100 Jahre Syrien: Geschichte und Menschen kennenlernen

Schwerin, 27.05.2017 Syrien und die Situation der syrischen Menschen besser verstehen. Dazu lud gestern Abend die Flüchtlingshilfe Schwerin in den Demmlersaal des Schweriner Rathauses ein.

Von Stefan Rochow

Claus Oellerking, Sprecher der Initiative, begrüßte etwa 50 interessierte Schwerinerinnen und Schweriner. Sein besonderer Gruß galt gestern Abend 21 Studentinnen und Studenten der University of Minnesota Duluth, die mit ihrer Professorin Connie Gunderson seit Donnerstag in Schwerin sind und sich noch bis Montag vor Ort über die Situation der Flüchtlinge in Schwerin informieren wollen.

Ursprünglich hatte auch Schwerins Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier die Teilnahme an der Abendveranstaltung zugesagt. Mit ihm wollten die Teilnehmer über die Fragen diskutieren, wie und wo die Menschen leben, die seit 2015 in Schwerin angekommen sind. „Seit dem 18. Januar war dem Oberbürgermeister der Termin bekannt gewesen. Am vergangenen Mittwoch hat er uns kurzfristig abgesagt“, so Oellerking sichtlich entäuscht. Auch hätte man gerne an diesem Abend mit Vertretern der beiden großen Wohnungsgesellschaften WGS und SWG über diese Fragen diskutiert. „Hier erhielten wir auf die Einladung noch nicht einmal eine Antwort“, so der Sprecher der Flüchtlingshilfe.

 

Putsch und Massenhinrichtungen

 

Trotzdem ließ man sich an diesem Tag den Abend nicht verhageln. Asem Alsyjare kam vor eineinhalb Jahren selber aus Syrien nach Schwerin. Inzwischen arbeitet er bei der Landeszentrale für politische Bildung. In seinem Vortrag gab er einen Abriß über die Geschichte seines Landes in den letzten 100 Jahren. Immer wieder fiel das Wort „Putsch“ und machte deutlich, dass es eine demokratische Tradition, wie sie in der westlichen Welt heute selbstverständlich ist, in Syrien weitgehend unbekannt ist. Immer wieder sprach Alsyjare auch von Massenhinrichtungen der Regierungen. Viele Konflikte, die infolge der Flüchtlingsbewegungen vor gut zwei Jahren nach Deutschland mitgebracht wurden, haben ihren Ursprung in der geschichtlichen Entwicklung des Landes. Das wurde an diesem Abend deutlich.

Auch Ahmad Moazz, der einer der Protagonisten des Films „Notaufnahme“ ist, sprach an diesem Abend über Syrien. Der Film beleuchtet die Situation der geflüchteten Menschen im September 2015 in der Gemeinde Zahrensdorf bei Boizenburg, die über Nacht ohne Vorankündigung 56 Flüchtlinge in einer Turnhalle aufnehmen müssen. Drei Wochen lang erleben die Filmemacher, Helfer und Geflüchteten die besondere Wirklichkeit einer Notaufnahme und verarbeiten diese in ihrem Film.

 

Wieder zurück nach Syrien

 

Gestern stellte Moazz anhand von vielen Bildern sein Land Syrien vor. „Unser Land ist eine wundervolle Mischung verschiedener Kulturen“, sagt er. Anhand der Bilder wird deutlich, wie viele unterschiedliche Einflüsse das Land prägen. Als eine Teilnehmerin fragt, ob er selber wieder nach Kriegsende nach Hause gehen möchte, wird schnell klar, dass Ahmad Moazz sein Land liebt. „Ich habe neben Syrien bisher nur in Deutschland längere Zeit gelebt. Ich liebe Deutschland wie meine zweite Heimat. Trotzdem möchte ich auch wieder nach Syrien zurück, wenn es dann wieder geht.“, sagt er. Das Projekt „Sonntagsschule“, bei dem wöchentlich syrische Flüchtlinge mit Lehrerfahrung Arabischunterricht geben, sei hierbei ein wichtiger Schritt.

Den Abschluss des Abends bildete dann das Kosten von Spezialitäten aus der syrischen Küche. Wer sich ein Bild über Land und Leute machen wollte, der hatte gestern Abend die beste Gelegenheit dazu.

 

 

 

Galerie Veranstaltung im Demmlersaal