Hielten bei der Vorjahresumfrage 28 Prozent der Unternehmer Sicherheitsrisiken für eine der größten Herausforderungen für eine erfolgreiche Digitalisierung, waren es bei der aktuellen Umfrage schon 30 Prozent. Fehlende Ressourcen überlagern andere Transformationsprozesse. Ganz einfach: Personal, das fehlt, kann sich auch nicht um die IT-Sicherheit kümmern.“ 52 Prozent der antwortenden Unternehmen sichern in Eigenleistung ihre IT, die restlichen Unternehmen haben IT-Sicherheit externen Dienstleistern übertragen. Insbesondere für kleinere Unternehmen erweisen sich Digitalisierungsprojekte als große Herausforderung. 38 Prozent der Unternehmen wünschen sich einen leichteren Zugang zu öffentlichen Fördermitteln und Unterstützungsangeboten.

Unsicher fühlen sich einige Unternehmen bei regulatorischen Anforderungen zur Datennutzung (18 Prozent, Vorjahr: 17 Prozent). Aus Sicht von 25 Prozent der Unternehmen könnte die Digitalisierung der Verwaltungen bei unternehmensbezogenen Verfahren zur Vereinfachung und Erleichterung des Informationsaustausches und zur Verfahrensbeschleunigung beitragen. Empfohlen werden landes- und bundeseinheitliche Plattformen mit Schnittstellen, die Mehrfachdateneingaben vermindern und so einen Beitrag zur bürokratischen Entlastung der Unternehmen leisten.
Zugenommen hat der Anspruch, die digitalen Kompetenzen der Belegschaft zu stärken (16 Prozent, Vorjahr: 12 Prozent). Bei der Vermittlung von digitalen Basiskompetenzen im Rahmen des lebenslangen Lernens wünschen sich 29 Prozent der Unternehmen mehr Unterstützung.

 

„Der Stand der Digitalisierung in der Verwaltung sowie Kranken und Pflegekassen ist Kritisch zu bewerten“

Klaus Jürgen Strupp „Die IHKs bieten den Unternehmen im Zusammenschluss mit anderen Akteuren zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten zum Erwerb digitaler Kompetenzen an. Darüberhinaus fordern wir weiterhin von der Politik, dass sie alles dafür tut, dass die Unternehmen in unserem Land nicht digital abgehängt werden. Eine gut ausgebaute Infrastruktur ist das A und O für florierende Unternehmen – die immerhin, das sollte bitte nicht vergessen werden – über Steuern mit dazu beitragen, dass es unserem Land gut geht.

Mit der sog. DigiTrans-Richtlinie hatte das Land einen Schritt in die richtige Richtung eingeschlagen. Unverständlich ist es uns, warum diese Richtlinie nicht weiter gilt. Bot sie doch gerade den kleinen und mittleren Unternehmen eine wichtige Hilfestellung zum Auf- und Ausbau der Digitalisierung und damit zur Reduzierung des Aufwandes. Immerhin rangiert die Forderung eines Zugangs zu Fördermitteln und Unterstützungsangebote an zweiter Stelle der geforderten politischen Maßnahmen.“ Kritisch bewerten die Unternehmen den Stand der Digitalisierung in der Verwaltung wie auch bei den Kranken- und Pflegekassen. Aber auch auf Seiten der Wirtschaft ist noch „Luft nach oben“: Robotik, Sensorik, VR/AR und KI Künstliche Intelligenz, Blockchain, aber auch der 3D-Druck sind weltweit bedeutsame Felder, die von zu wenig Unternehmen in deren Strategie berücksichtigt werden.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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