Aufnahme neuer Mitglieder sorgt für Zündstoff:
Politische Ausgrenzung? Vorwürfe gegen den Kinder- und Jugendring in Schwerin
Im Kinder- und Jugendrat Schwerin gibt es Streit um die Aufnahme zweier Jugendlicher. Kritik an Intransparenz und fehlender Satzungsklarheit führt nun zur Debatte in der Stadtvertretung.

Seit Monaten schwelt ein Konflikt zwischen dem Kinder- und Jugendrat (KiJuRa) Schwerin und den Jungen Liberalen (Julis), der Jugendorganisation der FDP, über die Struktur, Aufnahmeverfahren und politische Unabhängigkeit des Gremiums. Was ist passiert?
Aufnahmewunsch trifft auf Widerstand
Vor gut einem halben Jahr teilten die Mitglieder der politischen Jugendorganisation Patrick Eising und Thies Möller dem Kinder- und Jugendrat mit, dass sie gerne in diesem Gremium mitarbeiten würden.
Der Kinder- und Jugendrat Schwerin ist laut Webseite der Landeshauptstadt Schwerin das Mitbestimmungsgremium für Jugendliche zwischen 12 und 21 Jahren. Er setzt sich für eine jugendfreundliche Stadtpolitik ein, organisiert Veranstaltungen und pflegt den Austausch mit anderen Jugendgremien. „Wenn du Lust hast mitzumachen, melde dich bei der Beteiligungsmoderatorin, die den Kinder- und Jugendrat begleitet”, kann man weiter auf der Seite lesen. Obwohl noch nicht alle Plätze im Gremium vergeben sind, war der Wunsch von Eising und Möller alles andere als willkommen.
Über Monate zieht sich seitdem ein E‑Mail-Verkehr, welcher der Redaktion vorliegt. Patrick Eising und Thies Möller warten inzwischen bereits seit einem halben Jahr darauf, im Kinder- und Jugendrat mitarbeiten zu können. Wiederholt hätten sie auf eine Entscheidung gewartet, seien aber nicht in die Arbeit des Rates eingebunden worden – weder durch Termine noch durch Aufnahme in Kommunikationsgruppen, schildert Patrick Eising die Situation gegenüber der Redaktion. „Offenbar wird hier nicht nach Engagement oder Kompetenz entschieden, sondern nach der ‚richtigen‘ politischen Gesinnung”, so die Vermutung Eisings.
Verschärfter Streit um politische Einflussnahme
Beide wandten sich Ende letzten Jahres an Stadtpräsident Sebastian Ehlers (CDU) und an Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) und schilderten ihren Fall. In einer der Redaktion vorliegenden E‑Mail von Anfang Januar aus dem Büro der Stadtvertretung wird dort die Rechtsauffassung der Aufnahmebegehrenden geteilt. „Neue interessierte Kandidaten und Kandidatinnen dürfen nicht abgelehnt werden“, heißt es in der E‑Mail – besonders dann nicht, wenn Plätze frei sind. Der Kinder- und Jugendrat sei entsprechend angeschrieben und gebeten worden, allen interessierten Jugendlichen die Mitwirkung zu ermöglichen. Passiert ist bisher trotzdem nicht mehr. In den letzten Wochen hätten Eising und Möller auf eine Entscheidung gewartet, seien aber nicht in die Arbeit des Rates eingebunden worden – weder durch Termine noch durch Aufnahme in Kommunikationsgruppen.
Der Kinder- und Jugendrat wehrt sich vehement gegen den Vorwurf, er würde die Aufnahme bewusst sabotieren. Dort stößt die Vermischung von JuLis als politische Jugendorganisation, Stadtschülerrat und Landesschülerrat auf. Auch fand man es „übergriffig”, dass Eising und Möller im November zu einem Gespräch einluden, um über die Satzung zu sprechen. Vor allem wird im E‑Mail-Wechsel kritisiert, dass die Gespräche ohne Beteiligung des Kinder- und Jugendrates bereits mit dem Stadtschülerrat (SSR) geführt worden seien. Kritisiert wird weiter auch die Vermischung politischer Rollen und der Versuch, den Schülerrat in die Besetzung des Kinder- und Jugendrates einzubinden. Das Gremium betont im Schriftwechsel seine demokratische Legitimation durch die Stadtvertretung, sieht keine juristischen Lücken in seiner Satzung und fordert eine klare Trennung parteipolitischer Interessen von jugendpolitischer Beteiligung. Aus dem Schriftwechsel geht hervor, dass das Verhältnis im Moment schwer belastet ist.
Seitens des Kinder- und Jugendrates fallen deutliche Worte: Von „respektlosen Gesprächen über unsere Satzung“ ist die Rede, von „Falschbehauptungen“ seitens der JuLis. Der Kinder- und Jugendrat betont seine Zusammenarbeit mit Stadtpolitik und Verwaltung – auch mit Oberbürgermeister Rico Badenschier, zu dem ein „regelmäßiger Austausch“ bestehe. Dass das Verhältnis zum Oberbürgermeister belastet sei, wie von Eising und Möller behauptet, kann der Kinder- und Jugendrat nicht erkennen.
Im Gespräch mit unserer Redaktion gibt auch Olaf Hagen, Geschäftsführer der Sozial-Diakonische Arbeit – Evangelische Jugend gGmbH, dessen Unternehmen den Kinder- und Jugendrat im Auftrag der Stadt begleitet, zu, dass die Fronten im Moment ziemlich verhärtet seien. Man habe Vertreter des Stadtschülerrates zu einer Zukunftswerkstatt am kommenden Samstag eingeladen, um gemeinsam Ideen zu entwickeln. Problematisch sei die Vermischung von politischer Jugendorganisation und dem Beteiligungsgremium, wie der Kinder- und Jugendrat eines sei. Hagen denkt im Moment daran, dass man eventuell wieder den einmal in der Stadt existierenden Ring politischer Jugend neubelebt. Dieser war ein Zusammenschluss, in dem sich die Jugendorganisationen verschiedener Parteien zusammengeschlossen hatten. Diese Idee stecke allerdings noch in den Kinderschuhen.
Wie es nun weitergeht, ist offen. Der Kinder- und Jugendrat zeigt sich zwar gesprächsbereit – aber nur unter bestimmten Bedingungen. Patrick Eising und Thies Möller pochen derweil auf eine Entscheidung zu ihrem Beitrittsantrag und wollen sich nicht länger mit bürokratischen Hürden abspeisen lassen.
Streit erreicht die Stadtvertretung
Der Streit ist inzwischen auch auf politischer Ebene angekommen. Die UB/FDP-Fraktion hat für die Sitzung der Stadtvertretung heute einen Antrag eingereicht, der den Oberbürgermeister auffordern soll, die Satzung des Kinder- und Jugendrats zu überarbeiten und die Geschäftsordnung für die Stadtvertretung der Landeshauptstadt Schwerin anzupassen.
Die aktuelle Satzung des Kinder- und Jugendrats Schwerin stehe in Widerspruch zur Hauptsatzung der Stadt und zur Kommunalverfassung Mecklenburg-Vorpommerns, heißt es in der Begründung der Fraktion. Es fehlten „transparente und demokratische Regeln zur Mitgliederauswahl”, was in der Vergangenheit zu politisch motivierten Ausschlüssen geführt habe. Zudem erschweren unklare Regelungen die wirksame Beteiligung des Gremiums an politischen Prozessen. Eine Überarbeitung sei nötig, um Rechtssicherheit, Chancengleichheit und demokratische Legitimation zu gewährleisten.
Die Stadtverwaltung empfiehlt, diesen Antrag in den Ausschüssen beraten zu lassen. Derzeit gebe es Unstimmigkeiten bei der Aufnahme neuer Mitglieder in den Kinder- und Jugendrat. Deshalb solle die Besetzungsregelung überarbeitet und an die Vorgaben der Kommunalverfassung M‑V sowie der Schweriner Hauptsatzung angepasst werden. Vorgeschlagen wird von der Stadtverwaltung, analog zu anderen Beiräten feste Sitze für bestimmte Gruppen (z. B. Jugendorganisationen, Stadtschülerrat, Sportjugend) zu reservieren, um unterschiedliche Interessen junger Menschen besser abzubilden.
Transparenzhinweis: In einer früheren Version dieses Beitrages schrieben wir, dass der Streit zwischen dem Stadtschülerrat und dem Kinder- und Jugendrat stattfinden würde. Nach einer Klarstellung haben wir den Text an dieser Stelle geändert. Patrick Eising ist nicht Mitglied des Stadtschülerrates.
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Stefan Rochow
ist Journalist, Leitender Redakteur und Gründer von SNO | Schwerin-Lokal.
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6 Comments
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