Do, 25. April 2024
Close

Im Eiskristall berichten zwei Kubaner über ihr Land

Im Eiskristall berichteten Anfang der Woche zwei Kubaner über die aktuelle Lage in dem Inselstaat und die Herausforderungen, die sich nach der Abstimmung über eine neue Verfassung und die Verschärfung

  • Veröffentlicht August 2, 2019
Dr. Santiago Pérez Benítez und Sergio Abreu Hernandez berichteten über Kuba
Foto: Carl Otte

„Wir möchten Kuba und seine Menschen so zeigen wie sie sind.“, sagt Dr. Santiago Pérez Benítez aus Kuba im Stadtteiltreff „Eiskristall“. „Wir sind offen für Gespräche mit jedermann. Die einzige Voraussetzung ist gegenseitiger Respekt.“ Pérez Benítez ist stellvertretender Direktor des Forschungszentrums für Internationale Politik (CIPI) in Havanna.

Gemeinsam mit Sergio Abreu Hernandez, Leiter der Außenstelle des Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft (ICAP) in Pinar del Rio besucht Pérez Benítez neben der Landeshauptstadt Schwerin auch Berlin und Ilmenau. Die beiden Kubaner berichten über die aktuelle Lage in dem Inselstaat und die Herausforderungen, die sich nach der Abstimmung über eine neue Verfassung und die Verschärfung der Blockadepolitik der USA stellen.

 

Austausch über die Lage auf Kuba

 

Gegenseitiger Respekt ist eines der Grundprinzipien des „Welcome Café“ im „Eiskristall“ und so entwickelt sich im Laufe des Nachmittags ein offenes, angeregtes Gespräch, bei dem es auch um die Fragen von Reisefreiheit und Flüchtlingen geht. Die Zuhörer, unter ihnen Geflüchtete aus Eritrea und Syrien, erfahren, dass in Kuba Flüchtlinge aus Haiti und der Dominikanische Republik nach Schutz und Unterstützung suchen. Auch dort kommen immer wieder Flüchtlinge bei Bootsunglücken auf dem Weg nach Kuba ums Leben.

„Wenn wir um Hilfe gebeten werden, dann teilen wir gerne!“, so Pérez Benítez und er nennt einige Beispiele: 26.000 Kinder aus der Ukraine und Weißrussland waren seit dem Reaktorunfall in Tschernobyl in Kuba, kubanische Ärzte helfen in zahlreichen Ländern.

 

Treffen mit Vertretern von Kommunen, Gewerkschaften, Parteien

 

Aber Kuba braucht auch Unterstützung und so stehen auf dem Reiseplan der zwei Kubaner auch Treffen mit Vertretern von Kommunen, Gewerkschaften, Parteien und auch Cuba Sí. „Cuba Sí hat seine Arbeit mit dem Projekt „Milch für Kubas Kinder“ aufgenommen, als die Bundesrepublik Deutschland die zwischen Kuba und der DDR bestehenden Verträge nicht mehr erfüllte.“, sagt Heinz Schmidt, Sprecher von Cuba Sí in Schwerin. Er selbst war bisher zweimal mit einer Solidaritätsbrigade vor Ort und hat bei Einrichtungen des Projektpartners „Vereinigung für Tierproduktion“ (ACPA) geholfen, die Lebenssituation der dort arbeitenden und lebenden Menschen unter anderem durch den Ausbau und Neubau von Wohnhäusern oder die Förderung einer nachhaltigen Energieversorgung auf der Basis von Biogas oder Sonnenenergie zu verbessern.

„Trump kann Kuba blockieren, aber ja nicht dem Rest der Welt!“, meint Sergio Abreu Hernandez. „Wir Kubaner stehen für unser Land und das, was wir seit dem Beginn der Revolution geschaffen haben. Wir sind kreativ und müssen das auch sein, damit wir uns weiterentwickeln können.“

Und da gibt es nach der jüngsten Verfassungsänderung einiges zu tun. Neben der Aufteilung der Exekutive in das Amt des Präsidenten und Premierministers werden unter anderem Amtszeitbeschränkungen von zwei mal fünf Jahren für wichtige Staatsämter eingeführt. Auf wirtschaftlichem Gebiet versteht sich Kuba zwar weiterhin als Planwirtschaft mit vorherrschendem Staatseigentum. Allerdings wird jetzt auch die Existenz des Marktes, von Privateigentum und ausländischen Investitionen anerkannt und reguliert. Themen wie der Kampf gegen den Klimawandel, Verbraucherschutz, die Stärkung der Bürgerrechte und mehr fanden Eingang in die neue Verfassung, die vor der Beschlussfassung breit diskutiert wurde.

Knapp 9 Millionen Kubaner beteiligten sich, mehr als 783.000 Änderungsvorschläge wurden gesammelt. Rund 60 Prozent des ersten Entwurfs wurden in der Folge modifiziert, bevor die Verfassung im Dezember 2018 vom Parlament verabschiedet und im Februar 2019 von den Kubanern per Abstimmung angenommen wurde.

Written By
Carl Otte

Carl Otte ist freier Journalist. Mail: redaktion@sn-o.de

Kommentiere den Beitrag

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert