Fr, 16. Mai 2025
Close

Justiz-Deal bei German Pellets?
Anleger verlieren Millionen, Ex-Chef könnte glimpflich davonkommen

Im Prozess um die Insolvenz von German Pellets aus Wismar zeichnet sich ein Ende ab: Der Ex-Geschäftsführer könnte bei einer Verurteilung eine Bewährungsstrafe erhalten.

Avatar-Foto
  • Veröffentlicht Januar 9, 2025
Foto: Ste­fan Rochow

 

Im lang­wieri­gen Prozess um die Insol­venz des Holzver­ar­beit­ers Ger­man Pel­lets aus Wis­mar zeich­net sich eine Entschei­dung ab. Wie der Vor­sitzende Richter am Landgericht Schw­erin am Mittwoch mit­teilte, kön­nte die Haft­strafe für den ehe­ma­li­gen Geschäfts­führer zur Bewährung aus­ge­set­zt wer­den. Dies sei Teil ein­er geplanten Ver­ständi­gung zwis­chen Gericht und Ver­fahrens­beteiligten, die jedoch noch let­zte Details klären müssen. Ein Urteil wird früh­estens Ende April erwartet.

Einigung auf Insolvenzzeitpunkt

Grund­lage für die Ver­ständi­gung ist die Bere­itschaft der Staat­san­waltschaft, den 15. Novem­ber 2015 als offiziellen Zeit­punkt der Insol­venz anzuerken­nen. Eine Gutach­terin hat­te ursprünglich eine deut­lich frühere finanzielle Schieflage fest­gestellt. Mit der Eini­gung auf den Novem­ber 2015 wür­den Anklagepunk­te, die sich auf frühere Zeiträume beziehen, ent­fall­en. Der Insol­ven­zantrag für die Ger­man Pel­lets GmbH wurde im Feb­ru­ar 2016 gestellt.

Schwere Vorwürfe gegen Ex-Chef

Dem ehe­ma­li­gen Geschäfts­führer, der aus Hes­sen stammt, wer­den zahlre­iche Straftat­en zur Last gelegt, darunter Insol­ven­zver­schlep­pung, Betrug, Bankrott und Steuer­hin­terziehung. Laut der 400 Seit­en umfassenden Anklageschrift soll er Anleger durch falsche Angaben beim Verkauf von Unternehmen­san­lei­hen geschädigt haben. Die Staat­san­waltschaft spricht von einem Schaden in Höhe von 7,2 Mil­lio­nen Euro. Medi­en­berichte schätzen die Ver­luste für die rund 17.000 Kleinan­leger jedoch auf weit über 260 Mil­lio­nen Euro. Nach Angaben der Insol­ven­zver­wal­terin gin­gen diese Anleger nahezu leer aus.

Größter Pelletproduzent Europas

Ger­man Pel­lets, mit Haupt­sitz in Wis­mar, war zum Zeit­punkt der Insol­venz Europas größter Her­steller von Holzpel­lets für Heizun­gen. Die Pleite des Unternehmens war nicht nur ein finanzieller Schock für Anleger, son­dern auch ein großer Wirtschaftsskan­dal. Das Pel­letwerk im Wis­mar­er Holzhafen wird seit 2016 von einem neuen Eigen­tümer betrieben. Dort sind heute etwa 60 Mitar­beit­er beschäftigt. Der Verkauf der Fir­men brachte nach Angaben der Insol­ven­zver­wal­terin rund 45 Mil­lio­nen Euro ein, von denen 36 Mil­lio­nen an die Banken gin­gen. Die Gesamt­forderun­gen belaufen sich jedoch auf 427 Mil­lio­nen Euro.

Ein Mammutprozess

Der Prozess, der im März 2023 begann, hat das Gericht bish­er an über 50 Ver­hand­lungsta­gen beschäftigt. Zahlre­iche Zeu­gen und Sachver­ständi­ge wur­den gehört, um die kom­plex­en Vor­würfe und finanziellen Ver­strick­un­gen des ein­sti­gen Pel­let-Gigan­ten zu beleucht­en. Mit dem geplanten „Deal“ kön­nte sich das Ver­fahren nun seinem Ende näh­ern.

Ob die Bewährungsstrafe für den ehe­ma­li­gen Geschäfts­führer tat­säch­lich Real­ität wird, bleibt abzuwarten. Die endgültige Entschei­dung liegt beim Gericht – und bei der Klärung der noch offe­nen Details, die bis zum näch­sten Ver­hand­lung­ster­min am 30. Jan­u­ar erwartet wer­den.