Schwerin nach tödlicher Messerattacke:
Wie kann die Kriminalität eingedämmt werden?
Ein tödlicher Messerangriff in Schwerin erschüttert die Stadt. Die ersten Politiker äußern sich. Innenminister Christian Pegel (SPD) kündigt eine Polizeiwache auf oder in der Nähe des Marienplatz an. Das verwundert.

Ein tödlicher Messerangriff nahe des Schlosspark-Centers erschüttert die Stadt. Während die Polizei mit Hochdruck nach dem mutmaßlichen Täter fahndet, entbrennt in der Politik eine Diskussion über die Sicherheitslage in Schwerin. Erste Politiker haben sich inzwischen öffentlich zu Wort gemeldet.
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CDU setzt auf Videoüberwachung und Abschiebungen
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Dietrich Monstadt betont, dass Sicherheit keine Frage des Gefühls, sondern eine Grundvoraussetzung für das Zusammenleben sei. Er plädiert für eine Ausweitung der Videoüberwachung über den Marienplatz hinaus. „Mehr Überwachung bedeutet mehr Schutz und eine schnellere Strafverfolgung. Wir müssen alles daransetzen, dass sich die Menschen in unserer Stadt sicher fühlen können.“
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Darüber hinaus fordert Monstadt eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Kriminalität. „Wir müssen Recht und Ordnung wieder konsequent durchsetzen. Dazu gehört auch, dass Straftäter mit ausländischem Pass konsequent abgeschoben werden. Wer schwere Verbrechen begeht, hat sein Aufenthaltsrecht in Deutschland verwirkt.“
Monstadt betonte, dass die CDU mit voller Kraft an einer umfassenden Sicherheitsstrategie arbeiten werde. „Die Menschen erwarten zu Recht, dass der Staat handlungsfähig ist. Diesem Auftrag müssen wir gerecht werden.“
AfD fordert konsequentes Durchgreifen
Leif-Erik Holm, AFD-Stadtvertreter und Bundestagsabgeordneter sieht in der Tat eine Bestätigung für die zunehmende Kriminalität in Schwerin. „Raubüberfälle, Diebstähle, Drogendelikte, sexuelle Übergriffe und Körperverletzungen – die Sicherheitslage hat sich dramatisch verschlechtert“, so Holm. Er fordert eine Sicherheitsoffensive mit mehr Polizeipräsenz und eine härtere Bestrafung von Straftätern. „Viele Bürger fühlen sich nicht mehr sicher. Es kann jeden treffen, jederzeit und überall. Damit muss Schluss sein! Wer die Augen vor dieser Entwicklung verschließt, lässt die Bürger im Stich.“ Holm kritisierte zudem die Landesregierung scharf und forderte eine umfassende Neubewertung der Sicherheitsstrategie.
FDP kritisiert die Landesregierung
FDP-Stadtvertreter Paul Bressel (FDP) sieht ein Versagen der „linken Landesregierung und des Schweriner Oberbürgermeisters Rico Badenschier”. „Noch letzte Woche wurde geleugnet, dass der Marienplatz zu den gefährlichsten Orten in Mecklenburg-Vorpommern zählt. Es ist erschreckend, dass die Realität der Gefahr nicht anerkannt wird.“ Bressel fordert die Verantwortlichen auf, endlich für Sicherheit zu sorgen. „Unsere Bürger dürfen nicht das Gefühl haben, in ihrer eigenen Stadt nicht mehr sicher zu sein.“
Bressel bemängelte zudem, dass der Fokus der linken Politik zu sehr auf ideologischen Themen liege, während die eigentlichen Probleme ignoriert würden. „Während ein tödlicher Messerangriff passiert, demonstrieren Linke gegen CDU und FDP – aber nicht gegen Gewalt und Kriminalität. Das zeigt, wie verschoben die Prioritäten in dieser Stadt sind“, so der FDP-Politiker.
Innenminister Pegel kündigt Polizeiwache in Marienplatznähe an
Landesinnenminister Christian Pegel (SPD) zeigte sich bestürzt über die Tat und lobte die schnelle Reaktion der Einsatzkräfte. „Diese schreckliche Tat erschüttert uns alle zutiefst. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, und die Polizei setzt alles daran, den Tathergang lückenlos aufzuklären.“
Pegel verwies darauf, dass die Landespolizei bereits seit November 2024 verstärkte Präsenz in der Schweriner Innenstadt zeigt und diese Maßnahmen beibehalten werde. „Sicherheit ist für uns oberste Priorität. Unsere Polizei ist im Dauereinsatz, um für Schutz und Ordnung zu sorgen.“
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Zudem kündigte er an, eine Polizeistation in der Nähe des Marienplatzes einzurichten: „Wir werden außerdem die seit längerem laufenden Bemühungen umsetzen, mit einer Polizeistation möglichst nah an beziehungsweise auf den Marienplatz zurückzukehren – dabei sind aber wichtige qualitative Standards für eine Polizeistation maßgeblich, die für die Suche nach einer Polizeistation zu berücksichtigen sind“, so Pegel.
Auf eine Anfrage der Redaktion bestätigte eine Sprecherin des Innenministeriums, dass im Moment in ihrem Haus an Plänen gearbeitet werde, in der Nähe des Marienplatzes eine Polizeistation einzurichten. „Derzeit prüfen wir in enger Abstimmung mit der Landeshauptstadt Schwerin möglichst geeignete Standorte”, so die Sprecherin weiter. Aussagen zu den entstehenden Kosten und zum tatsächlichen Betrieb der Wache könnten erst nach Abschluss aller derzeit laufenden Planungen und den damit verbundenen Abstimmungen getroffen werden.
Polizeiwache auf oder nahe des Marienplatzes unwahrscheinlich?
Das sich das Innenministerium nach eigenen Aussagen seit längerem mit der Landeshauptstadt Schwerin in einer Abstimmung über einen geeigneten Standort einer Polizeiwache in der Nähe des Marienplatzes befindet, verwundert etwas. Gerade erst wurde über eine Ausweitung der Videoüberwachung, über den Marienplatz hinaus, auf Antrag der CDU-Stadtfraktion in der Stadtvertretung diskutiert. Auf der letzten Sitzung der Stadtvertretung wurde dieser Antrag dann auch nach hitziger Debatte beschlossen.
In einem Ersetzungsantrag zum CDU-Antrag hatte die AfD-Fraktion im November festgestellt, dass eine Videoüberwachung des Marienplatzes aus ihrer Sicht nicht ausreiche. Konkret forderte die AfD im Antrag: „Der Oberbürgermeister wird deshalb aufgefordert, sich gegenüber dem Land für eine Polizeiwache direkt am Marienplatz einzusetzen. Als sofortige Maßnahme zur Eindämmung der Kriminalität am Marienplatz soll gegenüber dem Land die Forderung nach mobilen Polizeikräften vor Ort unterstrichen werden.”
In einer Stellungnahme der Verwaltung zum Ersetzungsantrag hatte diese im November die Ablehnung des AfD-Ansinnens empfohlen. In der Begründung verwies die Stadtvertretung darauf, dass die AfD schon 2022 so einen Antrag gestellt habe, die von der Mehrheit der Stadtvertreter abgelehnt wurden. Weiter begründet die Stadtverwaltung ihre Ablehnung: „Zur Einrichtung einer Dienststelle am Marienplatz hat sich die Landespolizei in der Vergangenheit ebenfalls mehrfach abschlägig positioniert, so dass die Erfolgsaussichten im Sinne des Antrages als unwahrscheinlich eingeschätzt werden.”
Das die Stadt mit dem Innenministerium in Abstimmung darüber steht, mit einer Polizeistation möglichst nah an beziehungsweise auf den Marienplatz zurückzukehren, davon ist in der Stellungnahme aus dem November nichts zu lesen.
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