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Macht Schwerin Spaß? Macht es glücklich?

Schwerin, 03.11.2017 (anz.) Das Leben ist kurz. Man sollte es auskosten, dieses kurze Leben, sollte den Anteil spaßiger Momente steigern, um so oft wie möglich einfach glücklich zu sein.  

  • Veröffentlicht November 3, 2017

Schwerin, 03.11.2017 (anz.) Das Leben ist kurz. Man sollte es auskosten, dieses kurze Leben, sollte den Anteil spaßiger Momente steigern, um so oft wie möglich einfach glücklich zu sein.

 

Glücklich ist, wer gute Beziehungen pflegt, sagt die Wissenschaft. Mehr Zeit für sich zu haben, macht ebenso glücklich, sagt sie auch. Aber was trägt die Stadt Schwerin zum Glück derer bei, die in ihr wohnen? Und welchen Beitrag kann die Wissenschaft bei alledem leisten? Suchen wir nach Antworten.

Glück ist …

Was Menschen glücklich macht, erforschten beispielsweise Wissenschaftler der Harvard Universität. Sie befragten im Rahmen zweier Langzeitstudien insgesamt 724 US-Amerikaner über einen Zeitraum von 75 Jahren. Gute Beziehungen machen glücklich und gesünder, lautet eins der wichtigsten Ergebnisse ihrer Studie. Erschöpfend ist das Thema damit aber noch nicht behandelt. Geld kann glücklich machen, aber nur, wenn man es dafür einsetzt, mehr Zeit zur freien Verfügung zu gewinnen. Das ist das Ergebnis einer Studie der University of British Columbia und der Harvard Business School. Für die Studie befragten die Wissenschaftler insgesamt 6.000 Erwachsene aus vier verschiedenen Ländern zu Stressempfinden, Lebenszufriedenheit und Freizeit.

 

 

Darüber hinaus führten sie ein Experiment durch. Die 60 Testpersonen des Experiments erhielten am ersten Wochenende 40 Dollar mit der Vorgabe, das Geld für eine Dienstleistung auszugeben, die ihnen mehr Freizeit verschafft. Am zweiten Wochenende erhielten sie abermals 40 Dollar, sollten sie dieses Mal jedoch für etwas Materielles ausgeben. Laut Studie war das Glücksgefühl der Testpersonen höher, als sie in einen Zeitgewinn investiert haben. Mehr Zeit für eine spaßige Freizeit scheint also glücklicher zu machen. Diese Zeit hat aber nicht jeder.

Stress entsteht heute auch in der Freizeit

In der Studie „Entspann dich, Deutschland“ der Techniker Krankenkasse (TK) aus 2016 gaben 33% der Befragten an, zu viele Termine und Verpflichtungen in ihrer Freizeit zu haben. 28% klagten über ständige Erreichbarkeit als Stressfaktor. Spaß macht solch ein Freizeitstress nicht. Im Gegenteil. Ein negativ empfundener Stress kann zu einer Fülle an Problemen bzw. Erkrankungen führen. Die Bandbreite reicht von einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit bis zu Herz- und Hirninfarkten. Ein bisschen Spaß muss also sein. Aber wie?

Was macht den Deutschen Spaß?

Ist es das 3-Sterne-Menü im Restaurant, der Marathonlauf oder vielleicht beides? Gehört ein Theaterbesuch dazu, ein guter Kinofilm, ein Treffen mit Freunden und/oder guter Sex? Manchmal entscheidet die Dosis, ob etwas Spaß bringt oder bereits problematisch wird. In Maßen genossen, kann etwa ein Glücksspiel im Casino oder am Spielautomaten viel Freude bereiten und ein Gefühl des Glücklichseins erzeugen.

 

Es sind gar nicht wenige Deutsche, die Casinos nutzen, und es wird durchaus eine Menge Geld in diesem Bereich verdient. Zahlen zu den Umsätzen lieferte beispielsweise die Studie „Der Glücksspielmarkt in Deutschland“ vom Handelsblatt Research Institute aus dem März 2017. Laut der Studie lagen die Bruttospielerträge der Spielbanken im regulierten Markt 2015 immerhin bei 557 Millionen Euro. Dieselbe Studie zeigt aber auch, dass das Casinogeschäft im Internet längst das lukrativere ist, denn hier wurden laut Studie 2015 insgesamt 1,165 Milliarden Euro erwirtschaftet.

 

Zudem reduzierten sich die Bruttospielerträge im Zehnjahresvergleich (2006/2016) bei den Spielbanken, während sie bei den Online-Casinos anstiegen. Das kann man durchaus als ein Indiz für die wachsende Bedeutung der Onlinewelt bei Themen wie Glück und Entspannung interpretieren. Zwar dominieren laut der bereits erwähnten Studie „Entspann dich, Deutschland“ weiter Offline-Aktivitäten, wenn Menschen sich entspannen möchten.

 

Laut der Studie schalten 71% der befragten Deutschen durch ein Hobby ab. 68% entspannen durch Faulenzen und 67% mit Freunden oder der Familie. Zu den entspannenden Tätigkeiten gehören zudem Aktivitäten wie Sport (50%), kochen und Essen gehen (48%) sowie Shopping (28%). Allerdings entspannen immerhin ebenfalls 28% der Befragten durch Internet und Computerspiele.

 

Daraus lassen sich mehrere Thesen ableiten. These 1: Das Internet hat eine nicht unerhebliche Bedeutung für Freizeit, Entspannung und Glück bekommen. These 2: Bisweilen ist Glück eine Frage der Dosis. Wer bisweilen im Internet spielt (Games oder Onlinecasino-Spiele), kann Spaß dabei haben und sich glücklich fühlen. Wer zu häufig spielt, wird eventuell süchtig. These 3: Bisweilen hängt es sehr vom Wohnort ab, wie einfach oder schwierig ein spaßiges und glückliches Leben ist. Sport? Shopping? Das funktioniert nicht überall gleich gut.

Macht Schwerin glücklich?

„Wie glücklich ist … Schwerin?“ fragte die Zeitung „Zeit“ im Juli 2017. Der Artikel zitiert unter anderem einen Schweriner IT-Fachmann, der nach mehreren Jahren in Hamburg nach Schwerin zurückgekehrt ist und die gute Stimmung in der Stadt lobt. Die 1956 in Schwerin geborene Schauspielerin Katrin Sass schätzt derweil die Ruhe und Gelassenheit Schwerins und empfindet sie zugleich als einen Nachteil. Man habe in Schwerin nichts als Erholung, was die Jugend über die Jahre aus der Stadt getrieben hat. Die Lebensqualität der Hauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern wird also ambivalent bewertet.

 

 

Der Blick von außen auf die Stadt förderte 2015 Ähnliches zutage: Im Stadtmarketing-Monitor der Brandmeyer Markenberatung und des Marktforschungsunternehmens Konzept & Markt erreichte Schwerin bei der Lebensqualität nur Platz 35 von 50. Dagegen erreichte die Stadt als Ziel für Städtereisen immerhin den sechzehnten Rang. Das spricht dafür, dass Schwerin aus Sicht vieler Menschen nur zeitweise Spaß bereitet, als dauerhafter Wohnort aber zu wenig bietet.

Was hat Wissensschaft mit alledem zu tun?

Wir haben anfangs nach möglichen Beiträgen der Wissenschaft zu mehr Spaß im Leben von Menschen gefragt. Wissenschaft kann natürlich unterhaltend sein und dadurch Spaß bereiten, was etwa auf der 3. Nacht des Wissens am 14. Oktober in Schwerin der Fall sein wird.

 

Wissenschaft kann darüber hinaus Strategien zur Work-Life-Balance erforschen, um Arbeit und Freizeit besser in Einklang bringen. Sie kann Technik entwickeln, die den Zeitaufwand für notwendige Arbeit verringert, sodass mehr Zeit für Freizeitspaß bleibt. Und nicht zuletzt entwickelt sie Strategien für eine positive Stadtentwicklung und mehr Lebensqualität im urbanen Raum.

 

Für Schwerin werden diese Strategien im Integrierten Stadtentwicklungskonzept Schwerin 2025 (3. Fortschreibung) dokumentiert. Im Rahmen der Strategie „Schritte ans Wasser“ soll die Stadtentwicklung beispielsweise verstärkt auf seenahe Bereiche ausgerichtet werden und den „öffentlichen Zugang zu den Gewässern“ erhalten bzw. verbessern. Das ist ein Baustein von vielen, um Schwerins Attraktivität zu steigern. Reicht das? Letztlich bleibt die Antwort wohl eine individuelle: Wie viel Spaß bereitet Schwerin Ihnen?

 

 

 

Written By
Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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