Mammutprozess endet:
Justiz zeigt Milde trotz massiver Anlegerverluste
Der Mammutprozess um die Insolvenz von German Pellets endet bald. Ex-Geschäftsführer gesteht teils, eine Bewährungsstrafe von bis zu zwei Jahren droht.

Nach fast zwei Jahren nähert sich der langwierige Prozess um die Insolvenz des Wismarer Holzverarbeiters German Pellets seinem Abschluss. Der angeklagte Ex-Geschäftsführer räumte am Donnerstag vor dem Landgericht Schwerin einen Teil der Vorwürfe ein. Über seinen Verteidiger ließ der 67-jährige Peter Horst L. erklären, dass der Anklagepunkt der Insolvenzverschleppung zutreffend sei. Zudem habe er in Kauf genommen, dass neue Anleger nach dem Zeitpunkt der Insolvenz getäuscht wurden und ihr investiertes Geld verloren.
Bewährungsstrafe in Aussicht
Vor dem Geständnis hatten sich die Prozessparteien auf eine Einschränkung der Anklage verständigt. Ursprünglich ging die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Konzern, der sich einst als Weltmarktführer für Holz-Pellets bezeichnete, bereits am 15. März 2015 zahlungsunfähig war. Nach zahlreichen Verhandlungstagen und einem umfangreichen Gutachten setzte das Gericht das Insolvenzdatum jedoch auf den 15. November 2015 fest. Damit werden nahezu alle mutmaßlichen Straftaten, die davor begangen wurden, nicht weiter verfolgt – was sich erheblich auf das Strafmaß auswirkt. Die getroffene Vereinbarung sieht vor, dass der Angeklagte mit einer Strafe von maximal zwei Jahren rechnen muss, die zur Bewährung ausgesetzt wird. Ein Urteil wird im April erwartet.
Hohe Verluste für German Pellets – Anleger
German Pellets meldete erst Mitte Februar 2016 offiziell Insolvenz an. Noch Wochen zuvor hatten zahlreiche Anleger vier- und fünfstellige Beträge investiert, da sie das Unternehmen – wie viele Zeugen vor Gericht aussagten – für nachhaltig und zukunftsfähig hielten. Die tatsächlichen Verluste übersteigen laut Medienberichten die in der Anklage genannte Summe bei Weitem, wurden jedoch im Prozess nicht behandelt. Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2005 flossen insgesamt rund 260 Millionen Euro an Anlegergeldern. Nach Angaben der Insolvenzverwalterin gingen die rund 17.000 Anleger weitgehend leer aus. Das Pelletwerk im Wismarer Holzhafen wurde 2016 von einem neuen Eigentümer übernommen und beschäftigt derzeit etwa 60 Mitarbeiter.
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