Polizeieinsatz in Mueßer Holz:
Kinderstreit eskaliert zur Straßenschlacht
Rund 150 Menschen gerieten am Samstagabend an der Keplerstraße in Schwerin in eine Massenschlägerei. Politik und Stadtvertreter streiten nun über Ursachen: soziale Spaltung oder Integrationsversagen?

Eine Auseinandersetzung zwischen zwei Großfamilien hat am Samstagabend im Stadtteil Mueßer Holz einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Etwa 150 Personen gerieten an der Straßenbahnhaltestelle Keplerstraße in Streit, es kam zu massiven Handgreiflichkeiten. Zwei Männer und ein Kind wurden verletzt.
Streit auf dem Spielplatz als Auslöser
Nach Angaben der Polizei entwickelte sich die Auseinandersetzung aus einem Streit unter Kindern, der sich einige Tage zuvor auf einem Spielplatz ereignet hatte. Am Samstagabend eskalierte der Konflikt auf offener Straße.
Als die Polizei an der Keplerstraße eintraf, lagen bereits zwei verletzte Männer am Boden. Weitere Personen waren in handgreifliche Auseinandersetzungen verwickelt. Auch Kinder sollen sich inmitten des Geschehens befunden haben. Die Polizei sperrte die Hamburger Allee aus Sicherheitsgründen vollständig ab.
Verletzte ins Krankenhaus gebracht
Zwei Männer und ein Kind wurden mit Prellungen ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei ermittelt nun wegen Landfriedensbruchs. Nach ersten Erkenntnissen waren die beteiligten Personen überwiegend syrischer Staatsangehörigkeit.
Stadtvertreter kritisiert soziale Spaltung
Stephan Martini, Mitglied der Stadtvertretung und Vertreter der Aktionsgruppe Stadt- und Kulturschutz Schwerin (ASK), äußerte sich in einer schriftlichen Erklärung zu dem Vorfall. Er bezeichnete die Eskalation als Folge einer langjährigen sozialen Spaltung und Segregation, insbesondere in den Stadtteilen Mueßer Holz und Großer Dreesch. Martini verweist auf wissenschaftliche Analysen, die Schwerin zu den am stärksten sozial entmischten Städten in Ostdeutschland zählen.
Er kritisiert, dass neue Wohngebiete wie das Warnitzer Feld bevorzugt für besserverdienende Haushalte erschlossen würden, während Menschen mit niedrigerem Einkommen zunehmend an den Stadtrand gedrängt würden. Zugleich bemängelt er den Abbau öffentlicher Treffpunkte und Jugendangebote in den betroffenen Stadtteilen. Als Reaktion fordert Martini eine unabhängige Sozialraumanalyse, einen politischen Masterplan gegen Verdrängung sowie gezielte Investitionen in Bildung und soziale Infrastruktur. Die zuletzt beschlossenen Kürzungen im Jugendpräventionsbereich in Höhe von 200.000 Euro lehnt er ab.
AfD fordert Abschiebungsprüfung
Auch die AfD-Stadtfraktion äußerte sich zu dem Vorfall. Fraktionsvorsitzende Petra Federau erklärte, die Auseinandersetzung zeige, „wie schnell sich bestimmte Gruppen zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mobilisieren können“. Ihrer Ansicht nach werde durch solche Vorfälle die öffentliche Ordnung gefährdet.
Federau forderte eine vollständige Aufklärung des Vorfalls durch die Behörden sowie die strafrechtliche Verfolgung aller identifizierten Täter. Darüber hinaus sprach sie sich für die sofortige Prüfung aufenthaltsrechtlicher Konsequenzen für Beteiligte ohne deutschen Pass aus. Personen, die sich nicht an die Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens hielten, hätten aus Sicht der Fraktion kein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Deutschland.
Polizei ermittelt weiter
Die Polizei setzt ihre Ermittlungen zur Aufklärung des Geschehens fort. Ob es weitere Festnahmen oder Tatverdächtige gibt, war bis Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Die Ermittlungsbehörden prüfen derzeit unter anderem Videoaufnahmen und Zeugenaussagen, um den Ablauf der Auseinandersetzung zu rekonstruieren.