Sa, 17. Mai 2025
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Politik in der Schule:
EX-Nazi stellt sich den Fragen der Schüler

Immer häufiger schleichen sich rechtsextreme Parolen wie „Ausländer raus“ in den Sprachgebrauch von Jugendlichen ein.

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  • Veröffentlicht Juli 22, 2024
vlnr.: Babette Her­rmann vom Lions Club Fürst Niklot, Ex-Neon­azi und Anti-Gewalt-Train­er Philip Schlaf­fer, Ralf
Melz­er vom Lions Club Fürst Niklot, Anna Linke und Vanes­sa Hohl vom West­stadt-Cam­pus. Foto: Maxpress/Winter

Anna Linke, engagierte Lehrerin und die Schul­sozialar­bei­t­erin Vanes­sa Hohl aus der Pro­jek­t­gruppe Präven­tion woll­ten dieser besorgnis­er­re­gen­den Ten­denz ent­ge­gen­wirken. Unter­stützt durch den Lions Club Fürst Niklot und den Präven­tion­srat der Lan­deshaupt­stadt Schw­erin, luden sie Philip Schlaf­fer am

11. Juli zu einem beson­deren Präven­tion­stag für alle acht­en Klassen ein. Schlaf­fer, einst ein bekan­nter Name in der Neon­azi-Szene, der nach zahlre­ichen krim­inellen Aktiv­itäten sog­ar im Gefäng­nis saß, hat nach sein­er Haf­tent­las­sung das Milieu hin­ter sich gelassen und arbeit­et heute als Anti-Gewalt- und Deradikalisierungstrain­er. Sein brisan­ter Insider­bericht beschönigte nichts und warnte ein­drucksvoll vor den Gefahren extrem­istis­ch­er Gewalt­struk­turen.

„Frem­den­hass entwick­elt sich oft schle­ichend und begin­nt häu­fig mit Vorurteilen und stereo­typen Denkmustern. Die Schüler sind sich meist nicht bewusst darüber, welche ver­heeren­den Fol­gen ihre frem­den­feindlichen Äußerun­gen haben“, berichtet Anna Linke.

„Jugendliche sind beson­ders empfänglich für ein­fache Antworten und Schuldzuweisun­gen, die ihre Unsicher­heit­en und Äng­ste aus­nutzen. Extrem­istis­che Grup­pen nutzen diese

Anfäl­ligkeit aus, indem sie gezielt auf Jugendliche zuge­hen und ihnen Zuge­hörigkeit sowie ein­fache Erk­lärun­gen für kom­plexe gesellschaftliche Prob­leme anbi­eten. Deshalb ist es so wichtig, schon frühzeit­ig über extrem­istis­che Gewalt­struk­turen aufzuk­lären“, ergänzt Sozialar­bei­t­erin Vanes­sa Hohl.


Mit ein­dringlichen Worten und ehrlichen Bericht­en fes­selte Schlaf­fer die Schüler und klärte sie über die düsteren Mech­a­nis­men der Neon­azi-Szene auf. Er sprach über Recht­sex­trem­is­mus, Radikalisierung, Grup­pen­dy­namik und Gewalt und hin­ter­ließ einen bleiben­den Ein­druck. „Eine Gruppe ist immer dann gefährlich, wenn ihr nicht sagen oder tun

kön­nt, was ihr wollt“, warnte er die jun­gen Zuhör­er. „So eine Gruppe zu ver­lassen ist eine Superkraft.“ Die Reak­tio­nen der Schüler waren über­wälti­gend. Sie lauscht­en geban­nt und stell­ten zahlre­iche Fra­gen, die Schlaf­fer geduldig beant­wortete. Auch nach dem Vor­trag wandten sich viele Schüler noch mit ihren Fra­gen per­sön­lich an Schlaf­fer.

„Es ist etwas völ­lig anderes für die Schüler, wenn jemand spricht, der den Recht­sex­trem­is- mus aus erster Hand erlebt und prak­tiziert hat“, erk­lärt Babette Her­rmann vom Lions Club Fürst Niklot. „Es ist von großer Bedeu­tung, präven­tive Maß­nah­men zu ergreifen, die auf Bil­dung, Aufk­lärung und die Förderung von interkul­turellem Dia­log abzie­len. Daher haben wir dieses Pro­jekt sehr gerne unter­stützt“, so auch Ralf Melz­er vom Lions Club Fürst Niklot.