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Mitspieler gesucht: Mobiles Glücksspiel als Wachstumsmarkt in Europa?

(Anz.) Smartphone und Tablet sind längst unsere treuen Begleiter geworden. Dank immer günstigerer Tarife, sind wir online fast rund um die Uhr erreichbar. Eine wachsendes Vermarktungspotential eröffnet sich auch für

  • Veröffentlicht März 19, 2018

 

Trend 2018: Mobile Marketing und Apps

71% der Deutschen können sich lt. einer Bitkom Umfrage aus 2017 ein Leben ohne Smartphone nicht mehr vorstellen. Smartphones sind schon längst auch zur Steuerungszentrale des “Internet of Things” geworden. Rund 54 Millionen Smartphone Besitzer ab 14 jahren existieren allein in Deutschland.

 

Obwohl auch Smartphones weiterhin stark für klassische Kommunikationsanwendungen genutzt werden, haben 28% der Befragten angegeben, kostenpflichtige Spiele-Apps auf ihren Mobilgeräten zu nutzen. Demzufolge steigt auch das genutzte mobile Datenvolumen rasant an.

 

Laut Informationen des Forbes Magazine hat das Berliner App-Marktforschungsunternehmen Priori Data Deutschland als den führenden Wachstumsmarkt für Mobile Marketing, Apps und Werbung eindeutig ausgemacht. Im Januar letzten Jahres wurden über 800.000 Apps allein in Deutschland auf den Markt gebracht. Mittlerweile ist dieses Zahl auf über 1,1 Millionen angestiegen. Die Downloads von Apps durch die deutschen Nutzer belaufen sich derzeit auf über 1,1 Milliarden.

 

Auch in den Einnahmen aus Apps steht Deutschland an der Spitze in Europa: Fast einem Drittel am Gesamtumsatz der Apps wird allein in Deutschland erwirtschaftet, das sind genau 632.313.164 Euro. Frankreich folgt mit einem Anteil von 18% an den App-Umsätzen auf den zweiten Platz.

 

Wenig reguliert: UK als Vorreiter im Mobile Gambling

Angesichts der steigenden Zahl der sich im Umlauf befindlichen Smartphones – im Vereinigten Königreich sollen es rund 80 Millionen sein – hat das mobile Glücksspiel sein enormes ökonomisches Potenzial längst bewiesen, zumal die Regulation des Nutzerverhaltens als Verantwortlichkeit der Anbieter betrachtet wird. James Green, Programmdirektor der Glücksspielkommission (UK), resümiert:

 

“Unsere aktuellen Statistiken zeigen, dass die Branche mit dem Wachstum des Online-Glücksspiels zunehmend kreative Ansätze verfolgt, um die Verbraucher mit Hilfe von mobilen Anwendungen zu erreichen. Da der Online-Sektor wächst, müssen die Betreiber auch zeigen, dass sie einen ebenso innovativen Ansatz verfolgen, um sicherzustellen, dass Glücksspiele für alle Online-Konsumenten sicher sind.”

Wie Ofcom, die britische Telekommunikationsbehörde feststellte, schauen britische Nutzer im Schnitt 150 Mal am Tag auf ihr Handy und halten sich 16 Stunden am Tag in unmittelbarer Nähe zu ihren Mobilgeräten auf. 90 % aller Textnachrichten wie SMS oder Chatbenachrichtigungen in der Regel innerhalb von drei Minuten nach Erhalt vom Empfänger gelesen.

Textlocal hat ermittelt, dass ca. 30% aller Smartphone-Nutzer ihre Geräte auch für mobiles Glücksspiel nutzen. Experten gehen für die Zukunft sogar noch von einem weiteren Anstieg aus. Die in Studien nachgewiesene fast permanente Verfügbarkeit von Mobilgeräten und die hohe Nutzungsdauer durch den Besitzer bieten Buchmachern und Online Casinos optimale Voraussetzungen.

Rund 4 Millionen Briten nutzen regelmäßig Apps zum Spielen über ihr Smartphone oder Tablet. In diesem Jahr kann außerdem mit einem Zuwachs mobiler Glücksspieler von 10% gerechnet werden.

Der aktuelle Quartalsbericht der UK Gambling Commission bestätigt den Trend zum Mobile Gambling: 51% aller Spieler in UK haben Ende 2017 ein Smartphone oder Tablet für den Abschluss von Wetten genutzt. Dabei handelt es sich um einen Anstieg von rund 8% im Vergleich zum Vorjahr.

Verbraucherschützer in Deutschland schlagen Alarm

Mobile Gaming erfreut sich in Deutschland ebenfalls großer Beliebtheit. Vor allem Quiz- und Strategiespiel-Apps erfreuen sich größter Beliebtheit. Wichtiger noch: Diese Spieleanwendungen und entsprechende In-App-Käufe sind absolut legal.

 

Stationäre Spielhallen und Casinos werden hierzulande aber staatlich stark reguliert, vor allem im Marketing und bei der Schaltung von Werbekampagnen. Umso mehr verwundert es, dass wir uns im Fernsehen, in Apps oder auf Internetseiten immer stärker mit Werbeanzeigen für Online-Glücksspiel konfrontiert sehen.

 

Neben dem Online-Angebot des DLTB und der Klassenlotterien ist der Vertrieb von Glücksspielen über das Internet in Deutschland verboten. Allerdings entfallen 87% des Online-Spiels in Deutschland auf Online-Casinos, -Sportwetten, -Zweitlotterien und -Poker und sind damit in Deutschland illegal. Die deutschen Ordnungsbehörden haben bislang aber keine Wege effizienter Sanktion gefunden.

 

Verbraucherschützer und Branchenexperten sehen darin schon lange ein großes Problem. Dr. Daniel Henzgen, Bevollmächtigter der Geschäftsführung für Politik und Außenbeziehungen bei Löwen Entertainment, fordert:

 

„Es ist dringend an der Zeit, den Wachstumsmarkt Online-Glücksspiel anhand nachvollziehbarer Qualitätskriterien zu regulieren. […] Staatlich-konzessionierte Spielhallen erfüllen den Kanalisierungsauftrag des § 1 Glücksspielstaatsvertrag. Für Spielhallen ist aber jegliche Form der Werbung gesetzlich verboten, während der illegale Online-Markt zur Prime-Time werben kann.“

 

In einer aktuellen Studie des Handelsblatt Research Institute weisen illegale Online Glücksspiele bereits 16,5% Marktanteil aus, Tendenz steigend. Durch die Omnipräsenz in der Werbung geben sich Online Betreiber den Anschein von Legalität – und täuschen damit die Verbraucher.

 

Starke Kundenbindung durch Echtzeit- Kommunikation

 

Der Kontakt über Smartphones wird bereits jetzt von vielen Anbietern genutzt, um Kunden über die aktuellsten Angebote oder Quoten zu informieren oder andere Neuigkeiten z.B. über Push-Nachrichten übermitteln. Customer Engagement, also der Aufbau einer engen Kundenbeziehung und schließlich dauerhafter Markenbindung wird zunehmend ausschlaggebend für den Erfolg vieler Unternehmen im Internet.

Zum Engagement der Nutzer zählt unter anderem auch ihre Aktivität in den sozialen Medien, darunter Facebook, Twitter, Instagram und Google+. Die UK Gambling Commission fand heraus, dass letztes Jahr 26% aller Spieler ihrem Anbieter in sozialen Netzwerken gefolgt sind.

 

Grauzone Social Casinos

 

Sogenannte Social Casinos stellen eine Grauzone dar, weil sie kostenlos genutzt werden können und der interaktive Aspekt von den Anbietern stark hervorgehoben wird.

 

Dabei greifen sie vor allem auf Messenger- und Nachrichtendienste wie Telegram oder das Chatangebot von Apple zurück. Eine rechtliche Regulierung ist in diesem Fall besonders schwierig, da nicht direkt um Geld gespielt wird und es sich per definitonem nicht um Glücksspiel handelt.

 

Diese Angebote stehen deshalb besonders bei Experten im Bereich der Suchtprävention in der Kritik, weil sie auch Minderjährigen einen einfachen Einstieg ins unregulierte Online Glücksspiel ermöglichen.

 

Quo vadis Mobile Gambling?

 

Die Zukunft wird zeigen, ob Mobile Gambling auch in Deutschland legal Fuß fassen kann. Das Marktpotential ist, wie der Ländervergleich mit dem Vereinigten Königreich gezeigt hat, enorm. Unsere staatlichen Behörden und die Bundesregierung müssen, nicht nur in Fragen der Suchtprävention, endlich Stellung beziehen und entsprechend regulierend eingreifen. Der Vergleich mit Großbritannien hat außerdem gezeigt, dass die staatliche Regulation des mobilen Glücksspiels praktisch in der Hand der einzelnen europäischen Staaten liegt.

 

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Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

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