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Schwerin nach tödlicher Messerattacke:
Wie kann die Kriminalität eingedämmt werden?

Ein tödlicher Messerangriff in Schwerin erschüttert die Stadt. Die ersten Politiker äußern sich. Innenminister Christian Pegel (SPD) kündigt eine Polizeiwache auf oder in der Nähe des Marienplatz an. Das verwundert.

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  • Veröffentlicht Februar 7, 2025
Marienplatz in Schwerin
Der Marien­platz in Schw­erin ist seit Län­gerem als Krim­i­nal­ität­shotspot in Schw­erin bekan­nt. Foto: Ste­fan Rochow

Ein tödlich­er Messeran­griff nahe des Schloss­park-Cen­ters erschüt­tert die Stadt. Während die Polizei mit Hochdruck nach dem mut­maßlichen Täter fah­n­det, ent­bren­nt in der Poli­tik eine Diskus­sion über die Sicher­heit­slage in Schw­erin. Erste Poli­tik­er haben sich inzwis­chen öffentlich zu Wort gemeldet.

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CDU setzt auf Videoüberwachung und Abschiebungen

Der CDU-Bun­destagsab­ge­ord­nete Diet­rich Mon­stadt betont, dass Sicher­heit keine Frage des Gefühls, son­dern eine Grund­vo­raus­set­zung für das Zusam­men­leben sei. Er plädiert für eine Ausweitung der Videoüberwachung über den Marien­platz hin­aus. „Mehr Überwachung bedeutet mehr Schutz und eine schnellere Strafver­fol­gung. Wir müssen alles daranset­zen, dass sich die Men­schen in unser­er Stadt sich­er fühlen kön­nen.“

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Darüber hin­aus fordert Mon­stadt eine Null-Tol­er­anz-Poli­tik gegenüber Krim­i­nal­ität. „Wir müssen Recht und Ord­nung wieder kon­se­quent durch­set­zen. Dazu gehört auch, dass Straftäter mit aus­ländis­chem Pass kon­se­quent abgeschoben wer­den. Wer schwere Ver­brechen bege­ht, hat sein Aufen­thalt­srecht in Deutsch­land ver­wirkt.“

Mon­stadt betonte, dass die CDU mit voller Kraft an ein­er umfassenden Sicher­heitsstrate­gie arbeit­en werde. „Die Men­schen erwarten zu Recht, dass der Staat hand­lungs­fähig ist. Diesem Auf­trag müssen wir gerecht wer­den.“

AfD fordert konsequentes Durchgreifen

Leif-Erik Holm, AFD-Stadtvertreter und Bun­destagsab­ge­ord­neter sieht in der Tat eine Bestä­ti­gung für die zunehmende Krim­i­nal­ität in Schw­erin. „Raubüber­fälle, Dieb­stäh­le, Dro­gen­de­lik­te, sex­uelle Über­griffe und Kör­per­ver­let­zun­gen – die Sicher­heit­slage hat sich drama­tisch ver­schlechtert“, so Holm. Er fordert eine Sicher­heit­sof­fen­sive mit mehr Polizeipräsenz und eine härtere Bestra­fung von Straftätern. „Viele Bürg­er fühlen sich nicht mehr sich­er. Es kann jeden tre­f­fen, jed­erzeit und über­all. Damit muss Schluss sein! Wer die Augen vor dieser Entwick­lung ver­schließt, lässt die Bürg­er im Stich.“ Holm kri­tisierte zudem die Lan­desregierung scharf und forderte eine umfassende Neube­w­er­tung der Sicher­heitsstrate­gie.

FDP kritisiert die Landesregierung

FDP-Stadtvertreter Paul Bres­sel (FDP) sieht ein Ver­sagen der „linken Lan­desregierung und des Schw­er­iner Ober­bürg­er­meis­ters Rico Baden­schi­er”. „Noch let­zte Woche wurde geleugnet, dass der Marien­platz zu den gefährlich­sten Orten in Meck­len­burg-Vor­pom­mern zählt. Es ist erschreck­end, dass die Real­ität der Gefahr nicht anerkan­nt wird.“  Bres­sel fordert die Ver­ant­wortlichen auf, endlich für Sicher­heit zu sor­gen. „Unsere Bürg­er dür­fen nicht das Gefühl haben, in ihrer eige­nen Stadt nicht mehr sich­er zu sein.“

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Bres­sel bemän­gelte zudem, dass der Fokus der linken Poli­tik zu sehr auf ide­ol­o­gis­chen The­men liege, während die eigentlichen Prob­leme ignori­ert wür­den. „Während ein tödlich­er Messeran­griff passiert, demon­stri­eren Linke gegen CDU und FDP – aber nicht gegen Gewalt und Krim­i­nal­ität. Das zeigt, wie ver­schoben die Pri­or­itäten in dieser Stadt sind“, so der FDP-Poli­tik­er.

Innenminister Pegel kündigt Polizeiwache in Marienplatznähe an

Lan­desin­nen­min­is­ter Chris­t­ian Pegel (SPD) zeigte sich bestürzt über die Tat und lobte die schnelle Reak­tion der Ein­satzkräfte. „Diese schreck­liche Tat erschüt­tert uns alle zutief­st. Die Ermit­tlun­gen laufen auf Hoch­touren, und die Polizei set­zt alles daran, den Tather­gang lück­en­los aufzuk­lären.“

Pegel ver­wies darauf, dass die Lan­despolizei bere­its seit Novem­ber 2024 ver­stärk­te Präsenz in der Schw­er­iner Innen­stadt zeigt und diese Maß­nah­men beibehal­ten werde. „Sicher­heit ist für uns ober­ste Pri­or­ität. Unsere Polizei ist im Dauere­in­satz, um für Schutz und Ord­nung zu sor­gen.“

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Zudem kündigte er an, eine Polizeis­ta­tion in der Nähe des Marien­platzes einzuricht­en: „Wir wer­den außer­dem die seit län­gerem laufend­en Bemühun­gen umset­zen, mit ein­er Polizeis­ta­tion möglichst nah an beziehungsweise auf den Marien­platz zurück­zukehren – dabei sind aber wichtige qual­i­ta­tive Stan­dards für eine Polizeis­ta­tion maßge­blich, die für die Suche nach ein­er Polizeis­ta­tion zu berück­sichti­gen sind“, so Pegel.

Auf eine Anfrage der Redak­tion bestätigte eine Sprecherin des Innen­min­is­teri­ums, dass im Moment in ihrem Haus an Plä­nen gear­beit­et werde, in der Nähe des Marien­platzes eine Polizeis­ta­tion einzuricht­en. „Derzeit prüfen wir in enger Abstim­mung mit der Lan­deshaupt­stadt Schw­erin möglichst geeignete Stan­dorte”, so die Sprecherin weit­er. Aus­sagen zu den entste­hen­den Kosten und zum tat­säch­lichen Betrieb der Wache kön­nten erst nach Abschluss aller derzeit laufend­en Pla­nun­gen und den damit ver­bun­de­nen Abstim­mungen getrof­fen wer­den.

Polizeiwache auf oder nahe des Marienplatzes unwahrscheinlich?

Das sich das Innen­min­is­teri­um nach eige­nen Aus­sagen seit län­gerem mit der Lan­deshaupt­stadt Schw­erin in ein­er Abstim­mung über einen geeigneten Stan­dort ein­er Polizei­wache in der Nähe des Marien­platzes befind­et, ver­wun­dert etwas. Ger­ade erst wurde über eine Ausweitung der Videoüberwachung, über den Marien­platz hin­aus, auf Antrag der CDU-Stadt­frak­tion in der Stadtvertre­tung disku­tiert. Auf der let­zten Sitzung der Stadtvertre­tung wurde dieser Antrag dann auch nach hitziger Debat­te beschlossen.

In einem Erset­zungsantrag zum CDU-Antrag hat­te die AfD-Frak­tion im Novem­ber fest­gestellt, dass eine Videoüberwachung des Marien­platzes aus ihrer Sicht nicht aus­re­iche.  Konkret forderte die AfD im Antrag: „Der Ober­bürg­er­meis­ter wird deshalb aufge­fordert, sich gegenüber dem Land für eine Polizei­wache direkt am Marien­platz einzuset­zen. Als sofor­tige Maß­nahme zur Eindäm­mung der Krim­i­nal­ität am Marien­platz soll gegenüber dem Land die Forderung nach mobilen Polizeikräften vor Ort unter­strichen wer­den.”

In ein­er Stel­lung­nahme der Ver­wal­tung zum Erset­zungsantrag hat­te diese im Novem­ber die Ablehnung des AfD-Ansin­nens emp­fohlen. In der Begrün­dung ver­wies die Stadtvertre­tung darauf, dass die AfD schon 2022 so einen Antrag gestellt habe, die von der Mehrheit der Stadtvertreter abgelehnt wur­den. Weit­er begrün­det die Stadtver­wal­tung ihre Ablehnung:  „Zur Ein­rich­tung ein­er Dien­st­stelle am Marien­platz hat sich die Lan­despolizei in der Ver­gan­gen­heit eben­falls mehrfach abschlägig posi­tion­iert, so dass die Erfol­gsaus­sicht­en im Sinne des Antrages als unwahrschein­lich eingeschätzt wer­den.”

Das die Stadt mit dem Innen­min­is­teri­um in Abstim­mung darüber ste­ht,  mit ein­er Polizeis­ta­tion möglichst nah an beziehungsweise auf den Marien­platz zurück­zukehren, davon ist in der Stel­lung­nahme aus dem Novem­ber nichts zu lesen.

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