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Polizeieinsatz in Mueßer Holz:
Kinderstreit eskaliert zur Straßenschlacht

Rund 150 Menschen gerieten am Samstagabend an der Keplerstraße in Schwerin in eine Massenschlägerei. Politik und Stadtvertreter streiten nun über Ursachen: soziale Spaltung oder Integrationsversagen?

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  • Veröffentlicht Juni 8, 2025

Polizeiauto
Foto: Ivan Lopatin auf Unsplash

Eine Auseinan­der­set­zung zwis­chen zwei Groß­fam­i­lien hat am Sam­stagabend im Stadt­teil Mueßer Holz einen Großein­satz der Polizei aus­gelöst. Etwa 150 Per­so­n­en geri­eten an der Straßen­bahn­hal­testelle Kepler­straße in Stre­it, es kam zu mas­siv­en Hand­grei­flichkeit­en. Zwei Män­ner und ein Kind wur­den ver­let­zt.

Streit auf dem Spielplatz als Auslöser

Nach Angaben der Polizei entwick­elte sich die Auseinan­der­set­zung aus einem Stre­it unter Kindern, der sich einige Tage zuvor auf einem Spielplatz ereignet hat­te. Am Sam­stagabend eskalierte der Kon­flikt auf offen­er Straße.

Als die Polizei an der Kepler­straße ein­traf, lagen bere­its zwei ver­let­zte Män­ner am Boden. Weit­ere Per­so­n­en waren in hand­grei­fliche Auseinan­der­set­zun­gen ver­wick­elt. Auch Kinder sollen sich inmit­ten des Geschehens befun­den haben. Die Polizei sper­rte die Ham­burg­er Allee aus Sicher­heits­grün­den voll­ständig ab.

Verletzte ins Krankenhaus gebracht

Zwei Män­ner und ein Kind wur­den mit Prel­lun­gen ins Kranken­haus gebracht. Die Polizei ermit­telt nun wegen Land­friedens­bruchs. Nach ersten Erken­nt­nis­sen waren die beteiligten Per­so­n­en über­wiegend syrisch­er Staat­sange­hörigkeit.

Stadtvertreter kritisiert soziale Spaltung

Stephan Mar­ti­ni, Mit­glied der Stadtvertre­tung und Vertreter der Aktion­s­gruppe Stadt- und Kul­turschutz Schw­erin (ASK), äußerte sich in ein­er schriftlichen Erk­lärung zu dem Vor­fall. Er beze­ich­nete die Eskala­tion als Folge ein­er langjähri­gen sozialen Spal­tung und Seg­re­ga­tion, ins­beson­dere in den Stadt­teilen Mueßer Holz und Großer Dreesch. Mar­ti­ni ver­weist auf wis­senschaftliche Analy­sen, die Schw­erin zu den am stärk­sten sozial ent­mis­cht­en Städten in Ost­deutsch­land zählen.

Er kri­tisiert, dass neue Wohnge­bi­ete wie das War­nitzer Feld bevorzugt für besserver­di­enende Haushalte erschlossen wür­den, während Men­schen mit niedrigerem Einkom­men zunehmend an den Stad­trand gedrängt wür­den. Zugle­ich bemän­gelt er den Abbau öffentlich­er Tre­ff­punk­te und Jugen­dan­ge­bote in den betrof­fe­nen Stadt­teilen. Als Reak­tion fordert Mar­ti­ni eine unab­hängige Sozial­rau­m­analyse, einen poli­tis­chen Mas­ter­plan gegen Ver­drän­gung sowie gezielte Investi­tio­nen in Bil­dung und soziale Infra­struk­tur. Die zulet­zt beschlosse­nen Kürzun­gen im Jugend­präven­tions­bere­ich in Höhe von 200.000 Euro lehnt er ab.

AfD fordert Abschiebungsprüfung

Auch die AfD-Stadt­frak­tion äußerte sich zu dem Vor­fall. Frak­tionsvor­sitzende Petra Fed­er­au erk­lärte, die Auseinan­der­set­zung zeige, „wie schnell sich bes­timmte Grup­pen zu gewalt­samen Auseinan­der­set­zun­gen mobil­isieren kön­nen“. Ihrer Ansicht nach werde durch solche Vor­fälle die öffentliche Ord­nung gefährdet.

Fed­er­au forderte eine voll­ständi­ge Aufk­lärung des Vor­falls durch die Behör­den sowie die strafrechtliche Ver­fol­gung aller iden­ti­fizierten Täter. Darüber hin­aus sprach sie sich für die sofor­tige Prü­fung aufen­thalt­srechtlich­er Kon­se­quen­zen für Beteiligte ohne deutschen Pass aus. Per­so­n­en, die sich nicht an die Regeln des gesellschaftlichen Zusam­men­lebens hiel­ten, hät­ten aus Sicht der Frak­tion kein dauer­haftes Aufen­thalt­srecht in Deutsch­land.

Polizei ermittelt weiter

Die Polizei set­zt ihre Ermit­tlun­gen zur Aufk­lärung des Geschehens fort. Ob es weit­ere Fes­t­nah­men oder Tatverdächtige gibt, war bis Redak­tion­ss­chluss noch nicht bekan­nt. Die Ermit­tlungs­be­hör­den prüfen derzeit unter anderem Videoauf­nah­men und Zeu­ge­naus­sagen, um den Ablauf der Auseinan­der­set­zung zu rekon­stru­ieren.