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Musik aus Schwerin und Mecklenburg – unser aller kulturelles Erbe

  Schwerin wirbt seit Jahren mit seinem Residenzschloss und über 40 Einzelgebäuden um den Titel „Welterbe“. Die „Kulturlandschaft des romantischen Historismus“ soll den gewünschten Eintrag in die Liste des Welterbes

  • Veröffentlicht Februar 2, 2021
Mit seinem Musikverlag „Edition Massonneau“ und mit zahlreichen Musikprojekten erinnert Dr. Reinhard Wulfhorst an Komponistinnen und Komponisten aus Schwerin und Mecklenburg. | Foto: Peter Scherrer

 

Schwerin wirbt seit Jahren mit seinem Residenzschloss und über 40 Einzelgebäuden um den Titel „Welterbe“. Die „Kulturlandschaft des romantischen Historismus“ soll den gewünschten Eintrag in die Liste des Welterbes bringen. Verantwortliche aus lokaler Politik und Wirtschaft hoffen, dass dies der Landeshauptstadt schon in den nächsten zwei – drei Jahren gelingen wird.

 

Pflege des musikalischen Kulturerbes

Leidenschaftlich bemüht sich Dr. Reinhard Wulfhorst um einen immateriellen Teil des lokalen —regionalen Kulturerbes. Mit seinem Musikverlag „Edition Massonneau“ und mit zahlreichen Musikprojekten erinnert er an Komponistinnen und Komponisten aus Schwerin und Mecklenburg. Der Namensgeber der Noteneditionen, Louis Massonneau, war ab 1803 am Hofe des Herzogs Friedrich Franz I. als Geiger angestellt. Ab 1812 durfte er das Orchester als Konzertmeister leiten. Er komponierte in Ludwigslust sehr gehaltvolle Stücke und organisierte einen regen Austausch von Musikern aus zahlreichen europäischen Ländern.

 

Musik aus Schwerin und Mecklenburg in der ganzen Welt

Massonneau gestaltete in Ludwigslust eine weltoffene Musikgesellschaft, in der sich Musikerinnen und Musiker aus Frankreich, Italien, Böhmen, England und anderen Ländern trafen und musizierten. Die Botschaft dieses künstlerischen Miteinanders über Landesgrenzen hinweg will Dr. Wulfhorst mit seinen Projekten weitertragen. „Bestellungen der Noten kommen überwiegend aus Holland, Grossbritannien, Frankreich, Schweiz, Luxembourg, man kann sagen mecklenburgische Musik gibt es in der ganzen Welt“ so der Förderer der heimischen Musikhistorie.

 

Die heimischen Komponistinnen

Wulfhorst hat in Zusammenarbeit mit dem Schweriner Konzertverein das Projekt „Mecklenburger Komponistinnen wiederentdeckt“ angestoßen. Bei der Suche nach Musikschaffenden stieß der Verlagsleiter eben auch auf Frauen die sich der Komposition verschrieben hatten. Frauen sind bis heute unter den Menschen die Musik aufschreiben noch immer eine Minderheit. Im 19. Jahrhundert waren Frauen Musikerinnen, Sängerinnen, Musiklehrerinnen, aber von wenigen wurden Kompositionen veröffentlicht. Reinhard Wulfhorst hat zwei ganz besonders herausragende Komponistinnen wieder in den Blick der heimischen klassischen Musikszene gestellt.

 

Reinhard Wulfhorst im Video-Interview

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Emilie Mayer (1812-1883), geboren in Friedland (Mecklenburg), war in ihrer Zeit hochgefeiert und galt weithin als der „weibliche Beethoven“, so der NDR. Für Reinhard Wulfhorst ist sie „die erste hauptberufliche Komponistin der Weltgeschichte“. Sie hinterließ ein umfangreiches musikalisches Werk. Allein acht Symphonien, zwölf Streichquartette und fünfzehn Konzertouvertüren gehören zu ihrem Oeuvre.

Bei der Komponistin Sophie Westenholz handelt es sich um eine besonders begabte Musikerin. Sie wurde durch den Erbprinzen Ludwig von Mecklenburg – Schwerin gefördert. Ihre Ausbildung erhielt sie beim Hofkapellmeister Johann Wilhelm Hertel. Anfangs arbeitete sie an der Hofkapelle als Konzertsängerin und Pianistin. Von 1792 bis 1811 leitete sie die Hofkapelle vom Piano als Konzertmeisterin.

 

Seit einigen Jahren ist die Musik der heimischen Komponistinnen und Komponisten auch auf CD erhältlich

Musik alter Meisterinnen und Meister wieder aufgeführt

Drei Musikerinnen haben die ausgewählten Stücke der beiden Komponistinnen im September letzen Jahres in Schwerin aufgeführt. Im vergangenen Herbst war auch Kyra Steckeweh (Klavier) mit von der Partie. In ihrem erfolgreichen Film „Komponistinnen“ begibt sie sich unter anderem auf die Spurensuche nach Emilie Mayer. Die in Schwerin geborene und lebende Sophia Maeno (Mezzosopran) und Maša Novosel (Klavier) sind dem heimischen Publikum auch schon durch das „Kücken Projekt“ bekannt.

Friedrich Wilhelm Kücken, Schweriner Komponist, schuf ein reges Musikleben in Schwerin und Umgebung. Künstlerinnen und Künstler gingen ein und aus in seinem Wohnhaus, das heute das Restaurant „Friedrich’s“ beherbergt. Kückens Musik wurde im Rahmen des Projektes an seinem Geburtstort Bleckede, in Berlin aber auch im Thronsaal des Schweriner Schlosses aufgeführt. Seine Lieder und Duette ebenso wie die Musik der Komponistinnen Emilie Mayer und Sophie Westenholz sind in der edition-massonneau.de verlegt. Über die zahlreichen Projekte, Ideen und weiteren Möglichkeiten in der lokalen Musikszene berichtet Dr. Reinhard Wulfhorst in unserem Gespräch.

 

Written By
Peter Scherrer

geb. 1959, gelernter Metallfacharbeiter und grad. Historiker, arbeitete für Gewerkschaften und politische Stiftungen in Europa u.a. 2015-2019 als stellvertretender Generalsekretär beim Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB), in Brüssel. Schwerpunkte: Industrie- und Sozialpolitik sowie Lokalgeschichte und Kulturelles. Wohnt seit 2017 in Schwerin.

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