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Hausverkauf auf eigene Faust – wozu Experten raten

Die Immobilienwirtschaft erwacht langsam auf ihrem Krisen-Tiefschlaf. Auch bei Häuserverkäufen ziehen die Preise wieder an. Viele Verkäufer wollen sich die Maklerprovision sparen und nehmen den Verkauf in die eigenen Hände.

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  • Veröffentlicht September 16, 2024
Steigende Maklerkosten sparen. Bild: Freepik, Drazen Zigic
Steigende Mak­lerkosten sparen. Bild: Freepik, Drazen Zig­ic

 

Vor­sichtiger Opti­mis­mus – auf diesen Nen­ner lässt sich die Branchenum­frage unter Immo­bilien­profis brin­gen, die das Beratung­sun­ternehmen EY zum Jahresstart 2024 veröf­fentlichte. Für deutsche Wohn­im­mo­bilien in guten Lagen rech­nete immer­hin bere­its zum Jahresstart jed­er fün­fte Befragte mit wieder anziehen­den Preisen; 46 Prozent der Befragten gin­gen von kon­stan­ten Bew­er­tun­gen aus.

Tat­säch­lich hat den Opti­mis­ten unter den Umfrageteil­nehmern der bish­erige Ver­lauf des Immo­bilien­jahres 2024 recht gegeben. Vor allem die gegen­läu­fige Bewe­gung bei den Zin­sen nach den Jahren des steilen Anstiegs beflügelt die Branche. Neubaut­en sind aber zwar immer noch rar, auch die Bun­desregierung ver­fehlt ihr Ziel von 400.000 neuge­baut­en Woh­nun­gen jährlich um Län­gen. Doch im Bestand tut sich wieder viel.

 

Lässt sich die Provision bis zu sieben Prozent sparen?

Das ruft auch pri­vate Verkäufer auf den Plan: Darunter sind zum Beispiel Fam­i­lien oder ältere Men­schen, die ihr zu groß gewor­denes Eigen­heim verkaufen möcht­en. Aber auch Erben, die die Immo­bilie ihrer Eltern oder Großel­tern nicht selb­st bewohnen möcht­en und stattdessen den Verkauf vorziehen. 

Zugle­ich beobacht­en Mark­t­profis, dass immer mehr Pri­vatleute sich die hohe Mak­ler­pro­vi­sion sparen möcht­en. Bei Immo­bilienkäufen und ‑verkäufen gilt seit Ende 2020 eine geset­zliche Neuregelung zur Pro­vi­sion: Pri­vate Käufer von Ein­fam­i­lien­häusern und Woh­nun­gen haben nur noch max­i­mal 50 Prozent der Courtage zu tra­gen, die andere Hälfte tra­gen die Verkäufer. Die Höhe der Pro­vi­sion bei Immo­bilien­verkäufen ist von Bun­des­land zu Bun­des­land und region­al unter­schiedlich. Sie liegt bei etwa fünf bis sieben Prozent des Kauf­preis­es.

 

Klar, dass sich viele Verkäufer ihre in der Spitze fäl­li­gen 3,5 Prozent vom Kauf­preis sparen möcht­en – schließlich geht es angesichts der in den ver­gan­genen Jahrzehn­ten kräftig gestiege­nen Immo­bilien­werte da schnell um mehrere zehn­tausend Euro. Hen­drik Richter, CEO von ohne-makler.net, kann den Trend zum DIY-Hausverkauf sehr gut nachvol­lziehen. 

„Man darf sich nicht ver­rückt machen lassen – beson­ders nicht von Mak­lern“, betont der Experte. Gle­ich­wohl rät er dazu, den Verkauf gut zu pla­nen und nicht in häu­fig zu beobach­t­ende Fet­tnäpfchen zu treten. Ein­er der häu­fig­sten Fehler: ein zu hoher Verkauf­spreis. Die Verkäufer, die das machen, wer­den vom Algo­rith­mus der Immo­bilien­verkauf­s­portale aus­ge­bremst. 

Richter: „Viele denken, sie kön­nen erst mal hoch ein­steigen und dann herun­terge­hen, aber das funk­tion­iert nicht.“ Mehr noch: Die Por­tale zeigen an, wenn der Preis reduziert wird: „Die Suchen­den merken das“. Zusam­mengewür­felt böten die größten Por­tale zudem eine enorme Reich­weite. Bere­its im Inser­at muss jedoch präzise umschrieben sein, wer ange­sprochen wird. “Per­fek­te Sin­gle-Woh­nung mit Blick auf den Dom” oder “Fam­i­lien­traum im Grü­nen’” statt “Char­mantes Handw­erk­er-Traumhaus mit viel Poten­zial”. 

Beson­ders die Fotos, mit denen im Netz für eine Dop­pel­haushälfte oder ein freis­te­hen­des Haus am Wal­drand gewor­ben wird, müssen sitzen. Hen­drik Richter: „Man verkauft ja einen Traum, nicht nur Steine – und das sollte man für sich beim Verkauf nutzen.“ Entsprechend pro­fes­sionell soll­ten die Fotos sein, ohne störende Details wie vergessene Zahn­bürsten oder Handtüch­er im Badez­im­mer. Julia Wag­n­er, ehe­ma­lige Lei­t­erin Zivil­recht bei Haus & Grund Deutsch­land e.V., deutet auf weit­ere wichtige Details hin: „Wer zum Beispiel von feucht­en Wän­den oder Asbest­be­las­tung weiß, muss das den Inter­essen­ten mit­teilen. Man darf nicht lügen.“ Anson­sten entste­hen Risiken. Beispiel­sweise rund um das The­ma Haf­tung. Ehrlichkeit währt ger­ade beim Hausverkauf am läng­sten. Im Stre­it­fall kön­nte der Käufer fordern, den Kauf­preis zu drück­en oder den Kauf rück­abzuwick­eln.

 

Zudem kann ein Gutachter helfen, meint die Exper­tin: „Schließlich ist es wichtig, mit einem real­is­tis­chen Preis an den Markt zu gehen. Son­st sinkt die Chance, die Immo­bilie schnell zu verkaufen.“ Heißt also im Faz­it: Der Immo­bilien­verkauf ohne Mak­ler ist grund­sät­zlich für jeden mach­bar. Bei manchen Details wie Fotos oder Preise, ist gründlich­es Arbeit­en erfol­gsentschei­dend.