So, 22. Juni 2025
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Glanzvoller Auftakt für das Filmkunstfest MV in Schwerin:
Elf Weltpremieren und starke Geschichten auf der Leinwand

Mit elf Weltpremieren und prominenten Gästen ist das 34. Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin eröffnet worden – ein Festival für anspruchsvolle Filmkunst und mutige Geschichten.

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  • Veröffentlicht Mai 7, 2025
Min­is­ter­präsi­dentin Manuela Schwe­sig eröffnete gestern das Filmkun­st­fest in Schw­erin. Foto: Filmkun­st­fest MV

Mit der Deutsch­land­premiere der Tragikomödie Altweiber­som­mer ist am Dien­stagabend in Schw­erin das 34. Filmkun­st­fest Meck­len­burg-Vor­pom­mern eröffnet wor­den. Der Saal war bis auf den let­zten Platz gefüllt, als Regis­seurin Pia Hierzeg­ger ihr Lang­filmde­büt präsen­tierte. Die Öster­re­icherin, die bis­lang vor allem als Schaus­pielerin bekan­nt war, übern­immt neben Ursu­la Strauss und Diana Amft auch selb­st eine Haup­trol­le in dem Wet­tbe­werb­s­beitrag.

Bis zum kom­menden Son­ntag erwartet das Pub­likum in der Lan­deshaupt­stadt ein umfan­gre­ich­es Pro­gramm: Ins­ge­samt 120 Filme aus dem In- und Aus­land wer­den gezeigt, darunter elf Welt­premieren und zahlre­iche Deutsch­land- und Fes­ti­val­premieren. Die Ver­anstal­ter rech­nen mit rund 15.000 Besucherin­nen und Besuch­ern – ähn­lich wie in den Vor­jahren.

Wettbewerb um den „Fliegenden Ochsen“

Ein beson­der­er Fokus liegt wie immer auf dem Spielfilmwet­tbe­werb, in dem zehn Filme um den Haupt­preis „Fliegen­der Ochse“ konkur­ri­eren. Die mit 10.000 Euro dotierte Ausze­ich­nung wird an einen her­aus­ra­gen­den deutschsprachi­gen Spielfilm vergeben. Zu den diesjähri­gen Teil­nehmern gehört auch Wilma will mehr von Regis­seurin Maren-Kea Freese. In der Haup­trol­le überzeugt Fritzi Haber­landt als Fachar­bei­t­erin aus dem Braunkohle-Tage­bau der Lausitz, die vor einem beru­flichen und per­sön­lichen Neuan­fang ste­ht. Der Film feiert in Schw­erin seine Welt­premiere.

Ein weit­eres High­light ist das bere­its beim Schweiz­er Film­preis aus­geze­ich­nete Sci­ence-Fic­tion-Dra­ma Elec­tric Child. Es wird im Rah­men des Fes­ti­vals erst­mals in Deutsch­land gezeigt. Mit diesen Beiträ­gen zeigt das Fes­ti­val erneut seine Spannbre­ite – von gesellschaft­skri­tis­chen Dra­men bis hin zu futur­is­tis­chen Visio­nen.

Den Vor­sitz der diesjähri­gen Spielfilmjury übern­immt Regis­seur Andreas Dresen. Der vielfach aus­geze­ich­nete Filmemach­er hat enge Verbindun­gen zur Stadt Schw­erin: Hier wuchs er auf und machte seine ersten kün­st­lerischen Schritte. Für seine Ver­di­en­ste soll er im Rah­men des Fes­ti­vals die Ehren­bürg­er­schaft der Stadt erhal­ten.

Ins­ge­samt vergibt das Filmkun­st­fest Preise in 16 Kat­e­gorien, darunter auch für Dokumentar‑, Kurz- sowie Kinder- und Jugend­filme. Das gesamte Preis­geld beläuft sich auf rund 50.000 Euro.

Indien als Gastland

Gast­land des diesjähri­gen Fes­ti­vals ist Indi­en. Fes­ti­valleit­er Volk­er Kufahl erk­lärte, dass man bewusst auf finanzielle Unter­stützung durch die indis­che Botschaft verzichtet habe, um unab­hängig in der Fil­mauswahl zu bleiben. Diese Entschei­dung ermöglichte es, auch Filme ins Pro­gramm aufzunehmen, die in Indi­en nicht gezeigt wer­den dür­fen – etwa ein Werk, das sich kri­tisch mit dem Kas­ten­sys­tem und der Unter­drück­ung von Frauen auseinan­der­set­zt. „Diese Unab­hängigkeit war uns wichtig“, so Kufahl. „Die Frei­heit der Kun­st darf nicht eingeschränkt wer­den.“

Mit dieser Hal­tung set­zt das Fes­ti­val ein starkes Zeichen für Mei­n­ungs­frei­heit und kün­st­lerische Unab­hängigkeit. Neben poli­tis­chen Stof­fen bietet das Indi­en-Pro­gramm aber auch musikalis­che und gesellschaftliche Ein­blicke in das vielfältige Film­schaf­fen des Sub­kon­ti­nents.

Ehrenpreis für Barbara Sukowa – Prominenter Besuch zur Gala

Einen emo­tionalen Höhep­unkt erwartet das Pub­likum am 10. Mai, wenn der Ehren­preis „Gold­en­er Ochse“ an die Schaus­pielerin Bar­bara Sukowa ver­liehen wird. Die 75-Jährige wird für ihre her­aus­ra­gen­den Leis­tun­gen und ihren Ein­fluss auf die inter­na­tionale Filmkul­tur geehrt. In ein­er Hom­mage zeigt das Fes­ti­val Klas­sik­er wie Rosa Lux­em­burg und Han­nah Arendt, in denen Sukowa mit beein­druck­ender Präsenz poli­tis­che Frauengestal­ten verkör­perte. Fes­ti­valleit­er Kufahl beze­ich­nete sie als „eine der weni­gen inter­na­tionalen Film­stars, die wir haben“.

Auch poli­tis­che Promi­nenz war bei der Eröff­nung vertreten: Meck­len­burg-Vor­pom­merns Min­is­ter­präsi­dentin Manuela Schwe­sig erschien mit Ver­spä­tung zur Gala – bed­ingt durch die lang­wierige Kan­zler­wahl in Berlin. In ihrer Rede hob sie die beson­dere Atmo­sphäre des Fes­ti­vals her­vor und betonte die Bedeu­tung Meck­len­burg-Vor­pom­merns als tra­di­tion­sre­ich­es Film­land. „Wir hat­ten heute ein biss­chen viel Dra­ma im Deutschen Bun­destag“, so Schwe­sig augen­zwinkernd. „Jet­zt kön­nen wir uns wieder den schö­nen Din­gen des Lebens wid­men.“

Die Lan­desregierung fördere aktiv Filme, die im Land pro­duziert wer­den oder aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern stam­men, und unter­stütze die Kinokul­tur ins­ge­samt. „Dieses Fes­ti­val ist ein kul­turelles Aushängeschild für unser Land“, betonte die Min­is­ter­präsi­dentin.

Das Filmkun­st­fest Meck­len­burg-Vor­pom­mern zeigt sich auch in sein­er 34. Aus­gabe als Bühne für anspruchsvolle Filmkun­st, gesellschaftlich rel­e­vante The­men und per­sön­liche Begeg­nun­gen mit Film­schaf­fend­en – in ein­er Atmo­sphäre, die Kino lebendig macht.

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