Theaterzeit im Zelt:
Großes Haus ab Mai für 14 Monate geschlossen
Mit ausverkauften Vorstellungen und neuen Projekten startet das Mecklenburgische Staatstheater in eine spannende Zukunft – jetzt mit einem spektakulären Theaterzelt.

Wer Hans-Georg Wegner über das Mecklenburgische Staatstheater reden hört, erlebt einen Mann voller Begeisterung und Tatendrang. Der Intendant hat allen Grund zur Freude: Die aktuelle Spielzeit übertrifft alle Erwartungen. Doch große Veränderungen stehen bevor. Ab Mitte Mai wird das Große Haus für 14 Monate geschlossen. Die Lösung ist so ungewöhnlich wie charmant: Ein spektakuläres Theaterzelt im Küchengarten wird zur neuen Heimat für Oper, Schauspiel, Ballett und Konzerte. Mit 500 Plätzen und modernster Technik verspricht es ein ganz besonderes Theatererlebnis zu werden.
SNO: Betrachten wir zunächst die laufende Spielzeit. Sind Sie zufrieden?
Hans-Georg Wegner: Unsere Erwartungen wurden definitiv übertroffen! Besonders in den Wintermonaten November und Dezember konnten wir uns über ausverkaufte Vorstellungen freuen. Das Weihnachtsmärchen, der zweite Teil des Räuber Hotzenplotz, kam beim Publikum hervorragend an. Wer weiß – vielleicht wagen wir uns auch noch an den dritten Teil, der eine besonders spannende Wendung nimmt: Hotzenplotz wird plötzlich zum Guten, aber niemand will ihm das glauben.
Ein weiteres Highlight ist unsere Oper „Don Giovanni“ in einer außergewöhnlichen Roadmovie-Interpretation. Diese ungewohnte Ästhetik zieht besonders junges Publikum an. Regisseurin Franziska Kronfoth hat für jede Szene ein neues Bild geschaffen, das sich durch schnelle Wechsel und schauspielerische Finesse auszeichnet. Erst kürzlich, am 7. Februar, feierte außerdem das Stück „Strandrecht“ unter der Regie von Daniela Kerck Premiere – und das ist wirklich große Oper!
SNO: Ist Ihnen die Betonung der Macherinnen, also der weiblichen Regie, wichtig?
Hans-Georg Wegner: Eigentlich sollte man das gar nicht mehr besonders hervorheben müssen. Die Hälfte der Menschheit sind schließlich Frauen! Aber tatsächlich sind sie in vielen Gewerken noch nicht so repräsentiert wie Männer – auch nicht in der Kunst. Deshalb zeigen wir gerne: Es wird nicht alles von Männern gemacht! Das zieht sich durch unser gesamtes Programm. Bei jedem Sinfoniekonzert beispielsweise werden unsere Besucher mindestens eine Komponistin kennenlernen.
SNO: Lässt sich die Zufriedenheit mit der laufenden Spielzeit auch in Zahlen belegen?
Hans-Georg Wegner: Dafür ist es noch zu früh, wir bilanzieren tatsächlich erst am Ende der Spielzeit, zumal uns noch einige echte Publikumsmagnete bevorstehen: die Ballettoper „Dido und Aeneas“, „Die lustige Witwe“ und unsere Ballettgala. Dazu können sich die Schweriner auf die Schlossfestspiele freuen. Es passiert also noch einiges, bevor die Zahlen erhoben werden. Aber eines können wir jetzt schon sagen: Die Zeiten von Corona und deren Auswirkungen liegen eindeutig hinter uns. Die Schweriner wollen wieder ins Theater – und sie kommen!
SNO: Gilt das auch für die M*Halle, Kulturmühle und Fritz-Reuter-Bühne?
Hans-Georg Wegner: Absolut! In der M*Halle haben wir sehr guten Zuspruch – immerhin findet die Hälfte unseres Programms dort statt. Allerdings wollen wir künftig noch stärker das Publikum direkt aus den umliegenden Quartieren ansprechen. Auch am gastronomischen Angebot feilen wir noch. Wir wissen, dass es da noch Luft nach oben gibt. Aber eine punktuelle Gastronomie – also ausschließlich zu den Vorstellungszeiten mit unterschiedlichen Auslastungen und Stücken, die teilweise keine Pause haben – hat es nicht leicht. Eine Bar haben wir aber bereits eingebaut. Ein weiteres wichtiges Ziel ist außerdem der Ausbau des Kinder- und Jugendtheaters.
An der Fritz-Reuter-Bühne erleben wir gerade einen tollen Lauf mit „Charleys Tante“ und haben allein im vergangenen Jahr mehr als 150 Vorstellungen gegeben. Auch die Kulturmühle Parchim ist zu einem echten Anziehungspunkt geworden. Derzeit spielen wir dort unter anderem „Lotta kann fast alles“ in Anlehnung an Astrid Lindgrens „Lotta aus der Krachmacherstraße“. Hier ist es besonders schön, die angegliederte Gastronomie und das Museum zu haben. Und das Ensemble hat mit spielfreudigen, frischen Menschen das Publikum regelrecht erobert.
SNO: Nun wird bald das Große Haus wegen Umbaus geschlossen. Was genau passiert dann?
Hans-Georg Wegner: Das stimmt. Zum 19. Mai müssen wir hier nahezu komplett ausziehen, nur wenige Büros bleiben davon unberührt. Zunächst stehen umfangreiche Arbeiten am Orchestergraben an. Die veraltete Maschinerie lässt sich nicht mehr mit Ersatzteilen versorgen. Wir benötigen eine neue Bodenplatte, und es sind Bohrungen nötig, die auch die Pfahlanlage unter dem Theater betreffen. Die Brandmeldeanlage wird komplett erneuert, ebenso die Inspizientenanlage – sozusagen das Cockpit des Theaters, in der alle technischen Abläufe gesteuert werden. Auch die Dimmeranlage wird neu installiert und die Bühnenbeleuchtung auf LED umgestellt. Das ist ein enormer Fortschritt, was den Energiebedarf betrifft. Der Umbau erfolgt in Abschnitten, Probebühnen werden geschlossen, Stimmzimmer und Büros müssen umziehen.

SNO: Eine enorme planerische Herausforderung. Was heißt das für die Inszenierungen und für die Zuschauer?
Hans-Georg Wegner: Hier in Schwerin spielen wir dann in der M*Halle und in einem grandiosen Theaterzelt. Die Kasse bleibt aber im Großen Haus als Anlaufstelle geöffnet. Wiederaufnahmen aus dem Großen Haus wird es kaum geben, weil wir sie im Zelt komplett neu inszenieren müssten. Aber wir feiern einige schöne Premieren dort und bieten mit dem Zelt ein besonderes Theatererlebnis, das sicherlich reizvoll ist – zum einen durch die Location an sich, zum anderen, weil es etwas Vergängliches ist, das man gesehen haben sollte.
SNO: Wie müssen sich die Zuschauer das Zelt vorstellen und wie bewerkstelligen Sie alles Logistische?
Hans-Georg Wegner: Das Theaterzelt ist ein Unikat und bietet eine hochwertige Kulisse. Die amphitheatrale Zuschauertribüne und eine elf Meter breite Bühne – wie im Großen Haus – schaffen optimale Voraussetzungen, auch wenn die Tiefe mit ebenfalls elf Metern geringer ist als gewohnt. Für die Zuschauer gibt es ein repräsentatives Empfangszelt mit Foyer, Gastronomie und Garderobe, im hinteren Bereich das Backstage-Zelt mit Künstlergarderoben, Maske, Lagermöglichkeiten und Aufenthaltsräumen. Logistisch ist es eine Herausforderung – bis zu 150 Menschen sind an einer Inszenierung beteiligt. Da muss alles wie ein Uhrwerk funktionieren. Bühnenumbauten müssen neu gedacht werden. Belüftung, Heizung, sanitäre Anlagen – wir müssen alles bedenken.
Ich habe mir das Zelt selbst in München angeschaut. Es war absolut beeindruckend, weil die Zuschauer immer Kontakt zur Bühne haben. Das Orchester verschwindet nicht im Graben, sondern sitzt vor der Bühne. Und wir können 500 Plätze bieten – das sind gerade einmal 30 weniger als im Großen Haus.
SNO: Wann und wo beginnen die Arbeiten und wann kommt das erste Stück auf die Bühne?
Hans-Georg Wegner: Mitte März beginnt der vierwöchige Aufbau. Das Theaterzelt wird auf dem Küchengarten stehen – ein Ort, der sich bei der Bundesgartenschau bewährt hat. Anfang Juni beginnen die Proben im Zelt und nach Pfingsten, am 27. Juni, feiern wir Premiere mit „Die lustige Witwe“.
Ab September mit der neuen Spielzeit geben wir immer zwei Stücke „en suite“, das heißt: Wir beginnen mit einem, dann kommt ein zweites hinzu. Dann läuft das erste aus und ein drittes startet parallel zum zweiten. Das ist sonst mit den Umbauten nicht realisierbar – und es ist auch ein Anreiz zu kommen, denn jedes Stück ist nur für kurze Zeit zu sehen.
Wir freuen uns, wenn die Schweriner bereits beim Aufbau vorbeischauen und sind überzeugt, dass auch der Spaziergang durch den Schlossgarten bis zum Zelt zukünftig Teil des Theatererlebnisses sein wird.
SNO: Das Theaterzelt ist also ein Anziehungspunkt auch schon für die Schlossfestspiele. Was erwartet die Besucher bei den Festspielen noch?
Hans-Georg Wegner: Die Schlossfestspiele werden dieses Jahr besonders vielfältig! Ein absolutes Highlight wird das Konzert „From Vienna with Love“ auf der Freilichtbühne mit Conchita Wurst und unserem Artist in Residence Nils Wanderer sein. Ich kenne Nils noch zu seinen Studienzeiten – er ist ein Künstler, der Theater lebt. Er ist im besten Theatersinne extrovertiert. Er will spielen, er will wirken und fasziniert sein Publikum. Dabei ist er nicht auf Barockoper festgelegt. Diese Offenheit macht ihn zu einem spannenden Künstler. Gemeinsam mit Conchita Wurst, die mit ihrem fantastischen Gesang und begleitet von der Mecklenburgischen Staatskapelle, große Hits zum Besten geben wird – von Pop bis Klassik – verspricht das ein außergewöhnlicher Abend zu werden.
Danach folgen die Meck Proms mit „Feuer! Lebenslust“ auf der Freilichtbühne, wobei unsere Gäste mit Picknickkorb ein buntes Galaprogramm genießen können.
Ein besonderer Vorteil in diesem Jahr: Mit dem Theaterzelt sind wir bei „Die lustige Witwe“ und der Ballettgala „Connexion #4“, die wir noch im Großen Haus zeigen, wetterunabhängig, anders als beim Open Air. Aber es gibt es auch noch ein Highlight unter freiem Himmel, nämlich im Freilichtmuseum Mueß: Unsere Fritz-Reuter-Bühne präsentiert dort „De Moorkatenoper“ – ein publikumsnahes Erlebnis in niederdeutscher Sprache.
Das komplette Theaterprogramm, auch mit dem Link zu den Schlossfestspielen, gibt unter https://www.mecklenburgisches-staatstheater.de/programm.html
6 Comments
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