Erweiterung im sozialen Brennpunkt:
Schwerin erweitert Unterkunft für Flüchtlinge im Mueßer Holz
Nach langer Debatte um Alternativen setzt Schwerin beim Thema Asylunterkunft nun auf das Mueßer Holz: Die Unterkunft in der Hamburger Allee wird um einen weiteren Block erweitert.


Der Standort für die zweite Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Schwerin steht fest: Die Schweriner Stadtverwaltung hat sich entschieden, die bestehende Flüchtlingsunterkunft in der Hamburger Allee um einen weiteren Block zu erweitern. Damit würde die Kapazität der Einrichtung von derzeit 200 auf 380 Plätze steigen – und das mitten im als sozialer Brennpunkt geltenden Stadtteil Mueßer Holz. Die Sanierungskosten übernimmt das Land Mecklenburg-Vorpommern, wie eine Sprecherin der Stadt am vergangenen Freitag gegenüber der OZ erklärte.
Stadtvertretung lehnte AfD-Antrag ab
Dieser Entscheidung ging eine kontroverse Sondersitzung der Stadtvertretung voraus. Dort war ein Antrag der AfD abgelehnt worden, der die städtische Wohnungsgesellschaft WGS daran hindern sollte, sich um die Erweiterung der Unterkunft zu kümmern. Der betreffende Wohnblock in der Hamburger Allee gehört der WGS, und Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) kann nun das Angebot der Gesellschaft annehmen, die Gebäude Hamburger Allee 194 bis 200 zu sanieren.

„Damit wird es faktisch keinen zweiten Standort für eine Gemeinschaftsunterkunft in Schwerin geben“, so die Sprecherin weiter. Laut WGS sei die Erweiterung in der Hamburger Allee zudem die wirtschaftlichste Lösung, nachdem sich Diskussionen um alternative Standorte immer wieder im Kreis gedreht hatten.
AfD und CDU lehnen neue Unterkunft grundsätzlich ab
Bereits im Dezember hatte die Stadtvertretung mit den Stimmen von CDU, UB/FDP und AfD beschlossen, sich grundsätzlich gegen ein neues Flüchtlingsheim in Schwerin auszusprechen – egal ob als Erweiterung oder an einem neuen Standort. Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) kündigte damals an, Widerspruch gegen diesen Beschluss einzulegen, da die Stadt rechtlich verpflichtet sei, die ihr zugewiesenen Flüchtlinge unterzubringen. Der Widerspruch wurde jedoch bei der Sondersitzung am Donnerstag erneut abgelehnt.
» Lies auch: Stadtvertretung setzt Pläne aus: Streit um Flüchtlingsunterkunft in Schwerin
Allerdings enthielt sich die CDU bei der Abstimmung über den Widerspruch von Oberbürgermeister Badenschier, obwohl der Antrag im Dezember von ihrer Fraktion eingebracht wurde.
Oberbürgermeister will Innenministerium einschalten
Rico Badenschier plant nun, sich an das Innenministerium zu wenden, um den jüngsten Beschluss der Stadtvertretung zu beanstanden. Sollte das Ministerium keine Einigung zwischen Stadtvertretung und Oberbürgermeister erreichen, wäre eine Klage der nächste Schritt. „Die Unterbringung von Flüchtlingen ist keine Frage des Ob, sondern des Wie und Wo“, betonte der Oberbürgermeister auf der Sondersitzung der Stadtvertretung.
Während sich die CDU grundsätzlich gegen die Erweiterung ausspricht, distanzierte sie sich in der Sondersitzung von dem AfD-Antrag, der der WGS alle Rechtsgeschäfte im Zusammenhang mit dem Bau und Betrieb von Flüchtlingsunterkünften untersagen wollte. Der AD-Stadtvertreter Leif-Erik Holm hatte zuvor noch um die Zustimmung der CDU geworben. „Wir erwarten, dass die, die bei der letzten Sitzung mit uns gestimmt haben, wieder mit uns stimmen.“ Und: „Wir wollen keine zweite Unterkunft.“ Auch die AfD-Fraktionsvorsitzende Petra Federau unterstützte ihren Fraktionskollegen: „Die Menschen möchten, dass der Wahnsinn, der hier herrscht, endlich beendet wird.“
» Lies auch: Sondersitzung der Stadtvertretung: Entscheidung zur Suche nach neuer Asylunterkunft gefallen
Die CDU folgte dem Lockruf der AfD allerdings nicht. „Wenn die Unterkunft schon kommt, sollte sie von einer städtischen Gesellschaft errichtet werden“, erklärte CDU-Fraktionschef Gert Rudolf. „Man will das Geld für die Sanierung schließlich nicht an private Dritte geben.“
Wenn Sie diesen Artikel interessant fanden, denken Sie bitte darüber nach, den lokalen Journalismus in Schwerin zu unterstützenAls unabhängiges Medium ohne große Medienkonzerne im Rücken kann SNO | Schwerin-Lokal dank Lesern wie Ihnen weiterarbeiten. Wenn Sie den unabhängigen Lokaljournalismus unterstützen möchten, ziehen Sie eine Fördermitgliedschaft in Erwägung. Jederzeit kündbar |