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Mehr Flagge zeigen:
Stadtvertretung will täglich Deutschlandflagge hissen

Die Stadtvertretung Schwerin hat beschlossen: Öffentliche Gebäude sollen künftig dauerhaft beflaggt werden – mit Deutschland-, Landes- und EU-Flagge. Der Antrag wurde kontrovers diskutiert.

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  • Veröffentlicht Mai 21, 2025
Flaggenbeschluss Schwerin
Die Stadtvertre­te­ung möchte Dauer­be­flag­gung in der Stadt erlauben. (Sym­bol­bild) Foto: RalfWieck­horst auf Pix­abay

Schw­erin wird in Zukun­ft möglicher­weise an allen öffentlichen Gebäu­den dauer­haft die Flaggen von Meck­len­burg-Vor­pom­mern, die Deutsch­land­flagge und die Flagge der Europäis­chen Union zeigen. Am ver­gan­genen Mon­tag ver­ab­schiedete die Stadtvertre­tung einen entsprechen­den Antrag.

Der von der CDU-Frak­tion einge­brachte Antrag sieht vor, dass sich Ober­bürg­er­meis­ter Rico Baden­schi­er (SPD) gegenüber der Lan­desregierung dafür ein­set­zt, die derzeit gel­tende Lan­desverord­nung zur Beflag­gung zu ändern. Diese erlaubt bis­lang nur anlass­be­zo­gene hoheitliche Beflag­gung – etwa zu Feierta­gen. Kün­ftig soll eine ganzjährige, anlass­lose Beflag­gung erlaubt sein, um ein dauer­haftes „Zeichen für demokratis­che Werte” und einen „gesun­den Patri­o­tismus“ zu set­zen.

Streitpunkt Symbolik

Die Ini­tia­tive hat­te bere­its im Vor­feld für Diskus­sio­nen gesorgt. In der Begrün­dung des Antrags heißt es, die Stadt müsse „Flagge zeigen“ – ger­ade in ein­er Zeit, in der nationale Sym­bole von extrem­istis­chen Kräften vere­in­nahmt wür­den. Die antrag­stel­len­den Frak­tio­nen beto­nen, dass es wichtig sei, ein pos­i­tives Ver­hält­nis zu Staat, Land und Europa sicht­bar zu machen.

Neben der hoheitlichen Beflag­gung legt der Beschluss auch fest, dass nicht-hoheitliche Flaggen – etwa poli­tis­che oder gesellschaftliche Sym­bole – kün­ftig nur noch in begrün­de­ten Aus­nah­me­fällen und mit Zus­tim­mung des Haup­tauss­chuss­es gehisst wer­den dür­fen. Ziel sei es, parteipoli­tis­che oder ein­seit­ige Botschaften auf öffentlichen Gebäu­den zu ver­mei­den. Als zuläs­sige Aus­nah­men gel­ten unter anderem Beschlüsse der Stadtvertre­tung – etwa im Rah­men inter­na­tionaler Ini­tia­tiv­en wie „May­ors for Peace“ – oder die Würdi­gung beson­der­er Ereignisse, wie ein Wel­terbe-Titel.

Zudem soll langfristig an allen öffentlichen Gebäu­den die bauliche Voraus­set­zung für eine Beflag­gung geschaf­fen wer­den. Dafür wurde ein Zei­tho­r­i­zont bis zum Jahr 2035 geset­zt.

Kri­tik­er wer­fen den Ini­tia­toren vor, vor allem Sym­bol­poli­tik zu betreiben. In der Gegenrede am Mon­tag wiesen unter­schiedliche Red­ner daraufhin, dass eine Beflag­gung öffentlich­er Gebäude immer nur zu einem beson­deren Anlass sin­nvoll sein kann. Mit ein­er Dauer­be­flag­gung nutze diese Beson­der­heit ab und dass was die CDU mir ihrem Ziel erre­ichen möchte, sei dann nicht mehr gegeben.

Verwaltung äußerte im Vorfeld rechtliche Bedenken 

Die Stadtver­wal­tung äußerte in ihrer Stel­lung­nahme rechtliche Bedenken. Nur die Punk­te zur poli­tis­chen Ini­tia­tive auf Lan­desebene (Punkt 1) und zur Ein­schränkung nicht-hoheitlich­er Beflag­gung (Punkt 3) seien rechtlich zuläs­sig. Die verbindliche Anord­nung ein­er Dauer­be­flag­gung (Punkt 2) sowie die flächen­deck­ende bauliche Umset­zung bis 2035 (Punkt 4) seien nicht im Zuständigkeits­bere­ich der Stadtvertre­tung. Auch ein Finanzierungskonzept für die benötigten Flaggen­mas­ten liegt bis­lang nicht vor.

Trotz dieser Ein­wände wurde der Antrag am Mon­tag mit den Stim­men der Frak­tio­nen von CDU, AfD und Unab­hängige Bürger/FDP beschlossen. SPD, Linke, Bünd­nis Grüne/Die Partei und die Einzel­stadtvertreter Heiko Stein­müller und Stephan Mar­tine  lehn­ten den Antrag ab oder enthiel­ten sich.

Wie geht es nun weiter?

Zunächst muss nun der Ober­bürg­er­meis­ter die Gespräche mit der Lan­desregierung suchen. Ob die gewün­schte Änderung der Lan­desverord­nung tat­säch­lich erfol­gt, ist offen. Sollte sie erfol­gre­ich sein, kön­nten konkrete Umset­zungspläne – auch hin­sichtlich der Finanzierung – fol­gen.

Die Debat­te zeigt: Der Umgang mit nationalen und poli­tis­chen Sym­bol­en bleibt auch auf kom­mu­naler Ebene ein sen­si­bles The­ma. In Schw­erin ist nun ein deut­lich­es Sig­nal geset­zt wor­den – nicht ohne Wider­spruch.