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Mit der Stimme Menschen berühren – hoffentlich geht es bald wieder los!

Es verge­ht kein Tag, an dem nicht über die Auswirkun­gen der Coro­n­abekämp­fung berichtet wird. Im Vorder­grund ste­hen häu­fig die Kon­se­quen­zen für Wirtschaft, Han­del und Dien­stleis­tun­gen. Unser Kul­turleben ist ganz erhe­blich

  • Veröffentlicht Februar 13, 2021
Sophia Maeno hofft auf ein baldiges Ende des Lock­downs | Foto: schw­erin-lokal / Peter Scher­rer

Es verge­ht kein Tag, an dem nicht über die Auswirkun­gen der Coro­n­abekämp­fung berichtet wird. Im Vorder­grund ste­hen häu­fig die Kon­se­quen­zen für Wirtschaft, Han­del und Dien­stleis­tun­gen. Unser Kul­turleben ist ganz erhe­blich von wirtschaftlich­er aber auch gesellschaftlich-sozialer Bedeu­tung. Schw­erin-Lokal fragt bei Kul­turschaf­fend­en in unser­er Stadt nach, wie sie mit der Zeit des „Leer­laufs“ umge­hen. Heute im Por­trait: die Sän­gerin Sophia Maeno.

 

Was kann Menschen bewegen?

„Das man mit Musik die Herzen der Men­schen berühren, dass man Men­schen so tief bewe­gen kann“ gab den Auss­chlag für ihren Wun­sch Sän­gerin zu wer­den. Während eines Stu­di­en­aufen­thaltes in Israel wirk­te Sophia Maeno bei der Auf­führung der Kinderop­er Brundibár (Hans Krása) mit. Im Pub­likum saßen Zeitzeu­gen des Holo­caust, die nach der Vorstel­lung mit den jun­gen Kün­st­lerin­nen und Kün­stlern ins Gespräch kamen. „Mit uns Kindern haben die alten Herrschaften dann nach Jahrzehn­ten erst­mals wieder Deutsch gesprochen“, erin­nert sich Maeno sehr genau. Eine für immer prä­gende Begeg­nung. „Da war für mich klar, Sin­gen, das möchte ich mein Leben lang machen.“ Noch immer hat sie den Moment genau vor Augen.

 

Dresden, Karlsruhe, Rom und USA – in die Welt hinaus

Den Opern­lieb­haberin­nen und ‑lieb­habern ist Mez­zoso­pranistin Sophia Maeno längst ein Begriff. Geboren in Schw­erin studierte sie später Gesang in Dres­den, Rom und Karl­sruhe. Stu­di­en­aufen­thalte führten sie nach Ital­ien, Israel und die USA. Sie ist Preisträgerin der Yehu­di-Menuhin-Stiftung „Live Music Now” und des Richard-Wag­n­er-Ver­ban­des. In Stuttgart gehörte Sophia Maeno dem „SWR-Vokalensem­ble” als festes Mit­glied an. Vom Staat­sthe­ater Schw­erin wurde sie 2014 verpflichtet. Unter anderem kon­nte das Pub­likum sie als dort als Olga (One­gin), Gräfin (Der Wild­schütz), Page (Salome), Flo­ra (Travi­a­ta) und zweite Dame (Zauber­flöte) erleben. 2016 wagte Sophia Maeno den Schritt in die Freiberu­flichkeit. Ihre Engage­ments führten sie an das Ham­burg­er Alleethe­ater, das The­ater Erfurt, ans Lan­desthe­ater Neustre­litz. Sie gastierte aber auch wieder am Staat­sthe­ater Schw­erin. In Chem­nitz ist sie seit der Sai­son 2017/18 ständi­ger Res­i­den­z­gast.

 

Konzerte mit „Schweriner Musik“

„…keine Ter­mine bekan­nt” so heißt es seit den lock­downbe­d­ingten Absagen auf der Web­site (https://sophiamaeno.de) der Sän­gerin aus Schw­erin

In ihrer Geburtsstadt Schw­erin, der sie tief ver­bun­den ist, gab die Sän­gerin noch im ver­gan­gen Herb­st Konz­erte. Im Sep­tem­ber stand Sophia Maeno mit der Pianistin Maša Novosel im Gold­e­nen Saal vor heimis­chem Pub­likum. Im Rah­men des Pro­jek­tes „Kom­pon­istin­nen aus Meck­len­burg wieder­ent­deckt“ präsen­tierten die bei­den Musik­erin­nen Lieder von Sophie West­en­holz (1759–1838), die als Kom­pon­istin und Kapellmeis­terin am Hof des Her­zogs Friedrich Franz I. in Lud­wigslust wirk­te. Es war das erste Mal seit ihren Lebzeit­en, dass ihre Lieder wieder­aufge­führt wur­den. Schon zwei Jahre zuvor brachte Sophia Maeno gemein­sam mit Tenor Ste­fan Heibach und Maša Novosel am Piano Lieder und Duette des Schw­er­iner Kom­pon­is­ten Friedrich Wil­helm Kück­en dem heimis­chen Pub­likum zu Gehör.

Für Maeno ist es ein „ganz großer Wun­sch, die Lieder sowohl von Sophie West­en­holz als auch von Friedrich Wil­helm Kück­en auf CD aufzunehmen“. Als Schw­er­iner­in möchte sie so dazu beitra­gen, die reich­haltige lokale Musikhis­to­rie bekan­nt zu machen. Dem NDR komme hier in seinem Sendege­bi­et eine enorm wichtige Rolle zu. Von dort erhofft sie sich Unter­stützung für die weit­ere Arbeit. Den Kom­pon­istin­nen und Kom­pon­is­ten aus dem Nor­dosten soll endlich ein ihren Werken gebühren­der Platz in der Musikgeschichte zukom­men.

 

Fehlende Gemeinschaft der Kunstschaffenden

„Schw­erin ist für mich Heimat, hier kann ich zwis­chen den Konz­ertreisen auf­tanken, die Land­schaft lässt mich dur­chat­men“, drückt sie anschaulich ihre Ver­bun­den­heit zur Lan­deshaupt­stadt aus. Zu schaf­fen macht ihr aber der fehlende Kon­takt zur Kün­st­lerge­mein­schaft. „Wenn man nicht zusam­men mit anderen Kün­stlern an einem Pro­jekt arbeit­en kann, das ist schon ein heftiger Ein­schnitt. So zum Beispiel das gemein­same Hin­fiebern auf eine Pre­miere, das fehlt mir doch sehr“, beschreibt sie den fehlen­den beru­flichen Aus­tausch. „Wir Kul­turschaf­fend­en empfind­en den Lock­down seit März let­zten Jahres als durchge­hend. Es gab lei­der nur kurze Momente der Öff­nung“, so ihr nüchtern­er Rück­blick auf das ver­gan­gene Jahr.

 

Familie und kreative Freiräume

Eine emo­tionale Stütze ist für Sophia Maeno das Fam­i­lien­leben. Mehr Zeit mit den Eltern und ihrem Sohn ver­brin­gen zu kön­nen, das war eine pos­i­tive Erfahrung in Zeit­en des Lock­downs. Eben­so hat sie ein „ver­schüt­tetes Hob­by“ wieder­ent­deckt. Sie hat ihr Tal­ent als Malerin weit­er­en­twick­elt. Erfol­gre­ich exper­i­men­tiert sie nun mit groß­for­mati­gen Ölgemälden. Anfra­gen nach Gemälden, und auch Aufträge habe es schon gegeben. „Diese Entwick­lung ist möglich gewor­den, weil ich auf mich zurück­ge­wor­fen wurde, weil es diesen Leer­lauf gab“, sieht sie auch pos­i­tive Entwick­lun­gen bei allem Frust über die Coro­na-Zeit­en.

 

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Finanzielle Hilfe für Kunstschaffende – verstärkter Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt

Was die finanzielle Unter­stützung ange­ht, so hat es Sophia Maeno nicht ganz so schlimm getrof­fen. Das Meck­len­bur­gis­che Kün­stler­stipendi­um wurde zügig gewährt. Auch die The­ater haben Ver­ständ­nis gezeigt und eine zeit­lang finanzielle Hil­fe geleis­tet. „Ich hat­te Glück und wurde ein paar Monate mit­ge­tra­gen, obwohl ich freis­chaf­fend arbeite“, resümiert sie die Anfangszeit der Coro­na-Pan­demie. Viele ihrer Kol­legin­nen und Kol­le­gen aber hat­ten dieses Glück nicht. Sie wur­den abrupt arbeit­s­los. Das nun sehr viele Kun­stschaf­fende arbeitssuchend sind, könne dazu führen, dass Kün­stler „für ’nen Appel und ’n Ei arbeit­en müssen“. Ver­hand­lun­gen von Gagen seien in der jet­zi­gen Sit­u­a­tion beson­ders schwierig. „Das kann dazu führen, dass sich die Ver­hält­nisse weit­er hin­un­ter­pegeln“, befürchtet die Sän­gerin eine weit­ere Absenkung der finanziellen Kon­di­tio­nen für Kul­turschaf­fende. Der Blick in ihre finanzielle Zukun­ft ist längst nicht gesichert. Alles hängt von der baldigen Öff­nung der Schaus­piel­häuser und The­ater ab.

 

Es soll endlich wieder losgehen!

Für die Mez­zoso­pranistin ste­hen in der kom­menden Spielzeit tolle Par­tien an. In Chem­nitz soll sie als Car­men debütieren. In Flens­burg ste­ht die Hän­del-Oper des Perserkönigs Xerx­es auf dem Spielplan. „Nach­dem die Auf­führun­gen nun mehrmals ver­schoben wur­den, hoffe ich, dass es nun endlich bald wieder los­ge­ht“, blickt die Schw­er­iner­in ungeduldig aber auch opti­mistisch in ihre beru­fliche Zukun­ft. Sophia Maeno, ein opti­mistis­ch­er Men­sch, eine Kün­st­lerin, die Men­schen mit ihrer Stimme bewe­gen kann!

 

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  • Peter Scherrer

    geb. 1959, gel­ern­ter Met­all­fachar­beit­er und grad. His­torik­er, arbeit­ete für Gew­erkschaften und poli­tis­che Stiftun­gen in Europa u.a. 2015–2019 als stel­lvertre­tender Gen­er­alsekretär beim Europäis­chen Gew­erkschafts­bund (EGB), in Brüs­sel. Schw­er­punk­te: Indus­trie- und Sozialpoli­tik sowie Lokalgeschichte und Kul­turelles. Wohnt seit 2017 in Schw­erin.

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