Auf Eis gelegt:
Furcht vor Angriffen – Ministerium verschiebt Israel-Ausstellung
Die Eröffnung der Israel-Fotoausstellung im Finanzministerium MV wird aus Sicherheitsgründen verschoben – und löst heftige politische Debatten über Kunstfreiheit, Sicherheit und Antisemitismus aus.

Die für den 11. Juni 2025 geplante Eröffnung der Fotoausstellung „Max-Stefan Koslik – Israel Einblicke“ im Foyer des Finanzministeriums Mecklenburg-Vorpommern ist verschoben worden. Grund für diese Entscheidung sind nach Angaben des Ministeriums organisatorische und sicherheitsbezogene Erwägungen. Die Entscheidung hat eine breite politische Debatte ausgelöst und wurde von Teilen der Opposition heftig kritisiert.
Die Ausstellung zeigt 40 Fotografien, die der Journalist und langjährige stellvertretende Chefredakteur der Schweriner Volkszeitung, Max-Stefan Koslik, Anfang des Jahres bei einem mehrmonatigen Aufenthalt in Israel aufgenommen hat. Die Bilder – überwiegend aus Jerusalem und Tel Aviv – dokumentieren den Alltag von Jüdinnen, Muslimen und Christen in einer angespannten politischen Lage. Es handelt sich um stille, eindringliche Porträts und Momentaufnahmen des Miteinanders – fernab der täglichen Schlagzeilen über Konflikt und Gewalt.
Finanzministerium verweist auf angespannte weltpolitische Lage
Laut Finanzminister Dr. Heiko Geue (SPD) sei die Entscheidung zur Verschiebung keineswegs leicht gefallen. Der Minister betonte, dass das Haus der offenen Türen eine besondere Verantwortung trage – für die Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenso wie für die Rahmenbedingungen eines sachlichen und respektvollen öffentlichen Diskurses. Angesichts der sich in den letzten Wochen dramatisch zuspitzenden Lage im Nahen Osten habe sich das Sicherheitsumfeld auch in Deutschland verändert.
Obwohl das Landeskriminalamt keine konkrete Gefährdungslage für die Ausstellung festgestellt habe, wies es auf eine grundsätzliche Gefahrenlage hin. Insbesondere wurde auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, dass sich psychisch auffällige oder emotionalisierte Einzeltäter zu Handlungen veranlasst fühlen könnten – ein Risiko, das bei der Durchführung einer öffentlichen Ausstellung im offenen Foyer eines Ministeriums nicht ignoriert werden könne. Auch wurden organisatorische und bauliche Sicherheitsmaßnahmen empfohlen, deren Prüfung aktuell noch andauert.
Trotz der Verschiebung wird an der Ausstellung weiter intensiv gearbeitet. Koslik betonte, dass die Präsentation der Bilder in einem offenen, öffentlich zugänglichen Raum zentraler Bestandteil des Ausstellungskonzepts sei. Das Angebot der CDU-Landtagsfraktion, die Ausstellung in den Fraktionsräumen des Landtags zu zeigen, lehnte er ab. Diese Räume seien in der Regel nicht frei zugänglich und würden nur einem begrenzten Personenkreis offenstehen – dem Anliegen der Ausstellung werde das nicht gerecht.
„Die Bilder sollen der breiten Öffentlichkeit zugänglich sein. Es geht um Einblicke in das Leben von Menschen in Israel – in einer Zeit der Hoffnung und Suche nach Wegen aus der Gewalt. Dieses Thema gehört in den öffentlichen Raum, nicht hinter verschlossene Türen“, erklärte Koslik gegenüber dem „Nordkurier”.
Kritik aus der Opposition: CDU und AfD werfen Landesregierung politisches Versagen vor
Die Entscheidung des Ministeriums stieß bei der Opposition auf scharfe Kritik. CDU-Fraktionschef Daniel Peters sprach von einem „fatalen Zeichen“. Es sei „beschämend und politisch brandgefährlich“, eine Ausstellung über Israel ausgerechnet in dieser Zeit zu verschieben. Die CDU-Fraktion habe sich daher angeboten, die Ausstellung selbst auszurichten – um jüdisches Leben und die Partnerschaft mit Israel sichtbar zu machen.
Noch schärfer fiel die Reaktion der AfD-Fraktion aus. Deren Vorsitzender Nikolaus Kramer sprach von einem „Skandal“ und machte die Migrationspolitik der vergangenen Jahre für die angespannte Sicherheitslage verantwortlich. Der muslimische Antisemitismus sei über Jahre hinweg verharmlost worden, kritisierte Kramer. Die Absage der Ausstellung sei ein Symbol für ein „Scheitern der Integrationspolitik“.
Minister Geue weist Vorwürfe zurück
Finanzminister Geue reagierte mit deutlicher Zurückweisung der Vorwürfe. Die Entscheidung sei allein aus Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden und der Öffentlichkeit gefallen. „Ich bin Israel und der jüdischen Gemeinde sehr verbunden. Wer mir hier anderes unterstellt, handelt in höchstem Maße unangemessen“, so Geue. Er betonte, dass es weiterhin Ziel sei, die Ausstellung in geeigneter Weise durchzuführen, sobald die notwendigen Rahmenbedingungen geklärt seien.
Die Debatte um die Ausstellung zeigt, wie stark die internationale Lage derzeit auch das kulturelle Leben in Deutschland beeinflusst. Was als künstlerisch-dokumentarischer Blick auf das Leben in Israel gedacht war, ist nun zum politischen Streitfall geworden. Dabei war die Ausstellung bewusst nicht als politisches Statement, sondern als Einladung zum Perspektivwechsel konzipiert: Menschen zu zeigen – nicht nur Konflikte.
Der genaue neue Termin für die Ausstellungseröffnung steht noch nicht fest. Inzwischen prüft nach Angaben einer Sprecherin des Finanzministeriums Landtagspräsidentin Birgit Hesse, ob die Ausstellung eventuell auch im Schloss gezeigt werden kann. Die Diskussion über den richtigen Umgang mit jüdischem Leben, mit Sicherheitsfragen und mit kultureller Sichtbarkeit wird vermutlich weitergehen.