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Frauen und Männer längst noch nicht gleichgestellt

Morgen ist der internationale Frauentag. Seit 1911 feiern Frauen den „Internationalen Tag der Frauen“, an dem weltweit auf Frauenrechte und Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam gemacht wird. Vieles ist seit dem gesellschaftlich

  • Veröffentlicht März 7, 2018
Foto: Wilhelmine Wulff_All Silhouettes / pixelio.de

Morgen ist der internationale Frauentag. Seit 1911 feiern Frauen den „Internationalen Tag der Frauen“, an dem weltweit auf Frauenrechte und Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam gemacht wird. Vieles ist seit dem gesellschaftlich erreicht worden. Trotzdem ist die Gleichstellung von Männern und Frauen immer noch nicht in allen Bereichen umgesetzt. 

Die Teilzeit und der Niedriglohn – in Schwerin ist beides weiblich: Noch immer sind hier 71 Prozent aller Teilzeit- und Minijobs in Frauenhand. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)  gerade erst hingewiesen. Bei den rund 14.600 Teilzeit-Stellen in der Stadt liegt der Frauenanteil nach Angaben der Arbeitsagentur sogar bei 79 Prozent.

Jörg Dahms, Geschäftsführer der NGG Mecklenburg-Vorpommern, spricht von einer „Karrierefalle“: Gerade in Hotels, Restaurants und Bäckereien seien Minijobs und Teilzeit-Verträge stark verbreitet. „Die Kellnerin in Vollzeit ist die Ausnahme“, so Dahms. Wer jedoch 20 oder 25 Stunden arbeite, habe es beim beruflichen Aufstieg deutlich schwerer. Das gehe aus einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung hervor. Danach sind für Teilzeit-Beschäftigte auch Gehaltszuwächse und Beförderungen seltener.

 

Frauen in Deutschland  21 Prozent weniger als Männer

 

„Bei der Bezahlung stehen Frauen allgemein weiterhin deutlich schlechter da als Männer“, kritisiert Dahms. So verdienten Frauen in Deutschland zuletzt 21 Prozent weniger als Männer. Das hat das Statistische Bundesamt ermittelt. Im EU-Durchschnitt lag der so genannte „Gender Pay Gap“ dagegen lediglich bei 16 Prozent. „Es kann nicht sein, dass Paula nur deshalb auf bis zu mehrere Hundert Euro pro Monat verzichten muss, weil sie nicht Paul heißt“, kritisiert Dahms.

Zwar gebe es für Frauen in Schwerin seit diesem Jahr erstmals einen Rechtsanspruch darauf zu erfahren, was ein männlicher Kollege in ähnlicher Position verdient. Doch das Lohntransparenzgesetz gilt lediglich in Betrieben mit mehr als 200 Beschäftigten. „Davon hat kaum eine Köchin oder Bäckereifachverkäuferin im Kleinbetrieb etwas“, bemängelt Gewerkschafter Dahms. Hier müsse die künftige Bundesregierung dringend nachbessern.

 

Altersarmut für Frauen in Schwerin kann sich verschärfen

 

Sollte die Politik nicht deutlich mehr gegen die Lohnungerechtigkeit unternehmen, dürfte sich nach Einschätzung der NGG auch die Altersarmut für Frauen in Schwerin verschärfen. „Geringere Löhne und kürzere Arbeitszeiten sorgen für magere Renten. Außerdem tragen Erziehungs- und Pflegezeiten dazu bei, dass nur wenige Rentenpunkte zusammenkommen“, erklärt Jörg Dahms.

In einer aktuellen Studie beziffert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) die „weibliche Rentenlücke“ in den neuen Bundesländern auf 23 Prozent. Ein Rentner erhält demnach Bezüge von durchschnittlich 1.056 Euro im Monat. Eine Rentnerin kommt dagegen nur auf 818 Euro. Dahms: „Am Ende ist das auch für den Staat eine teure Sache. Die öffentliche Hand muss dann Armutsrenten durch Grundsicherung im Alter und Zuschüsse fürs Wohnen aufbessern.“

 

Mit Blick auf das 100-jährige Bestehen des Frauenwahlrechts sagt Jörg Dahms: „Nach der rechtlichen Gleichstellung muss auch eine vollständige Gleichbehandlung im Job kommen. Unterschiedliche Löhne für Männer und Frauen darf es heute nicht mehr geben.“

Written By
Stefan Rochow

ist Journalist, Unternehmer und Gründer von SNO | Schwerin-Lokal. Mail: redaktion@schwerin-lokal.de

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