Do, 6. Februar 2025
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Von NRW ins Herz von Mecklenburg:
Plattdeutsch hat mir in Schwerin Glück gebracht

Nach vier Stunden Autofahrt und zwei Tagen vor der mündlichen Geschichtsprüfung des Abiturs landete die junge Frau zum Vorstellungsgespräch im Schweriner Haus

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  • Veröffentlicht Januar 29, 2025
Ich bin happy mit Plattdeutsch.
Ich bin hap­py mit Plattdeutsch, beteuert Elaine Assig, die Trägerin des Fritz-Reuter-Lit­er­atur­preis­es, Foto: max­press

„Wun­ner­bor war mein erstes plattdeutsches Wort“, erzählt die 19-Jährige, wenn sie über ihre Zeit an der Schw­er­iner Fritz-Reuter-Bühne spricht.

Doch zunächst geht der Rückblick in den Süden der Repub­lik, nach Bay­ern. Dort ist Elaine als ältestes von zwei weit­eren Geschwis­tern 2005 auf die Welt gekom­men. Dass es die große Schwest­er irgend­wann an und auf die Bühne ziehen kön­nte, deutete sich schon in der Kind­heit, etwas weit­er nördlich, im west­fälis­chen Bad Driburg an. Hier bewegte sich Elaine zwis­chen Karat­ev­ere­in und The­ater­gruppe durch die schul­freie Zeit. In der sech­sten Klasse spielte sie ihre erste Rolle im Stück „Prinz und Bet­telkn­abe.“ „Ich war der Bet­telkn­abe“, erzählt sie heute lachend.

Abseits des Schulthe­aters pro­bierte Elaine den Umgang mit der Videokam­era. „Luigis Man­sion“ hieß der selb­stge­drehte Gru­selfilm, in dem Leute ver­schwinden, es spukt und Lui­gi als Geis­ter­jäger fungiert. Die Darsteller waren ihre jüngeren Geschwis­ter. Nach dem Hob­by-Film kam dann das Abi und der Wun­sch wuchs: „Ich will ans The­ater!“ Zwis­chen Deutsch und Englisch-Leis­tungskurs hat sich Elaine an fünf The­atern für den Bun­des­frei­willi­gen­di­enst bewor­ben, eins davon war das Meck­len­bur­gis­che Staat­sthe­ater in Schw­erin. Nach vier Stun­den Aut­o­fahrt und zwei Tagen vor der mündlichen Geschichtsprüfung des Abiturs lan­dete die junge Frau zum Vorstel­lungs­ge­spräch im Schw­er­iner Haus, von dem sie eine Woche später die Zusage bekam.

Sie recher­chierte und las viele Texte von Fritz Reuter, Foto: max­press

Begeisterung für das Mecklenburgische Staatstheater

„Ich war hin und weg“, erzählt sie heute. „Dass ich hier für die Fritz-Reuter-Bühne arbeit­en durfte, war was ganz Beson­deres. Nur mit der plattdeutschen Sprache haperte es anfangs ein wenig.“ Ihr Platt wurde jedoch schnell bess­er, obwohl die Anweisun­gen der Schaus­piel­er oder von der Regie an Elaine meist hochdeutsch daherka­men. Sie half, die Bühne einzuricht­en, Dinge zu besor­gen und der Regieas­sis­tenz den Rücken freizuhal­ten – The­at­er­all­t­ag halt. Da jed­er Frei­willi­gen­di­enst-Leis­tende auch ein eigenes Pro­jekt erstellen sollte, erfand Elaine die „T(o)ur de Fritz“. Passend zum 150. Todestag des Heimat­dichters Fritz Reuter ent­warf sie einen inter­ak­tiv­en Rundgang, der mit Video‑, Audio- und Textbeiträ­gen auf platt und hochdeutsch vom Schloss am The­ater vor­bei rund um den Pfaf­fen­te­ich führt und Wis­senswertes über Schw­erin und Reuter erzählt.

Liebe zum Theater und Schauspiel begleitet sie weiter

Markus Sebas­t­ian Wenger spielt auf der Tour den Fritz Reuter und Elaine Assig gibt das Peter­män­nchen. Für das Pro­jekt bekam Elaine im ver­gan­genen Jahr den Son­der­preis des Fritz-Reuter-Lit­er­atur­preis­es – das Sah­ne­häubchen zum Ende ihres Bun­des­frei­willi­gen­di­en­stes am Schw­er­iner The­ater. Ihr näch­stes Ziel heißt nun: The­ater­wis­senschaften oder Regie studieren. Das ist doch wun­ner­bor!

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