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Konjunkturentwicklung in Westmecklenburg: Wenig Zuversicht trotz guter Lage

Die Wirtschaft Westmecklenburgs schaut verhalten auf die Wintermonate. Trotz eines relativ guten Sommergeschäfts besteht große Unsicherheit zum weiteren Verlauf der Pandemie. Die Sorgen wegen steigender Energie- und Rohstoffkosten nehmen deutlich

  • Veröffentlicht Oktober 21, 2021

Aktuelle Lage häufig gut, aber Ausblick verhalten

Der IHK-Konjunkturindex für Westmecklenburg spiegelt die aktuelle Lage und die Erwartungen der Unternehmen im Zeitverlauf wider. Er steigt deutlich um 27,7 Punkte auf nun 126,6 Indexpunkt. Der Hauptgrund dafür liegt in den aktuell guten Lageeinschätzungen der Gesamtwirtschaft. Über 50 Prozent der Unternehmer bewerten ihre derzeitige Lage als gut. Im Vergleich zur Einschätzung im Frühsommer dieses Jahres wurden die Erwartungen übertroffen. Damals ging nicht einmal jedes vierte Unternehmen von einer Besserung seiner Geschäftstätigkeit aus.
Sorgen bereitet den Unternehmen jedoch der Ausblick auf die kalte Jahreszeit. „Die Wirtschaft erwartet von der Politik, dass Schließungen wie im Vorjahr in jedem Fall vermieden werden“, erläutert Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin die Ergebnisse. „Wir haben Hygienemaßnahmen und -konzepte, um verantwortungsbewusst mit Kunden, Mitarbeitenden und Partnern unseren Geschäften nachgehen zu können.“

 

Das Material ist knapp und teuer

Des Weiteren steigen in der Wirtschaft die Sorgen um Materialknappheit sowie ansteigende Energie- und Rohstoffpreise. Jeweils 40 Prozent der teilnehmenden Unternehmen stehen bereits aktuell vor dieser Herausforderung oder sehen sie auf sich unmittelbar zukommen. Diese Entwicklung findet sich über fast alle Branchen hinweg. Besonders deutlich wird sie im verarbeitenden Gewerbe und beim Bau. Das Anziehen der Preise wirkt sich teilweise bereits auf die Unternehmen mit höheren Kosten aus. Die Lieferzeiten und Kosten für bestimmte Rohstoffe wie Stahl und Holz sowie Güter wie Elektronikteile und Halbleiter haben sich deutlich erhöht.

 

Gut zu tun, aber das Personal fehlt

„Bei den Risiken ihrer wirtschaftlichen Entwicklung wird der Mangel an Personal wieder am häufigsten genannt. Mehr als jedes zweite Unternehmen beklagt, keine Auszubildenden, Hilfskräfte oder Fachkräfte zu finden“, erklärt Eisenach. „Der Mangel zieht sich ebenfalls in fast alle Branchen durch. Besonders betroffen sind Gastronomie, Beherbergung, Freizeitanbieter, Dienstleister und der Bau.“
Das hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Zwar nimmt die Beschäftigungsdynamik wieder zu. Doch gleichzeitig erhöht sich der Druck, ausreichend Personal zu finden und es einstellen zu können. Dieser Effekt wird bereits in den kommenden fünf Jahren immer deutlicher zu spüren sein. Dann beginnt vermehrt die Generation der Babyboomer in die Rente abzuwandern.
In der aktuellen Umfrage wollen die Unternehmen, die aktuell besonders vom Mangel an Fachkräften betroffen sind, ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern. Weitere Maßnahmen sollen Fachkräfte aus dem Ausland, eine verstärkte Ausbildung, mehr Beschäftigung von älteren Mitarbeitenden sowie eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sein.

 

100 Forderungen an künftige Landesregierung

„Wo sicherlich noch Potenziale gehoben werden müssen, ist in der Digitalisierung und Automatisierung von Produktions- und Geschäftsprozessen. Hier müssen zum einen die Rahmenbedingungen wie eine leistungsfähige Breitbandanbindung stimmen, als auch finanzielle Anreize gesetzt werden, um die Potenziale betriebswirtschaftlich sinnvoll erschließen zu können“, fordert Eisenach. „Es ist eine wesentliche Forderung der Wirtschaft an die künftige Landesregierung, das Bundesland fit für die Zukunft zu gestalten. Dazu gehört auch der Ausbau des Hochschul- und Wissenschaftsstandortes Westmecklenburgs mit praxisnahen Angeboten für die regionalen Unternehmen. So wie wir es bereits in unserem 100 Punktepapier fordern“, so Eisenach abschließend.

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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