Glanzvoller Auftakt für das Filmkunstfest MV in Schwerin:
Elf Weltpremieren und starke Geschichten auf der Leinwand
Mit elf Weltpremieren und prominenten Gästen ist das 34. Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin eröffnet worden – ein Festival für anspruchsvolle Filmkunst und mutige Geschichten.

Mit der Deutschlandpremiere der Tragikomödie Altweibersommer ist am Dienstagabend in Schwerin das 34. Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern eröffnet worden. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Regisseurin Pia Hierzegger ihr Langfilmdebüt präsentierte. Die Österreicherin, die bislang vor allem als Schauspielerin bekannt war, übernimmt neben Ursula Strauss und Diana Amft auch selbst eine Hauptrolle in dem Wettbewerbsbeitrag.
Bis zum kommenden Sonntag erwartet das Publikum in der Landeshauptstadt ein umfangreiches Programm: Insgesamt 120 Filme aus dem In- und Ausland werden gezeigt, darunter elf Weltpremieren und zahlreiche Deutschland- und Festivalpremieren. Die Veranstalter rechnen mit rund 15.000 Besucherinnen und Besuchern – ähnlich wie in den Vorjahren.
Wettbewerb um den „Fliegenden Ochsen“
Ein besonderer Fokus liegt wie immer auf dem Spielfilmwettbewerb, in dem zehn Filme um den Hauptpreis „Fliegender Ochse“ konkurrieren. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird an einen herausragenden deutschsprachigen Spielfilm vergeben. Zu den diesjährigen Teilnehmern gehört auch Wilma will mehr von Regisseurin Maren-Kea Freese. In der Hauptrolle überzeugt Fritzi Haberlandt als Facharbeiterin aus dem Braunkohle-Tagebau der Lausitz, die vor einem beruflichen und persönlichen Neuanfang steht. Der Film feiert in Schwerin seine Weltpremiere.
Ein weiteres Highlight ist das bereits beim Schweizer Filmpreis ausgezeichnete Science-Fiction-Drama Electric Child. Es wird im Rahmen des Festivals erstmals in Deutschland gezeigt. Mit diesen Beiträgen zeigt das Festival erneut seine Spannbreite – von gesellschaftskritischen Dramen bis hin zu futuristischen Visionen.
Den Vorsitz der diesjährigen Spielfilmjury übernimmt Regisseur Andreas Dresen. Der vielfach ausgezeichnete Filmemacher hat enge Verbindungen zur Stadt Schwerin: Hier wuchs er auf und machte seine ersten künstlerischen Schritte. Für seine Verdienste soll er im Rahmen des Festivals die Ehrenbürgerschaft der Stadt erhalten.
Insgesamt vergibt das Filmkunstfest Preise in 16 Kategorien, darunter auch für Dokumentar‑, Kurz- sowie Kinder- und Jugendfilme. Das gesamte Preisgeld beläuft sich auf rund 50.000 Euro.
Indien als Gastland
Gastland des diesjährigen Festivals ist Indien. Festivalleiter Volker Kufahl erklärte, dass man bewusst auf finanzielle Unterstützung durch die indische Botschaft verzichtet habe, um unabhängig in der Filmauswahl zu bleiben. Diese Entscheidung ermöglichte es, auch Filme ins Programm aufzunehmen, die in Indien nicht gezeigt werden dürfen – etwa ein Werk, das sich kritisch mit dem Kastensystem und der Unterdrückung von Frauen auseinandersetzt. „Diese Unabhängigkeit war uns wichtig“, so Kufahl. „Die Freiheit der Kunst darf nicht eingeschränkt werden.“
Mit dieser Haltung setzt das Festival ein starkes Zeichen für Meinungsfreiheit und künstlerische Unabhängigkeit. Neben politischen Stoffen bietet das Indien-Programm aber auch musikalische und gesellschaftliche Einblicke in das vielfältige Filmschaffen des Subkontinents.
Ehrenpreis für Barbara Sukowa – Prominenter Besuch zur Gala
Einen emotionalen Höhepunkt erwartet das Publikum am 10. Mai, wenn der Ehrenpreis „Goldener Ochse“ an die Schauspielerin Barbara Sukowa verliehen wird. Die 75-Jährige wird für ihre herausragenden Leistungen und ihren Einfluss auf die internationale Filmkultur geehrt. In einer Hommage zeigt das Festival Klassiker wie Rosa Luxemburg und Hannah Arendt, in denen Sukowa mit beeindruckender Präsenz politische Frauengestalten verkörperte. Festivalleiter Kufahl bezeichnete sie als „eine der wenigen internationalen Filmstars, die wir haben“.
Auch politische Prominenz war bei der Eröffnung vertreten: Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig erschien mit Verspätung zur Gala – bedingt durch die langwierige Kanzlerwahl in Berlin. In ihrer Rede hob sie die besondere Atmosphäre des Festivals hervor und betonte die Bedeutung Mecklenburg-Vorpommerns als traditionsreiches Filmland. „Wir hatten heute ein bisschen viel Drama im Deutschen Bundestag“, so Schwesig augenzwinkernd. „Jetzt können wir uns wieder den schönen Dingen des Lebens widmen.“
Die Landesregierung fördere aktiv Filme, die im Land produziert werden oder aus Mecklenburg-Vorpommern stammen, und unterstütze die Kinokultur insgesamt. „Dieses Festival ist ein kulturelles Aushängeschild für unser Land“, betonte die Ministerpräsidentin.
Das Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern zeigt sich auch in seiner 34. Ausgabe als Bühne für anspruchsvolle Filmkunst, gesellschaftlich relevante Themen und persönliche Begegnungen mit Filmschaffenden – in einer Atmosphäre, die Kino lebendig macht.
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