Einbruch in Schweriner Hyperschale:
Galerist Stephan Schrör stellt Täter selbst – Kunstwerk von Otto Dix zerstört
Einbruch in der FreshEggsGallery: Galerist stellt Täter auf frischer Tat – wertvolle Otto-Dix-Lithografie zerstört, Polizei nimmt Mann nach Handgemenge fest.

In den frühen Morgenstunden des heutigen Tages kam es zu einem Einbruch in der FreshEggsGallery (Hyperschale). Zuerst hatte das Portal „Schwerin.News” über den Einbruch berichtet.
Gegen 6 Uhr stellte der anwesende Galerist Stephan Schrör den Täter auf frischer Tat – und konnte ihn dank geistesgegenwärtigem Eingreifen sowie der hauseigenen Videoüberwachung bis zum Eintreffen der Polizei festsetzen. Der Einbrecher wurde unterhalb der markanten Dachkonstruktion der Galerie nach einem kurzen Handgemenge von den Beamten festgenommen.
Erheblicher Sachschaden entstanden
Zuvor hatte der Täter bereits erheblichen Schaden angerichtet. Im Inneren des Ausstellungsraums wurden mehrere Kunstwerke beschädigt, darunter eine Bronzebüste des letzten Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) vor dem Verbot durch die Nationalsozilisten, Ernst Thälmann. Der Einbrecher warf die Büste um. Nach Angaben des Galleristen gegenüber SNO hält sich der Schaden an der Bronzebüste allerdings in Grenzen.
Tragischer ist die Zerstörung einer wertvollen Original-Lithografie von 1938: Otto Dix‘ Werk „Heiliger Christophorus“ wurde mitsamt Rahmen von der Wand gerissen und dabei stark beschädigt.
Werk in der „inneren Emigration” entstanden
Zwischen 1938 und 1944 schuf Otto Dix sechs unterschiedliche Darstellungen des Heiligen Christophorus. Der Legende nach trug Christophorus, ein riesenhafter Mann, das Jesuskind auf seinen Schultern durch einen Fluss. Während der Überquerung wurde das Kind immer schwerer, bis die Last kaum noch zu ertragen war. Am anderen Ufer erklärte das Kind: „Ich bin der Heiland – und wie du weißt, trägt der Heiland die Last der ganzen Welt.“
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Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten zog sich Otto Dix zunehmend aus dem öffentlichen Leben zurück. In Hemmenhofen am Bodensee konzentrierte er sich auf Landschaftsdarstellungen und religiöse Themen. Die Christophorus-Bilder entstanden in dieser Zeit und zeigen unterschiedliche formale und inhaltliche Ausprägungen.

Foto: Stephan Schrör
Eine der bedeutendsten Fassungen befindet sich im Geburtshaus des Künstlers in Gera. Dieses Werk gilt als besonders aussagekräftig im Hinblick auf die Zeitgeschichte, da es im Jahr 1939, zum Beginn des Zweiten Weltkriegs, entstand. Das Motiv des Christophorus, der das Kind sicher durch eine unruhige Umgebung trägt, lässt sich als sinnbildlicher Verweis auf die damalige gesellschaftliche Lage deuten.
Ein weiteres Gemälde aus dieser Serie ist heute Teil der Sammlung der Vatikanischen Museen in Rom.
Die Christopherus-Lithografie von Otto Dix ist in einer Auflage von 100 Stück weltweit gedruckt worden. Zwölf davon hatte Galerist Schrör vor einiger Zeit erworben gehabt. Das nun zerstörte Werk war das letzte Exemplar, das sich noch im Besitz des Kunstsammmlers befindet. Den entstandenen Sachschaden schätzt Schrör auf etwa 5.000 Euro.
Blinde Zerstörungswut häuft sich in der Stadt
Für Schrör, der vorraussichtlich in Kürze für die Aktion Stadt- und Kultiurschutz (ASK) in die Stadtvertretung rücken wird, ist die Zerstörungswut eine alarmierendes Zeichen. Im Gespräch mit SNO spricht Schrör davor, dass sich die Vörfälle von „blinder Zerstörungswut” in der letzten Zeit häufen würden. So berichtet der Galerist von abgebrochenen Antennen und abgetretenen Spiegeln in der Innenstadt, wie ihm gute Freunde berichteten. Solche Taten sind laut Schrör „Frustaktionen”, ausgelöst durch Perspektivlosigkeit und mangelndes Selbstvertrauen, die nicht selten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stattfinden.
Kritisch sieht Schrör, dass es nur noch wenige Anlaufpunkte für junge Menschen in der Stadt gibt. Es sei Aufgabe der Politik, diese Signale aufzunehmen und Lösungsansätze zu entwickeln.
Die Ermittlungen zu Motiv und Hintergrund der Tat von heute Morgen dauern allerdings noch an. Die Polizei prüft derzeit, ob der Täter bereits durch ähnliche Delikte in Erscheinung getreten ist.