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Viele Zuschriften erhalten:
Leser erinnern sich an die Raumerweiterungshalle am Mittelweg

Nach dem Bericht über die verfallene und zugewucherte Raumerweiterungshalle auf dem KIW „Vorwärts" am Mittelweg gab es viele Rückmeldungen und Zusendungen von Lesern.

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  • Veröffentlicht Juni 4, 2025
Was einst als „Ziehhar­moni­ka-Kaufhalle” diente, ros­tet heute hin­ter Büschen am Mit­tel­weg vor sich hin. | Foto: ZGM

Auf dem Gelände des früheren KIW „Vor­wärts“ am Mit­tel­weg ste­ht eine stark ver­fal­l­ene Raumer­weiterung­shalle (REH) – ein tech­nis­ches Relikt aus DDR-Zeit­en, das einst als „Ziehhar­moni­ka-Kaufhalle“ bekan­nt war. Das ZGM will nun her­aus­find­en, was es mit dieser Halle auf dem Vor­wärts­gelände auf sich hat. „Wir wollen der Geschichte dieses Objek­tes auf den Grund gehen und suchen nun Zeitzeu­gen“, sagt ZGM-Werkleit­er Kris­t­ian Meier-Hedrich. „Ob die Halle in diesem Zus­tand noch zu ret­ten ist, bleibt lei­der fraglich.“

Zahlre­iche Zuschriften 

Nach dem Bericht über die REH erhielt die Redak­tion von SNO viele Rück­mel­dun­gen von den Lesern – mit Erin­nerun­gen, Fotos und per­sön­lichen Geschicht­en. Auf die Frage, ob es sich um die „Ziehhar­moni­ka-Kaufhalle” han­delt, die 1990 noch in der Ger­hard-Haupt­mann-Straße/ Dr. Külz-Straße stand, schrieb ein Schw­er­iner: „Sie fra­gen in Ihrem Artikel, ob die REH im Mit­tel­weg, die aus der Dr.-Külz-Str. ist. Das kann ich bes­timmt verneinen, die ste­ht schon seit den siebziger Jahren dort.” Ein ander­er Leser antwortete: „Am 06. Mai 1974 wurde die Eröff­nung der Verkauf­sein­rich­tung am Mit­tel­weg verkün­det. Damit dürfte gek­lärt sein, dass es sich nicht um die ehe­ma­lige Halle aus der Dr.-Külz-Straße han­delt, die ja noch bis min­destens 2002 stand. Diese Halle am Mit­tel­weg wurde zur „Arbeit­er­ver­sorgung“ für die zahlre­ichen Mitar­beit­er des dama­li­gen Kraft­fahrtzeu­g­in­stand­set­zungswerkes (KIW) „Vor­wärts“ an dieser Stelle errichtet.

„Die Halle, die in den Büschen gefun­den wurde, ist die ehe­ma­lige, die an der Hauptmannstraße/Ecke Külzs­traße stand. Ich kenne keine andere. Das Ver­brin­gen der Halle in die Nähe von KIW Vor­wärts ist ja nahe­liegend”, erin­nert sich ein Leser an die Zeit, als die Halle noch genutzt wurde.

 

Viele Erin­nerun­gen und Erzäh­lun­gen

Auch über die Ver­wen­dung der Halle gab es unter­schiedliche Zusendun­gen der Schw­er­iner. „Diese Ziehhar­moni­ka – Halle Ende der 70er/ Anfang der 80er Jahre wurde als Annahme für PKW-Repara­turen aufgestellt. Es gab vorne einen Warte­bere­ich für die Kun­den und dann Büroabteile von den Pkw- Bere­ichen. Vorher haben die Kun­den ihre Fahrzeuge für den Werk­stat­tbe­such in den hal­brun­den Anbau am „Hochhaus” angemeldet”, antwortete jemand. Ein ander­er Leser betonte: „Die Halle auf dem Bild ist die frühere Verkauf­sstelle auf dem Fir­men­gelände und nicht die Kfz – Annahme am Mit­tel­weg.”

 

| Foto: ZGM

Leser erzählten auch über ihre Erin­nerun­gen und Geschicht­en aus der Zeit. „1977/78 war ich im „Vor­wäts”- Kinder­garten. Mehrmals im Betrieb­s­fe­rien­lager „Woost­er Teero­fen”. 1988 – 1992 Lehrzeit auf dem „Vor­wärts”- Gelände und 1992 – 1994 habe ich bei Hachmeis­ter & Clauss gear­beit­et.”

 

Eine mobile und flex­i­ble Halle

Die REH, entwick­elt vom Boizen­burg­er Inge­nieur Hel­mut Both, war eine geniale DDR-Erfind­ung: Mobil und in nur einem Tag auf- und abbaubar. 1959 mit Gold auf der Leipziger Messe aus­geze­ich­net, kam sie viel­seit­ig zum Ein­satz – als Kaufhalle, Kino, Werk­statt oder Inter­shop. Bis 1989 wur­den 3.400 Hallen gebaut, viele davon später ins Aus­land verkauft. In Schw­erin sollen nach der Wende noch drei Exem­plare existiert haben. Heute ist nur noch eine bekan­nt – stark ver­wit­tert auf dem Gelände des früheren KIW „Vor­wärts“.

Ausziehbare Mod­ule, Stahlträger und eine Hülle aus Alu­mini­um­blech machen die Halle zu einem flex­i­blen Raumwun­der. Im aus­ge­zo­ge­nen Zus­tand misst sie rund 16 Meter und bietet 126 Quadrat­meter Nutzfläche. Innen sor­gen Holz­faser­plat­ten für ein­fache Verklei­dung, Fen­ster an Front und Seit­en lassen Licht here­in. Die abgerun­dete Form erin­nert an Wohn­wa­gen oder Raumkapseln – durch­dacht, platzs­parend und viel­seit­ig ein­set­zbar.