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Mammutprozess endet:
Justiz zeigt Milde trotz massiver Anlegerverluste

Der Mammutprozess um die Insolvenz von German Pellets endet bald. Ex-Geschäftsführer gesteht teils, eine Bewährungsstrafe von bis zu zwei Jahren droht.

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  • Veröffentlicht Januar 31, 2025
German Pellets
Ger­man Pel­lets: Im April wird vor dem Landgericht eine Enntschei­dung erwartet. Foto: Ste­fan Rochow 

 

Nach fast zwei Jahren nähert sich der lang­wierige Prozess um die Insol­venz des Wis­mar­er Holzver­ar­beit­ers Ger­man Pel­lets seinem Abschluss. Der angeklagte Ex-Geschäfts­führer räumte am Don­ner­stag vor dem Landgericht Schw­erin einen Teil der Vor­würfe ein. Über seinen Vertei­di­ger ließ der 67-jährige Peter Horst L. erk­lären, dass der Anklagepunkt der Insol­ven­zver­schlep­pung zutr­e­f­fend sei. Zudem habe er in Kauf genom­men, dass neue Anleger nach dem Zeit­punkt der Insol­venz getäuscht wur­den und ihr investiertes Geld ver­loren.

Bewährungsstrafe in Aussicht

Vor dem Geständ­nis hat­ten sich die Prozess­parteien auf eine Ein­schränkung der Anklage ver­ständigt. Ursprünglich ging die Staat­san­waltschaft davon aus, dass der Konz­ern, der sich einst als Welt­mark­t­führer für Holz-Pel­lets beze­ich­nete, bere­its am 15. März 2015 zahlung­sun­fähig war. Nach zahlre­ichen Ver­hand­lungsta­gen und einem umfan­gre­ichen Gutacht­en set­zte das Gericht das Insol­ven­z­da­tum jedoch auf den 15. Novem­ber 2015 fest. Damit wer­den nahezu alle mut­maßlichen Straftat­en, die davor began­gen wur­den, nicht weit­er ver­fol­gt – was sich erhe­blich auf das Straf­maß auswirkt. Die getrof­fene Vere­in­barung sieht vor, dass der Angeklagte mit ein­er Strafe von max­i­mal zwei Jahren rech­nen muss, die zur Bewährung aus­ge­set­zt wird. Ein Urteil wird im April erwartet.

Hohe Verluste für German Pellets – Anleger

Ger­man Pel­lets meldete erst Mitte Feb­ru­ar 2016 offiziell Insol­venz an. Noch Wochen zuvor hat­ten zahlre­iche Anleger vier- und fün­f­stel­lige Beträge investiert, da sie das Unternehmen – wie viele Zeu­gen vor Gericht aus­sagten – für nach­haltig und zukun­fts­fähig hiel­ten. Die tat­säch­lichen Ver­luste über­steigen laut Medi­en­bericht­en die in der Anklage genan­nte Summe bei Weit­em, wur­den jedoch im Prozess nicht behan­delt. Seit der Grün­dung des Unternehmens im Jahr 2005 flossen ins­ge­samt rund 260 Mil­lio­nen Euro an Anlegergeldern. Nach Angaben der Insol­ven­zver­wal­terin gin­gen die rund 17.000 Anleger weit­ge­hend leer aus. Das Pel­letwerk im Wis­mar­er Holzhafen wurde 2016 von einem neuen Eigen­tümer über­nom­men und beschäftigt derzeit etwa 60 Mitar­beit­er.

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