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Auf Eis gelegt:
Furcht vor Angriffen – Ministerium verschiebt Israel-Ausstellung

Die Eröffnung der Israel-Fotoausstellung im Finanzministerium MV wird aus Sicherheitsgründen verschoben – und löst heftige politische Debatten über Kunstfreiheit, Sicherheit und Antisemitismus aus.

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  • Veröffentlicht Juni 7, 2025
Israel-Ausstellung verschoben
Das Finanzmin­is­teri­um in Schw­erin. (Archiv­bild) Foto: Ralf RoletschekEigenes Werk, GFDL 1.2, Link

Die für den 11. Juni 2025 geplante Eröff­nung der Fotoausstel­lung „Max-Ste­fan Koslik – Israel Ein­blicke“ im Foy­er des Finanzmin­is­teri­ums Meck­len­burg-Vor­pom­mern ist ver­schoben wor­den. Grund für diese Entschei­dung sind nach Angaben des Min­is­teri­ums organ­isatorische und sicher­heits­be­zo­gene Erwä­gun­gen. Die Entschei­dung hat eine bre­ite poli­tis­che Debat­te aus­gelöst und wurde von Teilen der Oppo­si­tion heftig kri­tisiert.

Die Ausstel­lung zeigt 40 Fotografien, die der Jour­nal­ist und langjährige stel­lvertre­tende Chefredak­teur der Schw­er­iner Volk­szeitung, Max-Ste­fan Koslik, Anfang des Jahres bei einem mehrmonati­gen Aufen­thalt in Israel aufgenom­men hat. Die Bilder – über­wiegend aus Jerusalem und Tel Aviv – doku­men­tieren den All­t­ag von Jüdin­nen, Mus­li­men und Chris­ten in ein­er anges­pan­nten poli­tis­chen Lage. Es han­delt sich um stille, ein­dringliche Porträts und Momen­tauf­nah­men des Miteinan­ders – fernab der täglichen Schlagzeilen über Kon­flikt und Gewalt.

Finanzministerium verweist auf angespannte weltpolitische Lage

Laut Finanzmin­is­ter Dr. Heiko Geue (SPD) sei die Entschei­dung zur Ver­schiebung keineswegs leicht gefall­en. Der Min­is­ter betonte, dass das Haus der offe­nen Türen eine beson­dere Ver­ant­wor­tung trage – für die Sicher­heit der Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er eben­so wie für die Rah­menbe­din­gun­gen eines sach­lichen und respek­tvollen öffentlichen Diskurs­es. Angesichts der sich in den let­zten Wochen drama­tisch zus­pitzen­den Lage im Nahen Osten habe sich das Sicher­heit­sum­feld auch in Deutsch­land verän­dert.

Obwohl das Lan­deskrim­i­nalamt keine konkrete Gefährdungslage für die Ausstel­lung fest­gestellt habe, wies es auf eine grund­sät­zliche Gefahren­lage hin. Ins­beson­dere wurde auf die Möglichkeit aufmerk­sam gemacht, dass sich psy­chisch auf­fäl­lige oder emo­tion­al­isierte Einzeltäter zu Hand­lun­gen ver­an­lasst fühlen kön­nten – ein Risiko, das bei der Durch­führung ein­er öffentlichen Ausstel­lung im offe­nen Foy­er eines Min­is­teri­ums nicht ignori­ert wer­den könne. Auch wur­den organ­isatorische und bauliche Sicher­heits­maß­nah­men emp­fohlen, deren Prü­fung aktuell noch andauert.

Trotz der Ver­schiebung wird an der Ausstel­lung weit­er inten­siv gear­beit­et. Koslik betonte, dass die Präsen­ta­tion der Bilder in einem offe­nen, öffentlich zugänglichen Raum zen­traler Bestandteil des Ausstel­lungskonzepts sei. Das Ange­bot der CDU-Land­tags­frak­tion, die Ausstel­lung in den Frak­tion­sräu­men des Land­tags zu zeigen, lehnte er ab. Diese Räume seien in der Regel nicht frei zugänglich und wür­den nur einem begren­zten Per­so­n­enkreis offen­ste­hen – dem Anliegen der Ausstel­lung werde das nicht gerecht.

„Die Bilder sollen der bre­it­en Öffentlichkeit zugänglich sein. Es geht um Ein­blicke in das Leben von Men­schen in Israel – in ein­er Zeit der Hoff­nung und Suche nach Wegen aus der Gewalt. Dieses The­ma gehört in den öffentlichen Raum, nicht hin­ter ver­schlossene Türen“, erk­lärte Koslik gegenüber dem „Nord­kuri­er”.

Kritik aus der Opposition: CDU und AfD werfen Landesregierung politisches Versagen vor

Die Entschei­dung des Min­is­teri­ums stieß bei der Oppo­si­tion auf scharfe Kri­tik. CDU-Frak­tion­schef Daniel Peters sprach von einem „fatal­en Zeichen“. Es sei „beschä­mend und poli­tisch brandge­fährlich“, eine Ausstel­lung über Israel aus­gerech­net in dieser Zeit zu ver­schieben. Die CDU-Frak­tion habe sich daher ange­boten, die Ausstel­lung selb­st auszuricht­en – um jüdis­ches Leben und die Part­ner­schaft mit Israel sicht­bar zu machen.

Noch schär­fer fiel die Reak­tion der AfD-Frak­tion aus. Deren Vor­sitzen­der Niko­laus Kramer sprach von einem „Skan­dal“ und machte die Migra­tionspoli­tik der ver­gan­genen Jahre für die anges­pan­nte Sicher­heit­slage ver­ant­wortlich. Der mus­lim­is­che Anti­semitismus sei über Jahre hin­weg ver­harm­lost wor­den, kri­tisierte Kramer. Die Absage der Ausstel­lung sei ein Sym­bol für ein „Scheit­ern der Inte­gra­tionspoli­tik“.

Minister Geue weist Vorwürfe zurück

Finanzmin­is­ter Geue reagierte mit deut­lich­er Zurück­weisung der Vor­würfe. Die Entschei­dung sei allein aus Ver­ant­wor­tung gegenüber den Mitar­bei­t­en­den und der Öffentlichkeit gefall­en. „Ich bin Israel und der jüdis­chen Gemeinde sehr ver­bun­den. Wer mir hier anderes unter­stellt, han­delt in höch­stem Maße unangemessen“, so Geue. Er betonte, dass es weit­er­hin Ziel sei, die Ausstel­lung in geeigneter Weise durchzuführen, sobald die notwendi­gen Rah­menbe­din­gun­gen gek­lärt seien.

Die Debat­te um die Ausstel­lung zeigt, wie stark die inter­na­tionale Lage derzeit auch das kul­turelle Leben in Deutsch­land bee­in­flusst. Was als kün­st­lerisch-doku­men­tarisch­er Blick auf das Leben in Israel gedacht war, ist nun zum poli­tis­chen Stre­it­fall gewor­den. Dabei war die Ausstel­lung bewusst nicht als poli­tis­ches State­ment, son­dern als Ein­ladung zum Per­spek­tivwech­sel konzip­iert: Men­schen zu zeigen – nicht nur Kon­flik­te.

Der genaue neue Ter­min für die Ausstel­lungseröff­nung ste­ht noch nicht fest. Inzwis­chen prüft nach Angaben ein­er Sprecherin des Finanzmin­is­teri­ums Land­tagspräsi­dentin Bir­git Hesse, ob die Ausstel­lung eventuell auch im Schloss gezeigt wer­den kann. Die Diskus­sion über den richti­gen Umgang mit jüdis­chem Leben, mit Sicher­heits­fra­gen und mit kul­tureller Sicht­barkeit wird ver­mut­lich weit­erge­hen.