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Landesbischöfin unterstreicht Bedeutung einer weiteren Aufarbeitung der SED-Diktatur

Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Nordkirche ,betont die Bedeutung einer weiterhin notwendigen Aufarbeitung der SED-Diktatur „Wir müssen weiter erinnern, erzählen, zuhören und aufarbeiten, was geschehen ist.“

  • Veröffentlicht Juni 7, 2022
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. | Foto: Nordkirche

Die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, unterstrich kürzlich die Bedeutung einer weiterhin notwendigen Aufarbeitung des Unrechts in der SED-Diktatur. Anlässlich des 25. Bundeskongress der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur betonte sie im Rahmen eines Gedenkgottesdienstes, wie wichtig es sei, Geschichte als einen für die Menschen offenen Prozess zu verstehen. Denn das schenke „Hoffnung und innere Kraft über gegenwärtiges Erleben hinaus.“

 

Erinnern, zuhören, Gehör verschaffen

„Wir müssen weiter erinnern, erzählen, zuhören und aufarbeiten, was geschehen ist. Wir müssen weiter davon erzählen, wie und wie viele Menschen zu Opfern der SED-Diktatur gemacht wurden und dass deren Leben gleichwohl genau darin nicht aufgeht. Zudem müssen wir weiter erinnern an die rund 75.000 Menschen, die einzig und allein wegen versuchter, angeblicher „Republikflucht“ inhaftiert waren. Wir müssen denen zuhören, die überwacht und denunziert wurden, deren Leben „zersetzt“ werden sollte. Wir müssen denen Gehör verschaffen, die ihre eigenen Lebensträume aufgeben mussten, weil sie ihnen allein aufgrund ihres Bekenntnisses zum christlichen Glauben verwehrt wurden. Und wir dürfen mit Respekt, Anerkennung und Dankbarkeit auf die Wege und weiteren Entwicklungen ihres Lebens sehen, an denen sie uns Anteil geben möchten“, so die Landesbischöfin.

 

Auch Blick auf die Kirche von Bedeutung

Dabei spiele auch der Blick auf die Kirche eine Rolle, so Kühnbaum-Schmidt: „An vielen Stellen und Orten war unsere Kirche ein Raum für Schutz und Freiheit, für offene Worte und freie Gedanken, für vertrauensvolles Miteinander und geschwisterliche Gemeinschaft. Wo aber innerhalb der Kirche Menschen Verletzungen erlitten haben, wo sie Solidarität und Klarheit vermisst oder sich im Stich gelassen gefühlt haben, muss auch das zur Sprache kommen.“

Stellvertretend erinnerte die Landesbischöfin an das Schicksal und die lebenslange Aufarbeitung eigenen Erlebens durch den in Rostock aufgewachsenen Schriftsteller Walter Kempowski, der als junger Mann in der DDR zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde. Kempowski habe erzählt, erinnerte Kühnbaum-Schmidt, dass in seiner Zeit der Haft in Bautzen allein das Singen von Chorälen seine Seele am Leben gehalten habe. Vor den rund 200 Teilnehmern der Bundestagung sagte sie: „Wenn wir in Choräle einstimmen, erinnern sie uns daran, dass die Geschichte für uns Menschen offen und zugleich bestimmt und ausgerichtet ist auf Gottes Reich des Friedens, der Gerechtigkeit und der Liebe. Daraus kann Hoffnung und Kraft wachsen, in größter Bedrängnis am Leben zu bleiben.“

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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