Close

„Schlafräuber“, die die Nachtruhe stören können

Ins Bett, Augen zu, erholsam schlafen und frisch aufwachen. Ein Wunsch, den wohl fast jeder hat. Vielen aber ist genau das nicht vergönnte. Sie schlafen unruhig oder müssen sich mit

  • Veröffentlicht Juli 11, 2022
Verspannt und unausgeruht aufwachen, kein seltenes Phänomen. | cmanbob86-auf-Pixabay

Wenn im Bett der Körper nicht zur Ruhe kommt, stehen diverse Gründe schnell im Verdacht: Stress, zu viel und zu schweres Essen am Abend, Vollmond. Das sind nur einige der Überlegungen, die vielen dann kommen. Und alle drei sind berechtigt. Aber was stiehlt den Menschen am häufigsten die nächtliche Erholung? Prof. Dr. Joachim Maurer leitet seit über 25 Jahren die Sektion für Schlafmedizin der Universitätsklinik Mannheim und kennt die Sorgen der Schlaflosen.

 

Schlafräuber 1: Alkohol und Nikotin

Als am weitesten verbreitete Schlafräuber gelten wohl die Genussmittel Alkohol und Nikotin. Beide stören die Regeneration jedoch auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Wer beispielsweise regelmäßig raucht, durchlebt während der Bettruhe einen Mini-Entzug. Aber auch der charakteristische Wirkstoff allein löst Unruhe aus. „Nikotin versetzt den Körper praktisch in einen Alarmzustand, was wiederum belebend auf den gesamten Organismus wirkt. Dadurch fällt das Einschlafen schwerer“, weiß Prof. Dr. Maurer. Das Ergebnis: Nächtliche Anspannung statt Entspannung. Alkohol hingegen besitzt den Ruf, den Schlaf zu fördern. Doch auch wenn die Wirkung schnell den Weg ins Reich der Träume weist, erholen sich nicht alle Gehirnareale gleichermaßen. Besonders die Tiefschlaf-Phasen, in denen der Großteil der Regeneration stattfindet, beeinflusst der Alkohol negativ. Vor dem Zubettgehen auf beide Genussmittel zu verzichten, erhöht daher die Qualität der Erholung.

 

Schlafräuber 2: Stress

Kindergeburtstag, Urlaubsplanung oder wichtige Projekte auf der Arbeit – Stress gehört zu einem gewissen Grad zum Alltag. Dreht sich das Gedankenkarussell jedoch auch im Bett weiter, leidet die Erholung darunter. „In Stresssituationen schüttet der Körper das Hormon Cortisol aus. Dadurch steigt die Leistungsfähigkeit. aber gleichzeitig ist der Botenstoff ein Gegenspieler zum Einschlafhormon Melatonin“, erklärt Prof. Dr. Maurer. Entsprechend liegen Menschen unter starker Belastung häufig lange wach. Wenn der Stresspegel über lange Zeit ein hohes Niveau beibehält, leidet ebenso die Tiefschlafphase darunter. Feste Abendrituale können dabei unterstützen, eine mentale Abgrenzung zwischen Arbeits- und Erholungsraum zu schaffen.

 

Schlafräuber 3: Schlafkrankheiten

Auch beeinträchtigen verschiedene Schlafkrankheiten die nächtliche Erholung. Mit Abstand am häufigsten tritt die Obstruktive Schlafapnoe (OSA) auf. „Schätzungsweise ist knapp ein Drittel der erwachsenen Menschen von einer OSA betroffen. Dabei entspannt sich die Halsmuskulatur, die Zunge blockiert die Luftwege und sorgt so für Atemaussetzer. Häufig weisen Schnarchgeräusche in Kombination mit unnatürlich langen Atempausen auf die Krankheit hin“, beschreibt Prof. Dr. Maurer. Die Symptome verringern die Qualität der Ruhephasen und wecken die Betroffenen sogar teilweise. Hier kann inzwischen sogar Technik Abhilfe schaffen. Der Neurostimulator von Nyxoah beispielsweise stimuliert den Unterzungennerv, wodurch die Atemwege frei bleiben. Doch wie finden Betroffene heraus, ob sie von einer OSA betroffen sind? „Neben einem Besuch beim HNO-Arzt ist eine ambulante Messung der Atmung während des Schlafes ein nächster Schritt. In einigen Fällen ist ein Besuch in einem Schlaflabor erforderlich“, fügt der Experte hinzu.

 

Schlafräuber 4: Aufwühlende Erlebnisse

Emotionen stimulieren das Gehirn und setzen so den Körper unter Strom. Ob es sich dabei um das Mitfiebern bei der Lieblingsserie oder einen belastenden Streit handelt, bleibt zweitrangig. „Wer aufwühlende Erlebnisse vor der Ruhephase erfährt, dem wird der Übergang in den Schlaf in der Regel eher schwerfallen“, weiß Prof. Dr. Maurer. Den Medienkonsum am Ende des Tages zu reduzieren oder gänzlich herunterzufahren, hilft bei der abendlichen Entspannung.

 

Schlafräuber 5: Lärmkulisse

Wenn in der Nachbarschaft der Bass bis spät in die Nacht wummert, bleibt die Bettruhe häufig auf der Strecke. Doch nicht nur Großereignisse wie Partys beeinflussen die nächtliche Regeneration negativ, sondern auch die eigenen vier Wände. Ein vibrierendes Handy, die Waschmaschine im Schleudergang oder schnarchende Partner stören die Erholung gleichermaßen. „Selbst wenn Geräusche die Schlafenden nicht komplett aufwecken, können dadurch die besonders erholsamen Phasen unterbrochen oder komplett verhindert werden“, erläutert Prof. Dr. Maurer. Neben einer sorgfältigen Untersuchung des nächtlichen Umfelds hilft in diesen Fällen ein altbewährtes Hausmittel – die Ohrenstöpsel.

 

Written By
Redaktion

der digitalen Tageszeitung Schwerin-Lokal. Kontakt: redaktion@schwerin-lokal.de

Kommentiere den Beitrag

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert