Insolvenz-Welle in MV:
Warum jetzt so viele Gastwirte aufgeben
Die Zahl der Insolvenzen in Mecklenburg-Vorpommern steigt deutlich – besonders die Gastronomie gerät unter Druck. Branchenvertreter schlagen Alarm und warnen vor einer Welle stiller Betriebsaufgaben.

Die wirtschaftliche Lage in Mecklenburg-Vorpommern spitzt sich weiter zu: Immer mehr Unternehmen rutschen in die Insolvenz. Besonders dramatisch ist die Entwicklung im Gastgewerbe, das im vergangenen Jahr einen massiven Anstieg an Pleiten verzeichnete. Das geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Amtes in Schwerin hervor.
Demnach wurden im Jahr 2024 insgesamt 273 Unternehmensinsolvenzen im Nordosten registriert – ein Anstieg um 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Forderungen der Gläubiger beliefen sich auf rund 226 Millionen Euro, das sind 10,7 Prozent mehr als 2023. Bundesweit rechnet die Auskunftei Creditreform mit einer vergleichbaren Entwicklung.
Gastronomie besonders unter Druck
Etwa jede neunte Insolvenz in Mecklenburg-Vorpommern betraf ein Unternehmen aus dem Gastgewerbe. Die Zahl der Verfahren stieg in dieser Branche um alarmierende 52 Prozent – von 21 Fällen im Jahr 2023 auf 32 im Jahr 2024. Besonders hart traf es Beherbergungsbetriebe wie Hotels und Pensionen: Hier schnellte die Zahl der Insolvenzen von zuvor drei bis fünf Fällen auf 14 hoch.
Lars Schwarz, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga MV, zeigt sich tief besorgt: „Die Zahlen sind alarmierend, zumal sie nur die Spitze des Eisbergs zeigen.“ Viele Betriebe seien inhabergeführt und würden bei Aufgabe schlicht geschlossen – ohne dass dies in der Statistik auftauche. „Wir haben so viele Betriebsaufgaben wie nie zuvor“, warnte Schwarz. Die Umsätze der Gaststätten lagen im ersten Quartal 2025 rund 18 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau.
Als Ursachen nannte der Dehoga-Chef vor allem Spätfolgen der Corona-Pandemie. Staatliche Hilfen aus der Zeit der Lockdowns würden nun teilweise zurückgefordert. In Verbindung mit gestiegenen Energie‑, Lebensmittel- und Personalkosten könnten diese Rückzahlungen für viele Betriebe das wirtschaftliche Aus bedeuten. Hoffnung setzt die Branche in die geplante Rückkehr zum ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent auf Speisen.
Auch Bauwirtschaft und Privatpersonen betroffen
Neben dem Gastgewerbe leidet auch die Bauwirtschaft weiter unter einer hohen Zahl an Insolvenzen. 53 Bauunternehmen mussten im vergangenen Jahr in Mecklenburg-Vorpommern aufgeben – drei weniger als 2023, aber weiterhin auf hohem Niveau.
Weit stärker betroffen waren jedoch Privatpersonen. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen stieg 2024 um vier Prozent auf 1.787 Verfahren. Bundesweit waren es laut Creditreform im ersten Halbjahr 2025 sogar 37.700 – ein Zuwachs von 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Gründe sind vor allem gestiegene Lebenshaltungskosten und Jobverluste, insbesondere in der Industrie.
Die konjunkturelle Schwäche zeigt damit immer deutlichere soziale und wirtschaftliche Folgen. Die Politik steht unter wachsendem Druck, Gegenmaßnahmen zu ergreifen – nicht zuletzt, um weitere Insolvenzen und Betriebsaufgaben zu verhindern.