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Insolvenz-Welle in MV:
Warum jetzt so viele Gastwirte aufgeben

Die Zahl der Insolvenzen in Mecklenburg-Vorpommern steigt deutlich – besonders die Gastronomie gerät unter Druck. Branchenvertreter schlagen Alarm und warnen vor einer Welle stiller Betriebsaufgaben.

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  • Veröffentlicht Juli 3, 2025
Insolvenzen in MV
Foto: Gerd Alt­mann auf Pix­abay

Die wirtschaftliche Lage in Meck­len­burg-Vor­pom­mern spitzt sich weit­er zu: Immer mehr Unternehmen rutschen in die Insol­venz. Beson­ders drama­tisch ist die Entwick­lung im Gast­gewerbe, das im ver­gan­genen Jahr einen mas­siv­en Anstieg an Pleit­en verze­ich­nete. Das geht aus aktuellen Zahlen des Sta­tis­tis­chen Amtes in Schw­erin her­vor.

Dem­nach wur­den im Jahr 2024 ins­ge­samt 273 Unternehmensin­sol­ven­zen im Nor­dosten reg­istri­ert – ein Anstieg um 7,5 Prozent gegenüber dem Vor­jahr. Die Forderun­gen der Gläu­biger beliefen sich auf rund 226 Mil­lio­nen Euro, das sind 10,7 Prozent mehr als 2023. Bun­desweit rech­net die Auskun­ftei Cred­itre­form mit ein­er ver­gle­ich­baren Entwick­lung.

Gastronomie besonders unter Druck

Etwa jede neunte Insol­venz in Meck­len­burg-Vor­pom­mern betraf ein Unternehmen aus dem Gast­gewerbe. Die Zahl der Ver­fahren stieg in dieser Branche um alarmierende 52 Prozent – von 21 Fällen im Jahr 2023 auf 32 im Jahr 2024. Beson­ders hart traf es Beherber­gungs­be­triebe wie Hotels und Pen­sio­nen: Hier schnellte die Zahl der Insol­ven­zen von zuvor drei bis fünf Fällen auf 14 hoch.

Lars Schwarz, Präsi­dent des Hotel- und Gast­stät­ten­ver­ban­des Dehoga MV, zeigt  sich tief besorgt: „Die Zahlen sind alarmierend, zumal sie nur die Spitze des Eis­bergs zeigen.“ Viele Betriebe seien inhab­erge­führt und wür­den bei Auf­gabe schlicht geschlossen – ohne dass dies in der Sta­tis­tik auf­tauche. „Wir haben so viele Betrieb­sauf­gaben wie nie zuvor“, warnte Schwarz. Die Umsätze der Gast­stät­ten lagen im ersten Quar­tal 2025 rund 18 Prozent unter dem Vor-Coro­na-Niveau.

Als Ursachen nan­nte der Dehoga-Chef vor allem Spät­fol­gen der Coro­na-Pan­demie. Staatliche Hil­fen aus der Zeit der Lock­downs wür­den nun teil­weise zurück­ge­fordert. In Verbindung mit gestiege­nen Energie‑, Lebens­mit­tel- und Per­son­alkosten kön­nten diese Rück­zahlun­gen für viele Betriebe das wirtschaftliche Aus bedeuten. Hoff­nung set­zt die Branche in die geplante Rück­kehr zum ermäßigten Mehrw­ert­s­teuer­satz von 7 Prozent auf Speisen.

Auch Bauwirtschaft und Privatpersonen betroffen

Neben dem Gast­gewerbe lei­det auch die Bauwirtschaft weit­er unter ein­er hohen Zahl an Insol­ven­zen. 53 Bau­un­ternehmen mussten im ver­gan­genen Jahr in Meck­len­burg-Vor­pom­mern aufgeben – drei weniger als 2023, aber weit­er­hin auf hohem Niveau.

Weit stärk­er betrof­fen waren jedoch Pri­vat­per­so­n­en. Die Zahl der Ver­braucherin­sol­ven­zen stieg 2024 um vier Prozent auf 1.787 Ver­fahren. Bun­desweit waren es laut Cred­itre­form im ersten Hal­b­jahr 2025 sog­ar 37.700 – ein Zuwachs von 6,6 Prozent gegenüber dem Vor­jahreszeitraum. Gründe sind vor allem gestiegene Leben­shal­tungskosten und Job­ver­luste, ins­beson­dere in der Indus­trie.

Die kon­junk­turelle Schwäche zeigt damit immer deut­lichere soziale und wirtschaftliche Fol­gen. Die Poli­tik ste­ht unter wach­sen­dem Druck, Gegen­maß­nah­men zu ergreifen – nicht zulet­zt, um weit­ere Insol­ven­zen und Betrieb­sauf­gaben zu ver­hin­dern.