Viele Zuschriften erhalten:
Leser erinnern sich an die Raumerweiterungshalle am Mittelweg
Nach dem Bericht über die verfallene und zugewucherte Raumerweiterungshalle auf dem KIW „Vorwärts" am Mittelweg gab es viele Rückmeldungen und Zusendungen von Lesern.

Auf dem Gelände des früheren KIW „Vorwärts“ am Mittelweg steht eine stark verfallene Raumerweiterungshalle (REH) – ein technisches Relikt aus DDR-Zeiten, das einst als „Ziehharmonika-Kaufhalle“ bekannt war. Das ZGM will nun herausfinden, was es mit dieser Halle auf dem Vorwärtsgelände auf sich hat. „Wir wollen der Geschichte dieses Objektes auf den Grund gehen und suchen nun Zeitzeugen“, sagt ZGM-Werkleiter Kristian Meier-Hedrich. „Ob die Halle in diesem Zustand noch zu retten ist, bleibt leider fraglich.“
Zahlreiche Zuschriften
Nach dem Bericht über die REH erhielt die Redaktion von SNO viele Rückmeldungen von den Lesern – mit Erinnerungen, Fotos und persönlichen Geschichten. Auf die Frage, ob es sich um die „Ziehharmonika-Kaufhalle” handelt, die 1990 noch in der Gerhard-Hauptmann-Straße/ Dr. Külz-Straße stand, schrieb ein Schweriner: „Sie fragen in Ihrem Artikel, ob die REH im Mittelweg, die aus der Dr.-Külz-Str. ist. Das kann ich bestimmt verneinen, die steht schon seit den siebziger Jahren dort.” Ein anderer Leser antwortete: „Am 06. Mai 1974 wurde die Eröffnung der Verkaufseinrichtung am Mittelweg verkündet. Damit dürfte geklärt sein, dass es sich nicht um die ehemalige Halle aus der Dr.-Külz-Straße handelt, die ja noch bis mindestens 2002 stand. Diese Halle am Mittelweg wurde zur „Arbeiterversorgung“ für die zahlreichen Mitarbeiter des damaligen Kraftfahrtzeuginstandsetzungswerkes (KIW) „Vorwärts“ an dieser Stelle errichtet.“
„Die Halle, die in den Büschen gefunden wurde, ist die ehemalige, die an der Hauptmannstraße/Ecke Külzstraße stand. Ich kenne keine andere. Das Verbringen der Halle in die Nähe von KIW Vorwärts ist ja naheliegend”, erinnert sich ein Leser an die Zeit, als die Halle noch genutzt wurde.
Viele Erinnerungen und Erzählungen
Auch über die Verwendung der Halle gab es unterschiedliche Zusendungen der Schweriner. „Diese Ziehharmonika – Halle Ende der 70er/ Anfang der 80er Jahre wurde als Annahme für PKW-Reparaturen aufgestellt. Es gab vorne einen Wartebereich für die Kunden und dann Büroabteile von den Pkw- Bereichen. Vorher haben die Kunden ihre Fahrzeuge für den Werkstattbesuch in den halbrunden Anbau am „Hochhaus” angemeldet”, antwortete jemand. Ein anderer Leser betonte: „Die Halle auf dem Bild ist die frühere Verkaufsstelle auf dem Firmengelände und nicht die Kfz – Annahme am Mittelweg.”

Leser erzählten auch über ihre Erinnerungen und Geschichten aus der Zeit. „1977/78 war ich im „Vorwäts”- Kindergarten. Mehrmals im Betriebsferienlager „Wooster Teerofen”. 1988 – 1992 Lehrzeit auf dem „Vorwärts”- Gelände und 1992 – 1994 habe ich bei Hachmeister & Clauss gearbeitet.”
Eine mobile und flexible Halle
Die REH, entwickelt vom Boizenburger Ingenieur Helmut Both, war eine geniale DDR-Erfindung: Mobil und in nur einem Tag auf- und abbaubar. 1959 mit Gold auf der Leipziger Messe ausgezeichnet, kam sie vielseitig zum Einsatz – als Kaufhalle, Kino, Werkstatt oder Intershop. Bis 1989 wurden 3.400 Hallen gebaut, viele davon später ins Ausland verkauft. In Schwerin sollen nach der Wende noch drei Exemplare existiert haben. Heute ist nur noch eine bekannt – stark verwittert auf dem Gelände des früheren KIW „Vorwärts“.
Ausziehbare Module, Stahlträger und eine Hülle aus Aluminiumblech machen die Halle zu einem flexiblen Raumwunder. Im ausgezogenen Zustand misst sie rund 16 Meter und bietet 126 Quadratmeter Nutzfläche. Innen sorgen Holzfaserplatten für einfache Verkleidung, Fenster an Front und Seiten lassen Licht herein. Die abgerundete Form erinnert an Wohnwagen oder Raumkapseln – durchdacht, platzsparend und vielseitig einsetzbar.