Holocaust-Gedenktag:
Gedenken an die Opfer der NS-Verbrechen in Schwerin
In Schwerin wurde am Holocaust-Gedenktag der Opfer nationalsozialistischer Verbrechen an psychisch kranken und behinderten Menschen gedacht.

Am gestrigen Montag fand in Schwerin eine Gedenkveranstaltung anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktags statt. Im Mittelpunkt stand die Erinnerung an eine lange Zeit wenig beachtete Opfergruppe der Nationalsozialisten: Menschen mit psychischen Erkrankungen sowie geistigen und körperlichen Behinderungen. Der Landesverband Sozialpsychiatrie MV organisierte die Veranstaltung, um an die Verbrechen in Mecklenburg-Vorpommern zu erinnern.
Die Veranstaltung begann am Mahnmal auf dem Gelände der Helios Kliniken Schwerin, das 2008 errichtet wurde. Im Rahmen einer Zeremonie legten neben Vertretern des Landesverbands auch Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) und Stadtpräsident Sebastian Ehlers (CDU) Kränze nieder. Der Gedenktag erinnerte in diesem Jahr an die Verbrechen vor 80 Jahren, die auf dem Gebiet des heutigen Mecklenburg-Vorpommerns stattfanden.
Eröffnung eines neuen Erlebnisorts zur Geschichte der Heilanstalt Sachsenberg
Nach der Gedenkzeremonie folgten Vorträge von Experten, die die Geschichte der Heilanstalt Sachsenberg/Lewenberg thematisierten. Im Fokus standen die Zwangssterilisationen und Deportationen, die in der Einrichtung während der Zeit des Nationalsozialismus durchgeführt wurden. Dabei wurden auch aktuelle Forschungsergebnisse vorgestellt, die regionale Geschehnisse und ihre Hintergründe beleuchten.

Im weiteren Verlauf des Tages wurde ein neuer Erlebnisort im Kinderzentrum Mecklenburg eröffnet. Dieser Ort ist der Geschichte der damaligen Heilanstalt gewidmet und soll die Schicksale der Betroffenen dokumentieren.
80 Jahre nach den Verbrechen: Historische Aufarbeitung und gesellschaftliche Verantwortung
Die Veranstaltung erinnerte an die Verfolgung von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen durch die Nationalsozialisten. Nach der Machtübernahme 1933 verabschiedeten diese das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“. Bis 1945 wurden auf Grundlage dieses Gesetzes mehr als 400.000 Menschen zwangssterilisiert. Mindestens 296.000 Menschen, darunter viele Kinder, wurden laut aktueller Forschung in dieser Zeit ermordet – unter anderem in sogenannten „Kinderfachabteilungen“, wie es sie auch in Schwerin gab.