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Überraschende Wende: Keine Moschee in der Otto-von-Guericke-Straße

Der Islamische Bund wird den Erbpachtvertrag für die ehemalige Kaufhalle in der Otto-von-Guericke-Straße nicht unterschreiben. Das hat die Stadtverwaltung über den AfD-Anwalt den im Moment klagenden Stadtvertretern mitteilen lassen.

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  • Veröffentlicht Juli 23, 2019
Der Plan an dieser Stelle eine Moschee zu erricht­en, ist nun offen­bar vom Tisch.

 

Die Pläne, die ehe­ma­lige Kaufhalle in der Otto-von-Guer­icke-Straße zu ein­er Moschee umzubauen, scheinen nun vom Tisch zu sein. Wie der AfD-Kreisver­band in ein­er Pressemit­teilung schreibt, habe die Stadtver­wal­tung mit­geteilt, dass der Islamis­che Bund den Erb­pachtver­trag mit der Lan­deshaupt­stadt nicht unterze­ich­nen wird. Über die Gründe, warum der Islamis­che Bund nun von seinen Plä­nen Abstand genom­men hat, ist derzeit nichts bekan­nt. 

 

AfD sieht Bürgerprotest als Auslöser

 

Die AfD führt den geplatzten Ver­trag jeden­falls auf den von ihr ini­ti­ierten Protest gegen die Pläne des Bau zurück.  „Wir danken den vie­len Schw­er­iner Bürg­ern, die zuvor das Bürg­er­begehren gegen den Moschee­bau unter­stützt hat­ten, welch­es trotz erre­ichtem Quo­rum durch eine undemokratis­che Entschei­dung für unzuläs­sig erk­lärt wurde. Diese aus Sicht der AfD poli­tisch motivierte Entschei­dung hat­te vor eini­gen Monat­en zu großer Empörung und Protesten der Schw­er­iner Bevölkerung geführt.“, so Kreis­sprecherin Petra Fed­er­au. 

Die AfD hat­te ein Bürg­er­begehren ini­ti­iert und wollte ursprünglich am 26. Mai über den Erb­pachtver­trag abstim­men lassen. Das Begehren, das sich auch gegen einen Erb­bau­rechtsver­trag richtete, fand in der Stadtvertre­tung jedoch keine Mehrheit, weil es laut Ver­wal­tung rechtswidrige For­mulierun­gen enthält: Die Ini­tia­toren haben das konkrete Grund­stück nicht benan­nt, stattdessen nur von „einem” Grund­stück geschrieben, das nicht verkauft wer­den soll. Einen Bürg­er­entscheid gab es daher nicht. 

 

Wie es mit Moschee-Neubau weitergehen wird ist unklar

 

Im Nach­gang hat­ten die Stadtvertreter Hagen Brauer, Petra Fed­er­au und Dirk Lerche dann vor eini­gen Wochen eine Klage gegen die Stadt auf den Weg gebracht. Da im Vor­feld das betr­e­f­fende Grund­stück von der Stadt ersteigert wurde und laut dama­li­gen Beschluss Teil des Bauge­bi­etes „Con­srad­er Weg” wer­den sollte, sieht die AfD den geplanten Erb­pachtver­trag als rechtswidrig an. Eine Entschei­dung des Ver­wal­tungs­gerichts wird es nun ver­mut­lich nicht mehr geben, da der Stre­it­ge­gen­stand hin­fäl­lig gewor­den ist. 

Wie es nun mit dem Neubau ein­er Moschee in Schw­erin weit­erge­hen wird, ist derzeit völ­lig unklar. Der Islamis­che Bund, der im Moment Gebet­sräume in der Von-Stauf­fen­berg-Straße unter­hält, hat­te in der Ver­gan­gen­heit immer wieder darauf hingewiesen, dass die jet­zi­gen Räume zu klein seien. Das Fre­itags­ge­bet finde wegen des Andrangs zweimal statt. Bis zu 400 Gläu­bi­gen nehmen wöchentlich am  Fre­itags­ge­bet teil.

Die evan­ge­lis­chen Kirchenge­mein­den in Schw­erin hat­te im Vor­feld den Neubau ein­er Moschee unter­stützt.  „So wie wir als Christin­nen und Chris­ten unsere Kirchen haben, sollen Mus­lim­in­nen und Mus­lime, wenn sie dies wün­schen, in Schw­erin einen öffentlichen Ort haben, an dem sie sich zum Gebet ver­sam­meln kön­nen”, hieß es in ein­er im März diesen Jahres veröf­fentlicht­en Erk­lärung.

Die CDU-Frak­tion in der Schw­er­iner Stadtvertre­tung hat­te sich gegen den Bau ein­er Moschee im Mueßer Holz aus­ge­sprochen. „Seit eini­gen Monat­en wird in unser­er Stadt sehr inten­siv über das The­ma Seg­re­ga­tion disku­tiert. Alle Frak­tio­nen sind sich einig, dass wir in den sozialen Bren­npunk­ten mehr für eine bessere Durch­mis­chung tun müssen. Die Ansied­lung ein­er Moschee im Mueßer Holz ist dabei aus unser­er Sicht der falsche Weg.“ sagte damals der stel­lvertre­tende Frak­tionsvor­sitzende Gert Rudolf. Rudolf ist heute Frak­tionsvor­sitzen­der.  

Ergänzung (23.07.2019 – 18:00 Uhr): 

Heute Nach­mit­tag hat es zwis­chen dem Vere­in Islamis­ch­er Bund und Ober­bürg­er­meis­ter Rico Baden­schi­er (SPD) ein Tele­fonge­spräch gegeben. Wie die Press­es­telle der Lan­deshaupt­stadt mit­teilt, habe der Vere­in nun offiziell gegenüber der Stadt erk­lärt, dass er kein Inter­esse mehr an dem Grund­stück in der Otto-von-Guer­icke-Straße habe. 

Schon vor eini­gen Wochen habe der alte Vere­insvor­stand des Islamis­chen Bun­des den von der Stadt vorgelegten Ver­trag abgelehnt.  Anfang Juli wurde dann ein neuer Vor­stand gewählt. Dieser hat­te danach Gesprächs­bere­itschaft  zum Erb­bau­rechtsver­trag  sig­nal­isiert.

Im Nach­gang dieser Gespräche hat der Islamis­che Bund heute abschließend sein Inter­esse an dem Objekt zurück­ge­zo­gen. Man wolle sich nun auf dem freien Immo­bilien­markt ori­en­tieren.

Ober­bürg­er­meis­ter Baden­schi­er ist ent­täuscht von der Entschei­dung des Islamis­chen Bun­des.  „Ich bedauere diese Absage sehr, da sowohl Stadtver­wal­tung und ‑vertre­tung mit hohem Energieaufwand an ein­er Lösung für die islamis­che Gemeinde gear­beit­et haben“, so Baden­schi­er.